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Bernd-Michael Land: Das Lächeln der Bäume – Metamorphose / Intervall / Odyssee / Quintessenz (Review)

Artist:

Bernd-Michael Land

Bernd-Michael Land: Das Lächeln der Bäume – Metamorphose / Intervall / Odyssee / Quintessenz
Album:

Das Lächeln der Bäume – Metamorphose / Intervall / Odyssee / Quintessenz

Medium: 4 CDs
Stil:

Elektronische Musik in Symbiose mit der Natur

Label: Eigenvertrieb
Spieldauer: 296:04
Erschienen: 08.06.2018
Website: [Link]

„Ich bin fest davon überzeugt, dass ein kreativer Musiker immer den Mut haben sollte, seinen eigenen Weg zu gehen, wie unorthodox dieser auch sein mag, selbst wenn diesem Weg Tabus entgegenstehen.“

Mit diesem Satz beendet BERND-MICHAEL LAND im Booklet sein ambitioniertes, vierteiliges, elektronisches Klang-Kunst-Projekt „Das Lächeln der Bäume“, in welchem er die geheimnisvolle Schönheit der Natur – besonders natürlich der Bäume – mit der gleichfalls geheimnisvollen Schönheit der elektronischen Musik vereint, die er mit vielen Naturgeräuschen anreichert und so eine offensichtliche Symbiose von Natur und Technik innerhalb der Musik verwirklicht.

Die Idee hinter „Das Lächeln der Bäume“, die sich über die vier CD‘s „Metamorphose“, „Intervall“, „Odyssee“ und „Quintessenz“ erstreckt, ist, die Darstellung unseres Lebens aus der Sicht eines alten Baumes auf unserem Planeten mit Ambient, Electronics, New Age und Field-Recordings in bester Tradition der „Berliner Schule“, zu deren wichtigsten Lehrmeister bekanntlich die Krautrock-Elektroniker MANUEL GÖTTSCHING und ASHRA TEMPEL, EDGAR FROESE und TANGERINE DREAM sowie KLAUS SCHULZE, aber auch MOEBIUS und ROEDELIS gehören, zu vertonen. Und da BERND-MICHAEL LAND – neben einigen anderen, leider heutzutage viel zu wenig beachteten, großartigen elektronischen Musikern – ein hervorragender Schüler dieser Schule, aber auch ein sehr eigenständiger Soundtüftler an den unterschiedlichsten Klangerzeugern geworden ist, entwickelt er im Rahmen dieses vierteiligen Projekts eine traumhafte Reise durch die Klänge der Natur und der Elektronik, die zum großen Teil auch auf den Instrumenten der Berliner-Schul-Anfänge beruhen.

„Ich habe an dieser Stelle versucht, für neugierige, intelligente Menschen einen ganz besonderen Ort zu schaffen, einen Ort, in dem man sich in Träumen, Gedanken und Muse verlieren kann, einen Ort, wo man neuen, kreativen Ideen stets offen gegenübersteht.“

Dieser Ort des Klangs lebt, da wir uns auch beim Hören in die Rolle eines alten Baumes versetzen sollten, von vielen natürlichen Geräuschen, bei denen selbstverständlich Vogelgezwitscher den Vorrang hat, aber auch Wasserrauschen, Grillenzirpen, Windgeräusche, Froschquaken, Feuerknistern, Donnergrollen und vieles mehr, was Land mit seinen Field-Recordings in der Natur alles auf seinen Bändern verewigte, um diese Sounds dann, mal real, mal verfremdet, in seine elektronische Musik einzubauen, ganz ähnlich wie es auch ein BLONKER oder VOLLENWEIDER immer wieder auf ihren naturverbundenen Electronic-Alben tun.
Hinzu kommen, neben dem hervorragenden Klang der Aufnahmen, noch die Vielzahl der gelungenen Stereo-Effekte, die zwischen den Boxen einerseits hin- und herwandern oder mitunter linear rechts und links verteilt sind und immer wieder ineinanderfließen. BERND-MICHAEL LAND ist nicht nur ein ausgezeichneter Musiker, sondern auch hervorragender Studio-Techniker und Sound-Mischer.

