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Power To The Peter: Konstrukt (Review)

Artist:

Power To The Peter

Power To The Peter: Konstrukt
Album:

Konstrukt

Medium: LP/Download
Stil:

(Links-)Radikaler deutschsprachiger Elektro-Punk

Label: Eigenproduktion
Spieldauer: 33:27
Erschienen: 23.03.2023
Website: [Link]

Über solche Alben wie „Konstrukt“ oder Musiker wie POWER TO THE PETER eine Review zu schreiben, fällt einem Kritiker, der sich im Grunde an die notwendigen Regeln des gemeinsamen Miteinanders (Egal, welche Einstellungen man vertritt!) zu halten versucht, extrem schwer. Eigentlich möchte man „Konstrukt“ nach so einigen recht üblen Textaussagen in die Ecke hauen und wenn überhaupt einfach der 'taz' empfehlen, eine Review dazu zu schreiben. Zu DDR-Zeiten wäre das 'Neue Deutschland' und die 'Junge Welt', denen die links-kommunistische Indoktrinierung eines ganzen Landes am Herzen lag, gleichermaßen begeistert. Denn hier geht’s gegen alles, was irgendwie rechts oder systemkonform oder kapitalistisch oder sonstwie zu angepasst ist. Da wird gute Musik ganz schnell nur noch zum politischen Statement – und das schadet der Musik eher als dass sie dem Kunstempfinden nutzt.
Jedenfalls fühlt sich der Kritiker beim Hören von „Konstrukt“ des ehemalige Sängers von ELEVEN PUNCH und EMPTY LIFE gehörig an seine 'Staatsbürgerkunde-Stunden' des DDR-Schulsystems erinnert, in dem einen vom faulenden, parasitären Kapitalismus erzählt wurde, der in kürzester Zeit vom in den Kommunismus übergehenden Sozialismus abgeschafft wird. Die Geschichte bewies dann das Gegenteil – auch wenn man darüber nicht begeistert sein muss wie POWER TO THE PETER. Power-Peter jedenfalls, der übrigens auch ein echter Party- (Song 1 auf der LP-B-Seite) und St.-Pauli-Peter (Song 5 auf der LP-A-Seite) ist, behauptet unter seiner Bandcamp-Seite, dass er einfach einige Zeit im Studio verbrachte, um herzerwärmende Geschichten zu erzählen. Alles unter der Prämisse "Rest uneasy".
Oh, das klingt ja irgendwie cool – ist es am Ende aber nicht…

Vielleicht wird ja das Herz aus musikalischer Sicht bei all denjenigen erwärmt, die auf Elektro-Punk stehen, der einerseits seine Wurzeln in den NDW-80er-Jahren der DAF-Ära hat, als die sogar ironisch überspitzt den Hitler oder Mussolini tanzen ließen und damit sogar riesigen Erfolg hatten. Musikalisch erweist sich POWER TO THE PETER nämlich recht einfallsreich (sogar mit echt starken Samples aus Filmen oder anderen Mitschnitten), aber deutsch-textlich extrem provokant sowie unerbittlich – und leider in einigen Aussagen viel zu radikal. Genau hier, bei den Texten, liegt der Nazi-Hase begraben, auf den aus allen linken Antifascho-Rohren geschossen wird.

Oder bleiben wir mal bei der Eigenvorstellung im technoiden Partypeter: „Ich bin POWER PETER und ihr könnt mir nix.“ Gerne könnten wir noch ergänzen: „Er ist POWER PETER und er ist extrem, denn es sollte immer nur nach seinem Kopfe geh'n!“ Dazu tanzen wir einfach mal nicht den Mussolini, der bei POWER TO THE PETER eben gerne durch Mitgliedernamen der RAF wie Baader Meinhof besetzt werden darf: „All die Nazi-Fressen, ich ertrag sie nicht, warum spielen wir nicht nochmal Nürnberger Gericht – oder jagen einfach alles mit Mollys in die Luft?“

