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Grey DeLisle: She's An Angel (Review)

Artist:

Grey DeLisle

Grey DeLisle: She's An Angel
Album:

She's An Angel

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Country, Folk, Americana, Singer/Songwriter

Label: Hummin' Bird Records
Spieldauer: 42:11
Erschienen: 19.01.2024
Website: [Link]

Fast 20 Jahre nahm sich die immerhin Grammy-prämierte Songwriterin und Autoharp-Spezialistin GREY DELISLE eine Auszeit von der Musik und konzentrierte sich stattdessen auf ihre anderen kreativen Outlets als Soundtrack-Komponistin, Stand-Up-Comedienne, Schauspielerin und Synchronsprecherin (was in den USA damit gleichzusetzen ist, dass sie ihre Stimme animierten Cartoon-Charakteren verleiht). Nun ist sie mit einer ganzen Reihe von Musikprojekten wieder zurück im Geschäft: 2022 veröffentlichte zunächst das Kinderalbum „Princess Mike“, 2023 das brillante Cover-Album „Borrowed“ und „She's An Angel“ ist nun ihr erstes Werk mit eigenen neuen Songs seit dem 2005er Werk „Iron Flowers“.

Worum geht es dabei? Nun: Ihre musikalische Karriere begann GREY DELISLE in den 90ern mit der Cowpunk-Band SIDE SADDLE. Ihre musikalische Expertise lag allerdings im Folgenden dann eher auf klassischer – es ließe sich sogar sagen 'orthodoxer' - Country-Musik, einem Stil, den sie sich bis heute verpflichtet fühlt und den sie auch auf „She's An Angel“ propagiert. Auch ihre Wurzeln als „75 % weiße Frau, die von einer mexikanischen Großmutter erzogen wurde“ (die übrigens dereinst als Sängerin für Tito Puente auftrat) lässt GREY DELISLE bis heute in ihre Musik einfließen. Dafür gründete sie schließlich ihr eigenes Label 'Hummin' Bird Records', auf dem nun auch das neue Werk in Eigenregie erscheint.

Unterstützen ließ sie sich bei diesem Projekt von Leuten, die auf derselben Wellenlänge schwimmen wie sie selbst. Dazu gehören auch ihre Produzenten-/Songwriter-Kollegen DEKE DICKERSON, EDDIE CLENDENING und der Pedal-Steel-Crack DAVE BERZANSKY, die auch alle in ihrer Band THE ROUGHHOUSERS mitspielen. Das erklärt dann die unausgesprochene Selbstverständlichkeit und die lebendige Spielfreude, mit der sich die Beteiligten am Country-Genre delektieren. Und 'delektieren' – also erfreuen oder ergötzen – ist hier genau der richtige Ausdruck, denn das gesamte Album versprüht ansteckende Lebensfreude im Überfluss.

Während sich die Band also mit einer beeindruckenden Ernsthaftigkeit durch die Honky Tonk-, Western Swing-, Folk- und Prärie-Hometown-Aspekte des Materials arbeitet (einer Ernsthaftigkeit übrigens, die jeden Gedanken an einen parodistischen Ansatz durch die stilistisch authentische Herangehensweise im Keime erstickt), spielt GREY DELISLE nicht nur als Interpretin, sondern auch als Songwriterin auf selbstironische Weise mit allen möglichen Klischees und Stimmungen des Genres. Manchmal auch, indem sie die Extreme gegeneinanderstellt: „I'll Go Back To Denver And You Can Go To Hell“, ist beispielsweise ein munter-amüsanter Empowerment-Track mit mehr als einem Augenzwinkern, während das nachfolgende „Stick And Poke“ ein unsentimentaler Tearjerker im Folk-Setting ist. Gleich darauf folgt mit „Wasted“ ein Road-Song mit jaulenden Steel-Gitarren und Tex-Mex-Vibes, der das uramerikanische Fernweh-Thema aufgreift, während „I Missed You“ mit Bakersfield-Twang überzeugt. Und so geht das munter weiter, sodass selbst der Laie am Ende einen recht guten Überblick über die verschiedenen Spielarten zeitloser Country-Musik gewonnen hat.

Bemerkenswert ist die Balance zwischen den verschiedenen Stilen und Stimmungen der einzelnen Tracks. Geraten Projekte wie diese ja öfter in den Bereich des Komischen, so sorgen die Authentizität und der Respekt, mit der sich alle Beteiligten dem Thema nähern, dafür, dass in dieser Hinsicht nichts zu bemängeln gibt. „She's An Angel“ hat auch nichts mit dem Mainstream-Aspekt des kommerziellen Country-Pop-Sounds zu tun, dessentwegen das ganze Genre in unseren Breiten – vielleicht sogar zu recht - in Verruf geraten ist. Hier bekommt der Hörer den wahren Gospel der Country-Musik gepredigt – und das ist gut so und funktioniert prächtig.

FAZIT: Zugegebenermaßen ist das ganz schön „Over The Top“, was GREY DE LISLE hier mit einer Riege alter und junger Szene-Haudegen auf die Beine stellt. Nichts kann hier zu übertrieben, farbenfroh, schillernd und exaltiert genug sein, was dazu führt, dass GREY DE LISLE auch dann nicht ins Comedy-Genre abrutscht, wenn sie überdrehte Impressionen von LORETTA LYNN oder amüsante Hommagen an PATSY CLINE oder DOLLY PARTON (deren Hit-Song „I Really Got The Feeling“ sie auf dem Album covert) auf „She's An Angel“ im Angebot hat.

Ullrich Maurer (Info) (Review 1534x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • I'll Go Back To Denver (And You Can Go To Hell)
  • Stick And Poke
  • Wasted
  • I Missed You
  • She's An Angel
  • I Like The Way You Think I Think
  • Cowboy Joe
  • Who Brought The Boots Beside Your Bed
  • The Dog (feat. Ray Benson)
  • Shake That Thing
  • Everybody's Baby
  • Big Sister
  • I Really Got The Feeling
  • Quit Pickin' On Me

Besetzung:

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