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Steven Wilson: Hand. Cannot. Erase (Review)

Artist:

Steven Wilson

Steven Wilson: Hand. Cannot. Erase
Album:

Hand. Cannot. Erase

Medium: CD/LP/CD+DVD/Download/Blu-ray
Stil:

Progressive Rock

Label: Kscope/Edel
Spieldauer: 65:44
Erschienen: 27.02.2015
Website: [Link]

Bitte beachtet auch unser STEVEN WILSON Massen-Review unter den Kolumnen!

Mit "Insurgentes" als Soloprojekt ins Leben gerufen, mit "The Raven That Refused To Sing (And Other Stories)" jedoch zum beständigen Bandgefüge gereift, folgt mit "Hand. Cannot. Erase." der vierte Longplayer unter dem Banner STEVEN WILSON. Stellte der Vorgänger gemäß dem Titel noch eine Ansammlung von Kurzgeschichten dar, so widmet sich Wilson diesmal erneut seiner Vorliebe für Konzeptalben. Thematisch behandelt er dabei die tragische Geschichte einer mitten im Leben stehenden Frau, deren plötzlicher Tod trotz aktivem sozialen Umfeld für über zwei Jahre unentdeckt blieb. Auf "handcannoterase.com", einem eigens eingerichteten Blog, finden sich diverse fiktionale Tagebucheinträge der Protagonistin und liefern Interessierten reichlich zusätzliches Futter zu einem ohnehin außergewöhnlichen Hörerlebnis.

Doch wie jedes Album des umtriebigen Briten wird auch Album Nummer vier sich einer zentralen Herausforderung stellen müssen: der Erwartungshaltung. Wer also davon ausgeht, dass "Hand. Cannot. Erase." das metaphorische Rad progressiver Musik neu erfindet oder ohnehin der Meinung ist, dass die stets angeführten - und auch diesmal nicht von der Hand zu weisenden - Parallelen zu KING CRIMSON und Co. niemals dem Original das Wasser reichen können, dem wird es erneut nicht an Ansatzpunkten für Kritik mangeln. Auch diverse Selbstreferenzen, sei es zu BLACKFIELD, NO-MAN oder gar PORCUPINE TREE, werden aufmerksamen Hörern kaum entgehen. Die Prämisse lautet daher anno 2015 nicht Innovation, sondern Perfektion. Seine ganz persönliche Erfolgsformel scheint STEVEN WILSON inzwischen gefunden zu haben, nun kann zum Feinschliff angesetzt werden, den es keineswegs mit Stagnation zu verwechseln gilt.

Dies beweist ohne Umschweife das eröffnende Doppel "First Regret" / "3 Years Older", das mit der Atmosphäre von "Insurgentes", der Experimentierfreude und dem elektronischen Einschlag von "Grace For Drowning" und der individuellen Klasse der auf "The Raven That Refused To Sing (And Other Stories)" hinzugewonnenen Mitmusiker all die mit der Zeit angesammelten Stärken zu einem homogenen und vor Dynamik nur so strotzenden Ganzen vereint. Dynamik ist auch das Stichwort für das Arrangement der formal elf, tatsächlich jedoch eher acht Stücke des Albums, wodurch all diese wohl durchdacht positioniert und damit geschickt in Szene gesetzt werden. So folgt beispielsweise auf das eröffnende Prog-Feuerwerk konträr der fast schon poppig anmutende Titeltrack.

Besondere Beachtung verdient jedoch das elektronisch geprägte "Perfect Life", das sich gewissermaßen als Herzstück des Albums entpuppt. Hier zeigt sich nicht nur wie perfekt die Symbiose aus Musik und Konzept ausfallen kann, sondern offenbart zugleich auch unweigerlich den einzigen nicht hinwegzudiskutierenden Kritikpunkt des Albums. Denn Abseits dieses Tracks und der überraschend spärlich gesäten Vocals durch Gastsängerin Ninet Tayeb, ist vom Konzept herzlich wenig zu spüren. Womit man wieder beim Thema Erwartungshaltung angelangt wäre, die hier im Vorfeld bewusst geschürt und resümierend schlicht nicht erfüllt wird.

