Mit ihrem Debütalbum reiht sich die Slowakin Silvia Josifoska in der Riege junger wilder Blues-Damen ein, die seit ein paar Jahren von sich reden macht, wobei sie vorerst den einfachen Weg wählt und Klassiker covert.

B.B. Kings „Rock Me Baby“ als Opener ist keine schlechte Wahl, um die eigenen Vorzüge zu zeigen, eine kernig dunkle Stimme, die sich nicht um US-englische Authentizität bemühen will oder muss, dazu packendes Mundharmonika-Spiel. Mit J.J. Cales „Cajun Moon“ beziehungsweise „After Midnight“ und dem souligen „Sky Is Crying“von Elmore James begibt sich die Sängerin auf vertrautes Songwriter-Terrain, wobei sie, was letzteres betrifft, zwar nicht Stevie Ray Vaughan aussticht, aber Eric Claptons Fassung auf jeden Fall. Dessen „Old Love“, eine Gemeinschaftsarbeit mit Weichzeichner-Blues-Meister Robert Cray, findet ebenfalls eine stimmige Umsetzung.

Mit Buddy Guys Signaturstück „Midnight Train“ geht Josifoska zurück auf rockiges Terrain, und spätestens jetzt wird dem Hörer bewusst, dass „Blues“ von vorne bis hinten auf Zweckmäßigkeit gebürstet wurde: kein Musiker spielt einen Ton zu viel, und alles sitzt perfekt, was vermutlich nicht jedem Interessenten schmecken wird. Wie dem auch sei, gelang die Umsetzung aber auf allen Ebenen: Mainstream Blues geht kaum besser, wenngleich es ihn auf diesem Niveau an allzu vielen Plätzen gibt.

Abgesehen vom ausgelutschten „Hoochie Coochie Man“ (gleichwohl hier herrlich gehaucht) zeugt die Auswahl der interpretierten Tracks von Geschmack, auch „Before You Accuse Me“ (Bo Diddley, CCR) und das geschlechtlich naheliegende „Mistreated Woman“ (Highlight; R'n'B von Vorreiterin Margie Evans) sind keine üblichen Verdächtigen.

FAZIT: „Blues“ ist ein nahbares, aufrichtiges Album und Liebesbeweis zugleich. Silvia Josifoska erweist sich als beseelte Musikerin, von welcher man gerne eigene Stücke hören möchte.