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Soniq Theater: Heroes Of The Past (Review)

Artist:

Soniq Theater

Soniq Theater: Heroes Of The Past
Album:

Heroes Of The Past

Medium: CD/Download
Stil:

Kleine elektronische Klangreisen durch die Vergangenheit

Label: Eigenvertrieb
Spieldauer: 56:53
Erschienen: 14.01.2014
Website: [Link]

Nun ist 2013 bereits Vergangenheit und dieses 2014 genau 14 Tage alt und „riesige“ Ereignisse erheitern oder erschüttern bereits das neue Jahr. Zwei schicksalsträchtige Skiunfälle bevölkern Funk und Fernsehen: der des Schweizer Staatsbürgers M. Schumacher und der der deutschen Bundeskanzlerin A. Merkel. Der Eine fuhr abseits der Piste und landete dafür im Koma, die Andere fuhr in der Loipe, ohne jegliche Ahnung vom Skifahren zu haben, und landete dafür auf dem Becken. Beide haben Pech – und beide haben leider wohl auch eine viel zu große Presse. Eine noch größere Presse hat Hitzlsperger, der noch vor 'nem halben Jahr an Lederbälle trat – und da es ihm wohl zu ruhig um seine Person wurde, teilt er uns nun in aller Öffentlichkeit mit, dass er schon immer statt an Bällen, lieber an Glocken rumspielte: „Ja, ich bin schwul!“ Mit sowas hat man sofort Presse, ganz große, man muss es nur richtig vorbereiten - „Und das ist gut so!“ Oder vielleicht muss man einfach nur schwul sein, um das genauso zu empfinden.
Völlig anders sieht es allerdings in puncto Presse bei der „Neujahrs“-Musik aus. Hier wird nämlich 2014 mit einem sehr traurigen Ereignis eröffnet, das gänzlich unbeachtet bleibt. Der Keyboarder der legendären DDR-Artrock-Band STERN-COMBO MEISSEN, Thomas Kurzhals, verstirbt am ersten Tag des neuen Jahres. Deutlich angenehmer dagegen ist die Nachricht, dass der Keyboarder ALFRED MUELLER, besser bekannt als SONIQ THEATER, sein nunmehr 14. Album unter dem Titel „Heroes Of The Past“ – wie passend – veröffentlicht. Auch das wird wohl, ganz ähnlich wie seine 13 Vorgänger, von der großen Presse unbeachtet bleiben, was wirklich ungerecht ist. Zumindest meint das dieser kleine Musikkritiker-Fuzzi, der dummerweise kein „Coming Out“, dafür aber die Rezi zu „Heroes Of The Past“ verfasst.

Die Helden der Vergangenheit, die hinter den 12 Stücken darauf lauern, ihre musikalische Offenbarung zu erfahren, sind neben großen Entdeckern oder Herrschern auch die Hauptfiguren aus Abenteuer- und Mystery-Romanen oder anderen Schriften. Ganz offensichtlich haben wir es beim Soniq-Theater-Album Nr. 14 mit einem instrumentalen Konzeptalbum zu tun, das viel Phantasie vom Hörer verlangt, da er sich sein eigenes Bild über die, dem Song seinen Titel gebenden Person malen muss, wobei uns Mueller durchaus auch in die Irre zu führen vermag. Wenn „Ancient Dreams“ beispielsweise mit synthetischem Wellenrauschen beginnt, vermutet man eher, sich im Titel „Sailing Columbus“ zu befinden. Allerdings klingt „Ancient Dreams“ dann tatsächlich sehr verträumt wie eine Kombination aus ROBERT MILES „Children“ und den leider viel zu unbekannten Alben des Holländers RENE DE VRENG. „Sailing Columbus“ wiederum besticht durch eine verträumte Keyboardfläche, der Synthesizer, ein Bass und Flötentöne echte Spannung verleihen – ein Song im Fluss, genauso als würde Kolumbus seine Segel setzen.

