Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Maerzfeld: Zorn (Review)

Artist:

Maerzfeld

Maerzfeld: Zorn
Album:

Zorn

Medium: CD/Download
Stil:

Industrial Metal / NDH

Label: Südpolmusic
Spieldauer: 43:17
Erschienen: 04.10.2019
Website: [Link]

Es ist immer eine Gratwanderung, wenn man neben seiner Hauptband, mit der man Eigenkompositionen einspielt, noch ein zweites Gesicht besitzt, das sich - wie im Falle MAERZFELDs - immer dann zeigt, wenn man landauf – landab – als erfolgreichste RAMMSTEIN-Tribute-Band zu den Instrumenten greift. Versuche, diese beiden Standbeine voneinander zu trennen, sind daher schon im Vorfeld zum Scheitern verurteilt, da es in der heutigen Zeit immer schwieriger wird, als Musiker mit nur einem Projekt seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Heli Reißenweber und seine Mitstreiter, die in ihrem Nebenjob unter dem Banner STAHLZEIT die Hallen der Republik beackern, haben aber deutlich mehr in petto als die bloße, wenn auch sehr gekonnte Reproduktion RAMMSTEINscher Erfolge. Das nun vorliegende, vierte Album seit 2011 macht dies eindrucksvoll deutlich. Getragen von der sonoren Stimme des Frontmanns, entwickelt MAERZFELD auf „Zorn“ ein buntes Potpourri teils hitverdächtiger Melodien, wobei die Texte einen groben Abriss der Themen widerspiegeln, die gemeinhin den Stoff der Industrial- oder Dark Rock- Szene liefern, das alles jedoch, ohne Eigenständigkeit und Variation vermissen zu lassen.

Die typisch düster-feindseligen Gitarrenriffs werden immer wieder aufgebrochen und konterkariert durch feinsinnige Melodien, die Reißenweber mal konzentriert und emotional, mal lapidar oder rotzfrech zum Besten gibt. Daneben überzeugt die stimmige Produktion der elf Titel, die dem Album den nötigen Druck verlieht und die Messlatte für vergleichbare Acts enorm hoch legt.

Hervorzuheben ist zunächst der brachiale Opener „Zorn“, der für die Scheibe sowohl richtungsweisend als auch namensgebend ist, Selbstzweifel bis hin zum Hass auf das eigene Ich thematisiert und trotz seiner Konzeption als Live-Stampfer nachdenklich macht.

„Ohrblut“ reduziert das Tempo des Auftakts etwas, ohne die bedrückend-kraftvollen Vibes zu verleugnen, die mit „Die Sünde Lebt“ wieder kräftig geschürt werden. Ein weiterer, ohrwurmartiger Anschlag auf die Gehirnwindungen, der in „Schwarzer Schnee“ seine Fortsetzung findet.

„Reich“ thematisiert das Paradoxon zwischen Arm und Reich. Provokant bis dass es schmerzt, gibt Reißenweber hier den Bösewicht, dessen Maßlosigkeit der Grund für das Elend der Welt ist. „Schert euch weg – ich kauf euch leer“ oder „habt ihr Hunger, oder friert ihr – ich leb´ völlig ungeniert hier – scheiß auf euch und euer Leid – wärst du nicht arm wär ich nicht reich“ zeugen nicht unbedingt von übermäßiger Empathie. Wer allerdings auch nur ein wenig zwischen den Zeilen zu lesen im Stande ist und sich auch etwas mit den MAERZFELD-Musikanten beschäftigt hat, weiß diese Verse als eine völlig überzogene Persiflage einzuordnen, die ihren Ursprung im Anspruchsdenken diverser schwarzer Schafe findet. Anspieltipp!

„Einer Wie Alle“ nimmt den Zeitgeist auf die Schippe, sich „auf Teufel komm raus“ von der Masse abheben zu müssen, sei es durch Tattos „an allen Körperteilen“ oder dem Versuch, alles schaffen zu müssen, da die Erziehungsberechtigten das Mantra des „du kannst alles schaffen“ dem Zögling in den Schädel geprügelt haben. Das Zerbrechen an der Wirklichkeit ist bei solchem Anspruchsdenken möglich bis vorprogrammiert.

„Flammenhände“, „Menschling“ und „Die Welt Reißt Auf“ runden den Reigen der starken Eigenkompositionen ab, bevor mit „Zeig Mir Die Nacht“ eine Cover-Version des MÜNCHENER FREIHEIT - Titels von 1982 ansteht und den Rausschmeißer gibt.

FAZIT: „Zorn“, das vierte Album der Industrial-Metaller MAERZFELD ist die kontinuierliche Weiterentwicklung der Stärken einer Band, die sich abseits des Mainstream ein Terrain erschlossen hat, dem sich Normalos nur selten nähern. Das Ergebnis ist fesselnd, teils im positiven Sinn verstörend und aufgrund der eindringlichen Texte zudem bedenkenswert. Ein Werk, auf das man sich einlassen muss, da sein Anspruch an die Hörer/Innen die Verwendung als Hintergrundgedudel gänzlich ausschließt.

Stefan Haarmann - Stellv. Chefredakteur (Info) (Review 5281x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Zorn
  • Ohrblut
  • Die Sünde Lebt
  • Schwarzer Schnee
  • Reich
  • Bittersüß
  • Einer Wie Alle
  • Flammenhände
  • Menschling
  • Die Welt Reißt Auf
  • Zeig Mir Die Nacht (Münchener Freiheit Cover)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

  • Zorn (2019) - 13/15 Punkten
  • Anblaggd (2020) - 14/15 Punkten
Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wobei handelt es sich nicht um ein Getränk: Kaffee, Tee, Bier, Schnitzel

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!