FAZIT: Legt man es darauf an, so finden sich auch auf "Hand. Cannot. Erase." Kritikpunkte. Rein musikalisch betrachtet suchen die elf Stücke jedoch in Sachen Komposition, Produktion und Umsetzung ihresgleichen. Besonders die Fülle an Details und Wilsons unvergleichliches Gespür für Sounddesign führen mehr als einmal zu beinahe ungläubigem wie ehrfürchtigem Kopfschütteln. Und auch wenn STEVEN WILSON die große Innovation schuldigt bleibt, so verdient sich dieses Werk dennoch ohne jeden Zweifel das Prädikat "zeitlos" und reiht sich damit mühelos an der Spitze des Schaffens unter diesem Banner ein.

Markus L. (Info) (Review 11560x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 15 von 15 Punkten [?]
15 Punkte
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Tracklist:
  • First Regret
  • 3 Years Older
  • Hand Cannot Erase
  • Perfect Life
  • Routine
  • Home Invasion
  • Regret #9
  • Transience
  • Ancestral
  • Happy Returns
  • Ascendant Here On…

Besetzung:

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  • keine Interviews
Kommentare
Lateralis84
gepostet am: 26.02.2015

Dem kann ich mich nur anschließen. Die schiere Detailfülle in jedem kleinen Winkel des Albums erschlägt einen regelrecht. Allerdings im höchst positiven Sinne.
Bin gespannt auf meinen gesetzten Eindruck nach 20 plus Durchläufen. Morgen vor allem auf Vinyl auf der ganz großen Bühne (Anlage) des Nachbarn :)
Tim
gepostet am: 10.03.2015

User-Wertung:
12 Punkte

Ich muss gestehen, ich bin freudig überrascht von der Platte. Nach "Raven" und dem gerechtfertigten Hype zu jenem Album hab ich erwartet, dass sich Wilson in der gerade erreichten Perfektion sonnen wollen würde und das Nachfolgewerk als artverwandt einzustufen wäre, wie das bei Porcupine Tree seit In Absentia auch passiert ist. Nachdem es immerhin drei Solo-Alben gebraucht hat, zur Perfektion zu finden hätte das mich nicht gewundert. Aber wie vorher angekündigt, kehren die simplen Strukturen (Pop!) hier wieder zurück, für die Wilson ja auch immer empfänglich war. Anlässlich des bereits oft besprochenen Konzepts ist die Scheibe erfreundlich tiefgründig, dabei stärker auf balladeske Momente, Piano und Akkustikgitarre fokussiert als zuletzt. Und viele Melodien sind wunderschön. Lediglich die - einerseits ausdrücklich erwünschte - Klangvielfalt und damit entstehende Inhomogenität macht dem Konzept manchmal einen Strich durch die Rechnung. Genau wie die allgemein gehaltene Situation der jungen Frau, für die man sich auch noch hätte mehr zurückgelassene Dinge, Personen ausdenken können. Klanglich sind vor allem die genau im erforderlichem Maße gehaltenen weiblichen Vocals, der Jungenchor, sowie die schauerlich schönen rockfremden Klänge, die zuweilen wieder ein wenig elektronischer geworden sind. Eine Neuerfindung radikalerer Art gibt es zwischen den Alben eines Künstlers sowieso selten, Trademarks spielen da eine wichtige Rolle, aber die Veränderung zu "Raven" sind deutlich herauszuhören und genau der richtige Ansatz für ein Nachfolgewerk gewesen. Ich vergebe an "Hand.Cannot.Erase" nach gründlichem Durchhören und Schaffen der Distanz nach der Anfangseuphorie 12 Punkte.
Thomas
gepostet am: 21.04.2015

User-Wertung:
13 Punkte

Ob das Werk das Prädikat "Prädikat "zeitlos" verdient, wird die Zeit erst ergeben; alles andere ist Fubbes; die Musik ist tadellos und gehört ohne Zweifel zum Besten, was der aktuelle Prog zu bieten hat. Mein Problem mit Herrn Wilson ist eine Sättigung, da er durch seine Hyperaktivitäten fast überall zu sein scheint; ähnlich der Situation vor Jahrzehnten, als allein die Erwähnung des Namens Phil Collins Abwehrreflexe bei mir aktivier thatte
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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