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Statistiken

Modern English: 1 2 3 4 (Review)

Artist:

Modern English

Modern English: 1 2 3 4
Album:

1 2 3 4

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Post Punk, Indie Rock, New Wave

Label: InKind Music/The Orchard
Spieldauer: 36:38
Erschienen: 23.02.2024
Website: [Link]

„Wir haben uns nicht so sehr verändert. Im Inneren sind wir immer noch die gleichen Leute. Und die ursprünglichen Mitglieder machen den Sound der Band aus.“ (Robbie Grey – Sänger von MODERN ENGLISH)

Oh ja, dass man weit über 45 Jahre zurückdenken darf, um zu den Anfängen von MODERN ENGLISH zu gelangen, ist sicher kein Geheimnis. Doch dass deren Sänger schon im Vorfeld ihrer doch recht überraschenden aktuellen LP „1 2 3 4“ (nach acht Jahren – Auslöser war angeblich die durch die Pandemie ausgelöste Langeweile) betont, dass sie von ihrer Persönlichkeit und Musikalität noch immer die 'jungen Alten' geblieben sind, dann klingt dahinter wohl auch ein wenig die Befürchtung mit, dass man der englischen Band so ein Album, welches sich deutlich an ihren Frühwerken der 1980er-Jahre orientiert, aber auch durchaus so einiges Stadion-Rock-Taugliches der Marke SIMPLE MINDS sowie Post-Punkiges und Psychedelisches, wie auf dem grandiosen LP-A-Seite-Rausschmeißer „Plastic“ sowie dem ebenso großartigen Album-Ende „Voices“, zu bieten hat, nicht mehr zutraute.

Diesbezüglich kann also Entwarnung gegeben werden, denn noch immer spielt der gewohnt verzerrt/verhallte Gesang von Robbie Grey, die verspielten, analogen Synthesizer-Sounds von Stephen Walker sowie die vertrackt-flirrenden Gitarren eines Gary McDowell, der von Mick Conroys fetten Bässen unterstützt wird, eine wichtige Rolle, die für eine Wiedererkennbarkeit der Band aus Colchester (Essex) steht.
Eine besonders rotzige Retro-Note erhält das Album zudem durch Produzenten Mario McNulty, der bereits mit solchen Größen wie DAVID BOWIE und LOU REED zusammenarbeitete und „1 2 3 4“ einen fett-voluminösen Sound verpasste. Und gerade der Mann von VELVET UNDERGROUND kommt einem beim Hören der musikalischen Zahlenkombination von MODERN ENGLISH immer mal wieder in den Sinn.

Der Punk Rock früherer Jahre wurde teilweise zurückgefahren, dafür treten deutlich die psychedelischeren Elemente sowie harmonischeren Melodien, die sich mitunter zu echten Hymnen entwickeln können, in den Vordergrund. Selbst die finstereren Klänge, die sich mitunter besonders auch durch den düsteren Gesang JOY DIVISION-mäßig entfalten, treten sehr gehäuft auf. So entstand trotz einfallslosem Titel ein ungewöhnlich komplexes Album.

Aber auch textlich haben sich die mitunter punk-garstigen Jungs – selbst wenn sie wahrscheinlich durchaus zurecht auch übers Älterwerden oder vergangene Liebesbeziehungen philosophieren – ihren Biss bewahrt, der ganz speziell in „Not My Leader“ unumwunden mit den politischen Zuständen in England und Amerika abrechnet und wozu Sänger Robbie Grey feststellt: „Ich erinnere mich daran, wie ich in den frühen 80er-Jahren nach Amerika kam. Wir hatten Margaret Thatcher und die hatten Ronald Reagan. Und dann spulen wir bis heute vor zu Donald Trump und all den Politikern und Unternehmen, die ihm gefolgt sind – mitsamt ihrer Korruption und Gier. 40 Jahre später ist es wirklich dasselbe. Es ist die gleiche alte Scheiße, die den normalen Menschen krank macht. 'Not My Leader' ist ein Song gegen diese Leute.“
Das bedarf keiner weiteren Worte!
Spannende und provokante Scheibe, die nicht von Altersweisheit sondern dem Drang lebt, an den viel zu eingefahrenen Festen dieses immer gefährlicher werdenden Zeitgeistes zu rütteln.

FAZIT: Mit „1 2 3 4“ wagen MODERN ENGLISH nach acht Jahren Stillstand einen weiten Griff zurück in die eigene Vergangenheit der frühen 1980er-ME-Jahre (zu Zeiten von „After The Snow“ und „Ricochet Days“), in denen sie auf der musikalischen Spielwiese vom Post Punk bis hin zum britischen New Wave und etwas aufgeplustertem Stadion-Rock-Bombast so etwa alles zu bieten hatten, was damals echt angesagt und für eine Erfolgsrezept unverzichtbar war. Ob diese Hinwendung auch anno 2024 noch Erfolg haben kann, sei dahingestellt – dafür aber bleibt die britische Band sich und ihren gut 45 Jahren zurückliegenden Anfängen treu. Besonders schön ist auch das hellgrün leuchtende Vinyl, das sich hinter dem dunkel gehaltenen LP-Gatefold-Cover verbirgt und deutlich lichter erscheint als die insgesamt gehörig dunkel und angriffslustig gehaltene Grundstimmung auf „1 2 3 4“.

PS: Und hier noch ein Hinweis, der definitiv nicht als April-Scherz verstanden werden sollte. Denn im April sind MODERN ENGLISH in Deutschland auf Konzert-Tournee - und das hier sind die konkreten Termine:

11.04. — Dortmund, DE — Musiktheater Piano
12.04. — Frankfurt, DE — Batschkapp
13.04. — Berlin, DE — Huxleys
14.04. — Hamburg, DE — Knust
24.04. — Oberhausen, DE — Kulttemple (Headline-Show)

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 880x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A:
  • Long In The Tooth
  • Not My Leader
  • Not Fake
  • Exploding
  • Plastic
  • Seite B:
  • Crazy Lovers
  • I Know Your Soul
  • Genius
  • Out To Lunch
  • Voices

Besetzung:

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