Viel zu oft ruft der gute Peter mit all seiner Power auch massiv zu radikalen Maßnahmen der linken Art auf – und was dabei herauskommt, wissen wir doch längst. Radikalismus mit Radikalismus zu bekämpfen bringt nur weiteren Radikalismus hervor. Und Anarchie. So wird spätestens nach dem „(Aus-)Flucht“-Song sowie „Oberlippe – Unterkante“ das Album zu einem Angriff gegen alles und alle, die sich beispielsweise nicht radikal gegen Rechtsradikalismus oder Umweltzerstörung kämpfen oder ihre Daseinsberechtigung auf Feindbildern aufbauen: „Jeder Mensch kotzt mich an wie eine Pandemie!“

Visionen, die einem beim Hören echt wehtun.
Denn in einem Land zu leben, das solche Musik und solche Platten zulässt, sollte man am Ende doch besser schützen, als Andersgesinnte, die sich mit ihren radikalen, öffentlich zerstörerischen Handlungen im Recht fühlen. Hey, Leute, Gesetze gelten eben für alle – nur diejenigen, die versuchen, diese durchzusetzen oder irgendwie im Interesse der Allgemeinheit hinzukriegen, als Faschisten zu bezeichnen, ist zwar echt aggro, aber zielführend ist das nicht, sondern nur eine Hinwendung zu einer linken Diktatur, die eben gerne auch mal locker einen Krieg führt, indem sie ihre Gegner als Nazis bezeichnet.
Und was es bedeutet, in einer Diktatur zu leben, das weiß der in Magdeburg geborene und durch Linke („Die Partei, die Partei, die hat immer recht!“) ein Vierteljahrhundert lang in einer Diktatur Unterdrückter nur zu gut.
Würde es das radikale und sehr erfolgreiche Label 'Aggro Berlin' noch geben, wäre POWER TO THE PETER – auch wenn er mehr Electro, Techno und Punk statt Hip Hop macht – hier bestens untergebracht. Denn das Dagegensein und das Auskotzen über alles, was nicht in ein viel zu klein gezimmertes, rotes Weltbild passt (Im Falle vom Power-Peter eine Welt ohne Nazis und ohne Geld, dafür mit Tanzpartys, bei denen es auf Toilette ordentlich 'oral' abgeht!), ist genau das Aggro-„Konstrukt“, in dem sich dieses Album suhlt, das eben statt Thor-Steinar-Klamotten eine Che-Guevara-Mütze mit fettem Roten Stern trägt.

FAZIT: Wenn Musik zur politischen Botschaft verkommt, dann ist es schade um die Musik, weil die Texte eben in ihrer Radikalität alles kaputtmachen (Bitte jetzt keine TON STEINE SCHERBEN-Vergleiche!), was aus musikalischer Sicht interessant klingt. Bei „Konstrukt“ von POWER TO THE PETER ist das der durchaus interessante Electro-Punk mit NDW-Attitüde, wie sie in den 80er-Jahren die ebenfalls provokanten DAF (Deutsch-Amerikanische Freundschaft) auslebten. „Konstrukt“ von POWER TO THE PETER suhlt sich fast durchgängig in linksradikalen, antikapitalistischen und anderen ebenso radikalen Thesen, die auf alles draufhauen, was nicht ins eigene antifaschistisch-antikapitalistisch verstandene Weltbild passt. Der Fairness halber wird hier kein Punktwert vergeben, da er textlich bei 0, musikalisch aber deutlich besser, so etwa bei 10, liegen würde. Beides zusammenzuführen, wäre genauso blödsinnig, wie die Null-Toleranz-Ansichten hinter diesem Album, das übrigens als LP zudem noch richtig gut produziert ist, zu tolerieren (oder zensieren).

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1822x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Seite A (19:30):
  • Geh mit mir (1:23)
  • Kaffe Kaputt (4:56)
  • (Aus-)Flucht (4:08)
  • Oberlippe – Unterkante (4:23)
  • St. Pauli Peter (4:40)
  • Seite B (13:57):
  • Partypeter (3:26)
  • Eine Woche voller Sauftage (3:11)
  • Dance Of Bakunin (4:04)
  • Mehr Meer (3:16)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
B.MZ
gepostet am: 23.06.2023

Peinliches Review!
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