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Prince: Welcome 2 America (Review)

Artist:

Prince

Prince: Welcome 2 America
Album:

Welcome 2 America

Medium: CD/Download/Blu-ray/Do-LP/Limit. Box
Stil:

Funk, Soul, Rock, Pop aus der Gruft

Label: The Prince Estate/Legacy Recordings
Spieldauer: 54:21
Erschienen: 30.07.2021
Website: [Link]

Das permanente Graben in den Musik-Kellergewölben von PRINCE durch The PRINCE Estate und Legacy Recordings fördert die seltsamsten, oftmals geheimnisvollen, aber zugleich auch immer sehr wertvollen Musik-Perlen aus dem extrem inhaltsreichen Fundus des vor fünf Jahren verstorbenen Kult-Musikers hervor.

Dieses Doppel-Album ist eine weitere Sensation für alle Freunde des (ehemals) charismatischen und zugleich extrem introvertierten Mannes, der sich mal über den Adel (PRINCE), dann wieder die Liebe (LOVE SYMBOL) musikalisch definierte. Denn „Welcome 2 America“ ist ein in sich geschlossenes, im Grunde konzeptionelles Studio-Album, das PRINCE im Jahr 2010 komplett mit Band einspielte und welches dann – Keiner scheint zu wissen, warum! – bis zum Tod des Musikers und weitere fünf Jahre im PRINCE-Giftschrank, oder besser Tresor, seines Kellergewölbes in Paisley Park blieb.

Aber „Welcome 2 America“ ist zugleich auch – womit wir beim Konzept des 2010 eingespielten Albums wären – ein massiver Angriff gegen die bestehenden Missstände in Amerika.
Ja, in einem Amerika, dem längst noch nicht der präsidiale Hassprediger Trump, sondern der Friedensnobelpreisträger Obama vorstand. All dieser Schein und diese Verlogenheit, hinter denen sich – trotz eines farbigen Präsidenten – der grassierende Rassismus, die hetzerischen Medien, der unerbittlich über Leichen gehende freie Kapitalismus, das marode Arm-Reich-System und viele weitere Ungerechtigkeiten verstecken, müssen sich der knallharten textlichen wie musikalischen PRINCE-Kritik, die im Grund besser noch „No Welcome 2 America“ hätte heißen sollen, stellen: „Land of the free / Home of the brave. Oops, I mean / Land of free / Home of the slave.“ (Land der Freiheit / Das Zuhause der Mutigen. Huch, ich meinte / Das Land der Freiheit / Das Zuhause der Sklaven.)

PRINCE geht sogar noch einen Schritt weiter und vergleicht im Jahr des Einspielens von „Welcome 2 America“ diese Weltmacht offensichtlich mit GEORGE ORWELLs '1984': „Die Welt ist voller Desinformation. George Orwells Vision der Zukunft ist eingetreten. Wir müssen in den schwierigen Zeiten, die vor uns liegen, unerschütterlich im Glauben bleiben.“
Hoffentlich meinte PRINCE in diesem Falle den Glauben an das Gute, aber nicht an die Institution Kirche (oder der Zeugen Jehovas, denen er in- und extensiv huldigte), deren Verlogenheit und/oder Naivität wortwörtlich ebenso zum Himmel stinkt, wie das spätere „America First!“ des verlogensten Twitter-Präsidenten der gesamten amerikanischen Geschichte.

Doch glücklicherweise kann PRINCE sich trotz aller Glaubensbekundung von einer seiner wohl größten Leidenschaften nicht lossagen: dem Sex. Pfui, da spricht man doch in religiösen Kreisen nicht drüber, aber PRINCE singt offensichtlich darüber und präsentiert so mit „Stand Up And B Strong“ eine seiner schönsten Balladen überhaupt, auch noch als wundervolles Duett mit ELISA FIORILLO dargeboten, die sonst auf allen anderen Songs des Albums gemeinsam mit SHELBY J. und LIV WARFIELD als Background-Sängerin agiert.

Insgesamt betrachtet aber ist dieses PRINCE-Album aus den Kellergewölben von Paisley Park ein typisches Werk, das an die guten alten Zeiten von R&B und Soul und funkigen Pop anknüpft, als PRINCE sich noch nicht zum LOVE SYMBOL ausgerufen hatte. Ein echtes Hit-Album eben, allerdings mit fundamentaler lyrischer Kritik an den bestehenden Zuständen in Amerika. Und manchmal klingt es gar so, als hätte PRINCE singend und flott drauflosmusizierend durch ein Glaskugel geschaut und bereits das Unvorstellbare vorhergesehen, was dann die amerikanische Nation unter Trump noch stärker spalten bzw. erschüttern sollte und seinen traurigen Höhepunkt in der versuchten Erstürmung des Capitols fand, sodass der eindringliche Wunsch seines letzten funky vorgetragenen Songs nicht in Erfüllung gehen sollte: „One Day We Will All Be Free“.

