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Bjørn Riis: Fimbulvinter (Review)
Artist: | Bjørn Riis |
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Album: | Fimbulvinter |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Progressive Rock, Artrock |
|
Label: | Karisma Records | |
Spieldauer: | 44:16 | |
Erschienen: | 11.04.2025 | |
Website: | [Link] |
Bei dem Cover des aktuellen Albums von BJØRN RIIS verwundert es wenig, dass der mit knapp 11 Minuten längste Song dahinter sich mit Panikattacken auseinandersetzt. Da passt es zudem bestens, dass dieses düstere Album neben solchem Coverbild den (nicht auf dem Frontcover zu sehenden) Titel „Fimbulvinter“ trägt, der sich auf den langen schwedischen Winter bezieht, welcher Ragnarök, die Götterdämmerung, einläutet.
Und so beginnt das Album gleich mit einem ähnlich wie wohl der schwedische Winter anmutenden Instrumental mit akustischen Gitarren. Eine Stimmung, die bestens zum bedrückenden Cover passt.
Der singende Kopf hinter AIRBAG lässt auf seinem Solo-Album nichts unversucht, um den erste Eindruck gleich musikalisch zu untermauern. Eine Idee, die uns atmosphärisch an die fliegenden akustischen Schweine von PINK FLOYDs Album-Opener zu „Animals“ erinnern.
Hat BJØRN RIIS ein Problem?
Nicht nur mit dem Winter – sondern auch seinem eigenen Ich?
Beim Hören von „Fimbulvinter“ steht diese Frage immer wieder im progressiven wie textlichen Klangraum. Denn hier geht es um Verzweiflung, Angstzustände, Panik, Hoffnungslosigkeit und Paranoia.
Oder ist dieses Album mehr ein Kunstwerk, ohne zu sehr die persönliche Seite des Musikers offenzulegen?
Hier gerät Riis in Erklärungsnot. Und darum erklärt er sich zur Sicherheit auch: „Es ist kein autobiografisches Album, aber ich wollte einen Teil meines eigenen Weges mit Anderen teilen und ein Thema ansprechen, das meiner Meinung nach sehr wichtig ist und gleichzeitig immer noch ein wenig tabuisiert wird.“
Also doch. „Fimbulvinter“ verfolgt einerseits einen persönlichen, andererseits einen therapierenden Ansatz, indem es sich auf Gefühle bezieht, die Riis nur zu gut kennt.
Insgesamt bleibt also verbindendes Element das Gefühl der kalten Winterfinsternis, aber es bekommt von Riis eine breite musikalische Untermalung, die sich mitunter dem progressiven Doom von BLACK SABBATH ebenso öffnet wie den offensichtlichen Klängen seiner floydianisch inspirierten Stammband AIRBAG, aber auch Ambient- und Artrock-Elemente auf das musikalische Tableau hebt und wir beispielsweise in „Panic Attack“ tatsächlich die unterschiedlichen Stimmungen und das ewige Auf und Ab einer Panikattacke durchleiden. Ein echt starker Song, der wirklich die 11 Minuten braucht, um sich voll und ganz zu entfalten, wobei auch der Text versucht, die Situation so gut wie möglich zu beschreiben, während einen die Musik durch ein Wechselbad der Gefühle treibt: „I can feel my heart beating / It's beating right through my chest... // I don't want anyone to see me“.
Dann bricht der Song abrupt und völlig überraschend ab – und wechselt in eine wunderschöne akustische Ballade, während man ein wenig erlöst denkt: Gerettet! Die Panikattacke ist vorbei. Jetzt kann ich mich wieder voll und ganz auf „She“ konzentrieren. Die Liebe siegt, denn „She's always here for me“.
Neben all der Dunkelheit gibt es eben auch die lichten Momente. Nicht nur die Finsternis macht den Winter aus, der hier dem Album seinen Namen verleiht. Es sind ebenso die helleren, hoffnungsvollen Stimmungen, die dem Album seine Schönheit verleihen und Hoffnung verbreiten.
Trotzdem findet man im achtseitigen Booklet zur Digipak-CD kein Bild, auf dem Riis lächelt oder hoffnungsvoll dreinblickt.
Nun ja, die Grundstimmung bleibt ja bedrückend, hält dann aber bei dem instrumentalen Titeltrack in seinen 9 Minuten so einige herrlich hart rockende wie hymnische Momente bereit.
Progressive Klangästhetik in Reinkultur, wozu auch das druckvolle Drumming des PYMLICO-Schlagzeugers Arild Brøter beiträgt, während sich sogar nach und nach ein paar psychedelische Keyboardspielereien ganz früher PINK FLOYD-Alben einschleichen. Herrlich!
Mit „Fear Of Abandonment“ holt BJØRN RIIS dann zum artrockenden, sehr traurig mit düsterem Piano-Spiel und akustischer Gitarre beginnenden Finale aus, das am Ende mit viel Melancholie seine Bahnen zieht und uns mit der Frage: „Do you want me to walk away / Or will you stand me now“ zurücklässt.
FAZIT: Wenn sich der AIRBAG-Frontmann BJØRN RIIS Zeit für ein eigenes Album nimmt, darf man sich schon im Vorfeld auf melancholische und finstere Klangwelten mit bedrückenden Texten einstellen. In diesem Sinne bleibt sich Riis schon vom Albumtitel „Fimbulvinter“, der den legendären langen schwedischen Winter thematisiert, her treu. Aber auch die Songs drehen sich um Ängste und Panikattacken, sodass anfangs zu vermuten ist, hier würden nur die düsteren, progressiven Klänge ihre Bahnen ziehen. Diesbezüglich lässt sich BJØRN RIIS zum Glück nicht festnageln, sondern er bietet ein gelungenes Gemisch voller Artrock- und Symphonic-, aber auch psychedelischen Doom- und Hardrock-Sounds, die sich neben den starken Gesangsstücken auch durch echt beeindruckende, sehr abwechslungsreiche Instrumentaltitel auszeichnen, die mit elektronischem wie akustischem Instrumentarium ganz unterschiedliche Stimmungen verbreiten.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Illhug
- Gone
- Panic Attack
- She
- Fimbulvinter
- Fear Of Abandonment
- Bass - Bjørn Riis
- Gesang - Bjørn Riis
- Gitarre - Bjørn Riis
- Keys - Vegard Kleftas Sleipnes, Bjørn Riis
- Schlagzeug - Kai Christoffersen, Henrik Bergan Fossum, Arild Brøter
- Sonstige - Bjørn Riis (Percussion)
- Lullabies In A Car Crash (2014) - 10/15 Punkten
- Forever Comes To An End (2017) - 10/15 Punkten
- A Storm Is Coming (2019) - 13/15 Punkten
- Everything To Everyone (2022) - 12/15 Punkten
- Fimbulvinter (2025) - 12/15 Punkten
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