Mal wieder ist es die symphonisch-progressive Musik, die den Helden unserer Kind- & Vergangenheit ein notenreiches Leben einhaucht – eine breitflächige Klangkulisse zwischen Keyboard-Bombast der Marke ELP und zarten Tasten-Träumereien auf VANGELIS-Spuren. Sie enthält etwa alles, was ein wirklich gutes Keyboardscheibchen ausmachen sollte. Und ganz heimlich, still und leise schleichen sich sogar zwei echte, uralte Tasten-Opas durch die Hintertür der wahren muellerschen Vergangenheit ein, die schon 27 Jahre auf dem Buckel haben. „Lemuria“ (Ich weiß nicht genau, ob das die weibliche Form der Lemuren, also mysteriösen Totengräber, ist, die auch Fausts Grab schaufelten, aber ich vermute es!) - eine Reise durch TANGERINE DREAM-Klangwelten - und „Uther Pendragon“ = Oberster Krieger = (Der Vater von König Artus), der in den Sieben-Meilen-Stiefeln des VANGELIS daherkommt! Beide Titel nahm der deutsche Keyboarder 1987 noch mit einem Yamaha DX7 Synthesizer und auf einem 4-Track Analog Tape Recorder auf. Doch trotzdem sie über 25 Jahre alt sind, ist die Qualität beider Aufnahmen rundum schwer beeindruckend.

Verblüffend ist auch, dass ALFRED MUELLER mit seiner Musik – garantiert unbewusst – auch an den gerade viel zu früh verstorbenen THOMAS KURZHALS erinnert, der neben einem REINHARD LAKOMY während seiner ELECTRONICS-Phase, in der DDR einen recht typischen, ungewöhnlichen, aber sehr prägnanten 70er-Jahre-Keyboard-Rock prägte. Ein wenig verwaschen und sehr voluminös klangen damals die Aufnahmen, ganz ähnlich wie auf dem neusten SONIQ THEATER-Album, das gerade durch dieses 70er-Feeling einen ungeheuren Charme entfaltet. Dazu braucht man auch kein Schlagzeug, sondern es reicht die „Dose“, die trotzdem so klingt, als hätte sich da jemand mit zwei Drumsticks an den Fellen abgearbeitet.

Und es gibt noch einen weiteren Rückblick in die SONIQ THEATER-Vergangenheit, in der Mueller sich stärker den progressiven, als, wie auf „Heroes Of The Past“, den elektronischen Klängen widmete. „The Gold Diggers“ adaptiert das Stück „The Gold Rush“ vom zweites ST-Album „A Second Of Action“ offensichtlich, allerdings indem es den Prog-Teil deutlich runterfährt. Auf Nachfrage gab mir ALFRED MUELLER dann dankenswerter Weise auch folgende Auskunft: „'The Gold Diggers' habe ich in einer ziemlich unproggigen Phase komponiert und wenn du fein zuhörst, ist das ein Querverweis zu 'The Gold Rush'. Eigentlich ist 'The Gold Diggers' das Original und 'The Gold Rush' von meiner zweiten CD so eine Art Prog-Remix.“ Natürlich habe ich „fein zugehört“ und erst einmal die zweite CD von SONIQ THEATER vorgekramt, mir „The Gold Rush“ angehört, dann mit „The Gold Diggers“ verglichen und kann natürlich die Aussage nur bestätigen. Nun ist es natürlich jedem selber überlassen, eine Wertung der beiden Titel vorzunehmen – und ich bin mir beinahe sicher, was einerseits der eingeschworene Proggie und andererseits der Elektronik-Freak, der auch mal gerne zu Techno-Klängen eine ausgelassene Tanz-Sohle hinlegt, dazu denkt.

FAZIT: „'Heroes Of The Past' handelt musikalisch-thematisch von alten Zeiten und Helden, von Mythen, fiktionalen Charakteren und Persönlichkeiten, die es echt gegeben hat. Man könnte es thematisch fast als Konzeptalbum bezeichnen. Aber da es rein instrumental ist und keine eigentliche Story hat, überlasse ich es dem Hörer, ob er das so sieht. Die Songnamen versuchen auszudrücken, um wen es in dem jeweiligen Stück geht bzw. wen es charakterisiert.“ So versucht es ALFRED MUELLER auszudrücken – ich selber bin überzeugt davon, dass es hinter den Helden unserer Vergangenheit eine Unmenge musikalischer Ideen zu entdecken gibt. Neben „Pandromania“ das beste Album der Ära Mueller!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4226x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Robin Hood
  • Pioneers And Heroes
  • Lemuria
  • Sailing Columbus
  • Richard The Lionheart
  • Maharajah
  • Uther Pendragon
  • Ancient Dreams
  • Time Loves A Hero
  • Little Cowboys
  • The Gold Diggers
  • The Ruins Of Xanadu

Besetzung:

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