Wer sich mal wieder, wie bei allen neueren PRINCE-Veröffentlichungen, vor der schweren Entscheidung stehen sieht, welches der Formate er wählen soll, dem sei besonders das Doppel-Vinyl empfohlen. Denn es enthält neben den drei mit insgesamt 12 Songs bespielten LP-Seiten, die alle in bedruckten Innenhüllen samt Fotos und Texten stecken, als letzte Seite eine künstlerisch beeindruckend gestaltete Etched-Seite, auf der neben einer Amerika-Botschaft zugleich der Musiker, motivisch genauso wie auf dem doppelseitigen Bild im Inneren des Gatefold-Covers dargestellt, zu sehen ist.

FAZIT: Sie sind anscheinend unendlich, die Entdeckungen, welche The PRINCE Estate noch immer, fünf Jahre nach dem Tod von PRINCE, aus dessen Archiven zutage und auf unseren Plattenteller befördert. Dieses Mal gibt’s eine weitere Sensation aus dem Nachlass, deren größtes Geheimnis darin besteht, dass dieses „Welcome 2 America“ nicht bereits 2010 zu Lebzeiten von PRINCE veröffentlicht wurde. Denn dieses Album ist tatsächlich ein bereits komplett eingespieltes PRINCE-Studio-Album, das sich noch dazu neben dem wirklich guten, typischen PRINCE-Sound durch eine harsche Kritik an den untragbaren Zuständen eines Obama-Amerika auszeichnet, obwohl an einen Trump noch gar nicht zu denken war. „Welcome 2 America“ gehört eindeutig in jede PRINCE-Sammlung mit offiziellen Veröffentlichungen seiner Studio-Alben, die nunmehr erst hierdurch wirklich komplettiert wird.

PS. Hinweis zur Deluxe-Ausgabe des Albums, inklusive einer BluRay mit dem „Welcome 2 America“-Konzert vom 28. April 2011:

Die Deluxe Edition von “Welcome 2 America“ wird mit einer luxuriösen Goldfolienverpackung geliefert, die von dem GRAMMY-nominierten Künstler Mathieu Bitton und dem GRAMMY-nominierten Kreativ-Direktor und PRINCE-Mitarbeiter Trevor Guy entworfen wurde, komplett mit einem 32-seitigen Begleitbuch im Format “12 x12" und einem geprägten Pergamentumschlag, der exklusive Memorabilien aus der „Welcome 2 America“-Ära enthält (ein fotografischer Kunstdruck, Poster im Format 23"x36", Replik der Setlist, Eintrittskarte, VIP-Einladung und Backstage-Pässe). Als Gesamtpaket bietet die Deluxe Edition einen mehrdimensionalen und intensiven Blick auf PRINCEs kreatives Genie während seiner spontanen, energiegeladenen und zum Nachdenken anregenden „Welcome 2 America“-Ära.

Prince – Welcome 2 America
Studio Album (CD/LP/Digital)

1. Welcome 2 America
2. Running Game (Son of a Slave Master)
3. Born 2 Die
4. 1000 Light Years From Here
5. Hot Summer
6. Stand Up and B Strong *
7. Check The Record
8. Same Page, Different Book
9. When She Comes
10. 1010 (Rin Tin Tin)
11. Yes
12. One Day We Will All B Free

* Soul Asylum cover

Prince – Welcome 2 America (Live at The Forum, April 28, 2011)
Concert Performance (Blu-Ray):

1. Joy In Repetition
2. Brown Skin (India.Arie cover)
3. 17 Days
4. Shhh
5. Controversy
6. Theme From “Which Way Is Up” (Stargard cover)
7. What Have You Done For Me Lately (Janet Jackson cover)
8. Partyman
9. Make You Feel My Love (Bob Dylan cover)
10. Misty Blue (Eddy Arnold cover)
11. Let’s Go Crazy
12. Delirious
13. 1999
14. Little Red Corvette
15. Purple Rain
16. The Bird (The Time cover – PRINCE composition)
17. Jungle Love (The Time cover – PRINCE composition)
18. A Love Bizarre (Sheila E. cover – PRINCE composition)
19. Kiss
20. Play That Funky Music (Wild Cherry cover)
21. Inglewood Swinging (cover of Kool & the Gang’s “Hollywood Swinging”)
22. Fantastic Voyage (Lakeside cover)
23. More Than This (Roxy Music cover)

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3580x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Seite A (20:17):
  • Welcome 2 America (5:23)
  • Running Game [Son Of A Slave Master] (4:05)
  • Born 2 Die (5:03)
  • 1000 Light Years From Here (5:46)
  • Seite B (16:59):
  • Hot Summer (3:32)
  • Stand Up And B Strong (5:18)
  • Check The Record (3:28)
  • Same Page, Different Book (4:41)
  • Seite C (17:05):
  • When She Comes (4:42)
  • 1010 [Rin Tin Tin] (4:46)
  • Yes (2:56)
  • One Day We Will All Be Free (4:41)
  • Seite D:
  • Etched-Side (sehr kunstvoll gestaltet)

Besetzung:

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