„Mit meinen Arbeiten möchte ich kein Millionenpublikum erreichen, denn sie sind für solche Menschen gemacht, die vorurteilsfrei genug sind, sich an meinen verdrehten Ideen und Visionen zu erfreuen und die meine Werke verstehen, weil wir dieselbe Sprache sprechen.“

Eigentlich ist es nicht schwer, die Musik von BERND-MICHAEL LAND zu verstehen...
...und eigentlich hätte sie gerade in unserer heute so hektischen Zeit ein Millionenpublikum verdient, das ordentlich auf die Stress-Bremse tritt, weil es sich dieser Schnelllebigkeit und allgegenwärtigen Hast entzieht, sich seines eigenen Inneren besinnt, das nach Ruhe und Harmonie strebt, statt nach der monströsen Mammon-Jagd und den hektischen Reflexionen, die uns in der medialen Welt aus grellbunten Versuchungen und technischen Verführungen vorgekaukelt wird.
Eine ganz ähnliche Verwandlung machte auch BERND-MICHAEL LAND durch, der vom anfangs gewaltbereiten Motorrad-Rocker bis zum musikverliebten Elektronik- und Naturklang-Künstler einen langen Weg beschreiten und viele schwere Entscheidungen, die am Ende eindeutig für die Musik ausfielen, treffen musste.
Doch kaum wer will diese Musik heute noch verstehen, sich die entsprechende Zeit dafür nehmen. Warum nur?
Die Berliner (Krautrock-Electronic-)Schule wird von der Berliner Rütli-Schule und der Schule eines am eigenen Ego orientierten Lebens, dem die Natur, die Tiere oder die Bäume genauso piepegal sind wie der ganze Scheiß, der auf dem Kompost namens Hass gedeiht und den wir pflegen und hegen, bis darauf die Affenbrotbäume gedeihen, die bereits den Planeten des Kleinen Prinzen gefährden.
Musik ist in der Lage, etwas zu verändern – nur muss sich der Mensch auch darauf einlassen, zu eigener Veränderung bereit sein, statt seinen oberflächlichen Vorurteilen zu huldigen.
Auch darum ist „Das Lächeln der Bäume“ in seinen vier Teilen eine sehr ruhige Angelegenheit geworden – mit das ruhigste und getragenste, niemals aber langweilige Werk des 64jährigen Elektronik-Musikers, Studio-Technikers und Produzenten aus Frankfurt am Main, der bereits 1969 seine ersten musikalischen Schritte mit Tonbandmaschinen und Orgel setzte und seitdem der elektronischen Musik mit Leib und Seele und all seiner Leidenschaft und seinem Können verfallen und verpflichtet ist.

Eigentlich hat „Das Lächeln der Bäume – Metamorphose / Intervall / Odyssee / Quintessenz“ einen neuen Begriff innerhalb der elektronischen Musik verdient, gerade weil hier Natürliches und Elektronisches im Sinne des alten, an Jahresringen reichen Baumes so intensiv ineinander verschmelzen. Genauso wie es 1922 HERMANN HESSE in „Piktors Verwandlung“ geschehen ließ, als er in seinem Kunstmärchen den Jungen Piktor zum Baum werden und seine Eindrücke, zwischen Wohlgefallen und Angst, dabei wiedergeben ließ. Das war Poesie – unter genau dem gleichen Blickwinkel schafft BERND-MICHAEL LAND mit „Das Lächeln der Bäume“ die musikalische Poesie aus Elektronik und Natur und bestätigt auf seine ganz spezielle Art Hesses Worte: „Bäume sind Heiligtümer. Wer mit ihnen zu sprechen, wer ihnen zuzuhören weiß, der erfährt die Wahrheit.“

FAZIT: Mit dem elektronischen Musik-Vierteiler „Das Lächeln der Bäume – Metamorphose / Intervall / Odyssee / Quintessenz“ verwirklicht der deutlich von der „Berliner Schule“ geprägte Musiker, Studio-Techniker und Klang-Künstler BERND-MICHAEL LAND mit seiner Kombination aus elektronischer Musik, Klang-Experimenten und Naturgeräuschen eine ruhige und zugleich wunderschöne Reise durch die Faszination der Natur. So schön und traumhaft, dass man eine neue Kategorie innerhalb des breit gefächerten Spektrums von E-Musik dafür anlegen könnte: New Natural Age!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5260x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • CD 1 – Metamorphose (74:01):
  • Morgentau
  • Aszendent
  • Dezenz
  • Sonnenglanz
  • Evidenz
  • Metropol
  • Radix
  • Samenkorn
  • Phase
  • CD 2 – Intervall (74:01):
  • Odem
  • Elysium
  • Paradox
  • Äon
  • Periode
  • Sequoia
  • Monsun
  • Konnex
  • CD 3 – Odyssee (74:01):
  • Distanz
  • Sternmoos
  • Dialog
  • Flammensäule
  • Relief
  • Donnerschall
  • Obskur
  • Gezweig
  • CD 4 – Quintessenz (74:01):
  • Jahresring
  • Satyr
  • Quästion
  • Helios
  • Chlorophylle
  • Artefakt
  • Abaddon
  • Epilog
  • Dekade

Besetzung:

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