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Clive Mitten: Tales From A Misspent Youth – Volume II (Review)

Artist:

Clive Mitten

Clive Mitten: Tales From A Misspent Youth – Volume II
Album:

Tales From A Misspent Youth – Volume II

Medium: CD/Download
Stil:

Progressive Rock, Klassik, Jazz

Label: Bumnote Records 2023/Just For Kicks
Spieldauer: 126:24
Erschienen: 09.12.2023
Website: [Link]

Es ist der zweite Rundumschlag des CLIVE MITTEN, seinerseits eigentlich der umtriebige Multiinstrumentalist von TWELFTH NIGHT, der nach „Tales From A Misspent Youth – Volume I“ nun auf wiederum zwei CDs die Coverversionen seiner Prog-Rock-Superhelden/titel in mitunter sehr eigen anmutenden Versionen auf „Tales From A Misspent Youth – Volume II“ feilbietet und damit so einige Grenzen (auch die des guten, alt eingefahrenen Proggie-Geschmacks) überschreitet.

Verblüffend schon der Einstieg in die Doppel-CD mit ELPs „Tarkus“, das Mitten als wahrhaft gelungene Jazz-Komposition beginnt und dann konsequent mit gleich drei Pianos im Mittelpunkt der komplexen Klangräume stehend durchzieht. Hier wird der einseitig(er) ausgerichtete Progfreund verwundert (Oder gar verärgert?) Ohren machen, der Freund guter Piano-Jazz-Musik rund um CHIC COREA und KEITH JARRETT aber erfreut Beifall klatschen. Doch nicht nur der, auch Freunde sakraler Klänge werden begeistert sein, wenn zum Ende des 12-Minüters hin eine Kirchenorgel die musikalische Deutungshoheit übernimmt.

Und auch ein weiteres Mal wird uns eine fette Orgel begeistern, nämlich genau dann, wenn Mitten bei seiner Version des Prog-Longtrack-Klassikers schlechthin – „Close To The Edge“ von YES – den grandiosen Orgel-Part im Mittelteil des Songs auch in seine Interpretation mit übernimmt.

Überhaupt ist auf dem zweiten Cover-Geschichten-Teil von CLIVE MITTEN der hohe und komplexe Jazz-Anteil auffällig, der in vielerlei Beziehung deutlich in Richtung PIERRE MOERLEN'S GONG oder auch DEODATO und BO HANSEN tendiert. Und zugleich ist es auch der Mut des begnadeten Pianisten, sich wieder an die ganz großen Namen des Progressive Rocks bei seinen neuen, gänzlich eigenständigen (oft ruhiger sowie orchestrierter angelegten) und deutlich vom Original abweichenden Interpretationen heranzuwagen: YES, KING CRIMSON, GENESIS, JETHRO TULL, ELP, VAN DER GRAAF GENERATOR, LED ZEPPELIN, RUSH, MARILLION und IQ.

Den zeitlich längsten Cover-Ausflug unternimmt CIVE MITTEN dabei mit über 20 Minuten, wenn er sich an JETHRO TULLs Epos „Thick As A Brick“ rundum überzeugend heranwagt, kurz gefolgt von dem fast 17 Minuten langen RUSH-Meisterwerk „Cygnus X-1 Books I And II“ und dem spannenden GENESIS-Medley, bestehend aus „Watcher Of The Skies / Fountain Of Salmacis / The Musical Box / Firth Of Fifth“, das es nach dem bereits erwähntem Viertelstünder „Close To The Edge“ auf beinahe 14 Minuten bringt.

Vielen der in ihrem Original extrem komplex angelegten Stücke bekommen bei CLIVE MITTEN einen harmonischeren und ruhigeren Ansatz, es werden breiter angelegte Streicher-Passagen (erzeugt an den Keyboards) eingeflochten, ohne dabei allerdings in 'einklangfältigen' Ambient- und Entspannungs-Quark abzurutschen – und auch die Tatsache, dass wir hier ausschließlich instrumentale Stücke präsentiert bekommen, die in ihren Originalen immer auch vom charismatischen Gesang ihrer Frontmänner leben, strahlt ein außergewöhnliches Flair sowie eine gänzlich neue Atmosphäre rund um diese Prog-Klassiker aus, die sich uns auf ihre ungewöhnliche Einzigartigkeit der Mitten-Prägung völlig neu erschließen.

Um vor Missverständnissen beim Hören gewappnet zu sein bzw. die Absicht hinter diesen Stücken zu verstehen, geht Mitten im achtseitigen Booklet auf die Entstehung seiner Coverversionen ein, die er im Zeitraum vom Januar bis Oktober 2023 in seinem Heimstudio einspielte und dabei oft auf mehrere Pianos zugleich („Tarkus“ und „Close To The Edge“) oder eine Vielzahl orchestraler Effekte setzt, denen durch das akustische Schlagzeugspiel zugleich immer wieder ein rockiger Lebensmoment eingehaucht wird.

Gerne darf es bei dieser Qualität und den instrumentalen Einfällen sowie Abweichungen vom Original auch noch einen dritten Teil von „Tales From A Misspent Youth“ geben. Denn selbst Liebhaber klassischer Klänge können so erkennen, welche unglaublich kompositorische Meisterleistung sich hinter vielen Progressive-Rock-Longtracks verbirgt, die man nicht ohne Grund heutzutage (alle von Mitten gewählten Songs umfassen den Zeitraum von 1969 bis 1985) als 'echte Klassiker' bezeichnet.

FAZIT: Keine Frage: Auch mit „Tales From A Misspent Youth – Volume II“ ist dem ehemaligen TWELFTH NIGHT-Keyboarder CLIVE MITTEN ein Meisterwerk instrumentaler 'Neuaufbereitung' klassischer Prog-Longtracks gelungen, die im Original wie in Mittens eigenständiger Bearbeitung ihresgleichen suchen. Was andere erst gar nicht wagen (Prog-Klassiker zu covern) oder verkacken (weil sie versuchen, die Stücke viel zu nah am Original nachzumachen) meistert CLIVE MITTEN auch auf „Tales From A Misspent Youth – Volume II“, indem er zwar die Motive der Originale aufgreift, aber in (s)eine ganz eigene, ausschließlich instrumentale (zwischen Prog, Jazz und Klassik) Richtung entwickelt, mit Bravour!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 704x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • CD 1 (68:45):
  • Tarkus
  • Widow's Peak
  • Close To The Edge
  • 21st Century Schizoid Man / Starless
  • Stairway To Heaven
  • Thick As A Brick
  • CD 2 (57:39):
  • Fanfare For The Common Man
  • Watcher Of The Skies / Fountain Of Salmacis / The Musical Box / Firth Of Fifth
  • Discipline / Frame By Frame
  • Garden Party / Grendel
  • Cygnus X-1 Books I And II
  • Refugees

Besetzung:

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