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Alvin Lee: Zoom – 1992 (Remastered 180g Vinyl) (Review)

Artist:

Alvin Lee

Alvin Lee: Zoom – 1992 (Remastered 180g Vinyl)
Album:

Zoom – 1992 (Remastered 180g Vinyl)

Medium: LP/Remaster
Stil:

Blues, Rock, Rock'n'Roll

Label: Repertoire Records
Spieldauer: 47:59
Erschienen: 30.03.2023
Website: [Link]

Hört man in den neu-deutsch-musik-gewellten Breiten den Begriff 'Zoom', dann kommt in einem sofort ein nicht zu verdrängender Gedanke an Klaus Lage auf, bei dem es 'Zoom' machte, nachdem er seine heiße Liebe schon tausendmal berührt hatte und nichts passiert war – ein eindeutiger 'Me Too'-Fall aus heutiger Sicht so gesehen. Für die deutschen Hitparaden und Lages Geldbeutel auf jeden Fall trotz allen Befummelns der besungenen Muse ein Glücksgriff – aus lyrischer Sicht allerdings ein peinliches Konstrukt, wenn man, die eher grauen- als märchenhaften Zeilen: „Tausendmal berührt, tausendmal ist nichts passiert, tausendundeine Nacht und es hat 'Zoom' gemacht!“, hörte und sie vielleicht sogar anno 1984 lauthals auf der Tanzfläche mitgrölte.

Zwar nur acht und nicht zehn Jahre später (Welch herrliche Parallele und Ironie zugleich!) machte es auch bei dem ehemaligen Blues-Maestro von TEN YEARS AFTER, dem singenden Meistergitarristen ALVIN LEE, gehörig „Zoom“ und zwar eine ganze Platte lang. Nur dass wir es hier mit keinen peinlichen Texten zu tun bekamen und auch keiner NDW- oder New-Wave-Hitmusik, sondern mit Blues Rock und Rock'n'Roll, gespielt mit Gästen, die längst Weltruhm erlange hatten, wie GEORGE HARRISON, JON LORD und dem grandiosen Saxophonisten von Springsteens E-STREET-BAND: CLARENCE CLEMONS.

Zuvor noch hatte Lee im Jahr 1975, was viele wahrscheinlich gar nicht wissen, in einer der schönsten und prominentesten Prokofiev-Vertonungen von „Peter und der Wolf“ – neben Phil Collins, Gary Moore, Garry Brooker, Manfred Mann, Eno und vielen mehr – das Katzenjaulen kongenial mit seiner Gitarre auf „Cat Dance“ nachgestellt und sogar das große „Finale Theme“ mit einem Gitarren-Solo veredelt.

Der pure Wahnsinn, den da solche begnadete Rockmusiker diesem faszinierenden Komponisten und seiner Geschichte von Peter, der eines Tages dem furchterregenden Wolf begegnet, bei dem jedes Tier ein Instrument als 'Stimme' erhält, da angedeihen lassen.

Dass dann allerdings die 80er-neugewellten-Jahre auch an ALVIN LEE nicht ganz schad-, sang- und klanglos vorüberzogen, beweist gleich der Album-Opener „A Little Bit Of Love“ mit melodischem Hardrock und einer Hookline, die sofort ins kollektive Gedächtnis geht – EUROPE scheinen doch tatsächlich nicht weit zu sein. Dann aber gibt’s noch ein ganz feines Gitarren-Solo und alles ist wieder gut. Außer der Text, den kann man sich auch bei mehrmaligem Verstehenwollen einfach nicht schönhören.

Auf Dauer wird „Zoom“ etwas zu eingängig. Mit „Jenny Jenny“ scheint Mr. Lee seinen kleinen Glitter-ELVIS vorzuholen. Zum Glück gibt’s auch hier wiederum ein echt beeindruckendes Saxophon-Solo geboten. Es sind wirklich immer die Höhen und Tiefen des musikalischen und textlichen Anspruchs, die auf „Zoom“ Hand in Hand gehen oder gegenseitig auf sich eindreschen.

Überhaupt lässt ALVIN LEE auf „Zoom“ hier größtenteils seinen 'Rock'n'Roll-King (natürlich nicht durch den Hosenstall) raushängen, die Wurzeln des Blues aber schlagen kaum beachtliche Pflanzen. Gerade durch die seltsamen Stimmungswechsel und das unlogisch zusammengestückelte Songgefüge will „Zoom“ nicht wirklich zünden. Man denkt doch tatsächlich des Öfteren eher an einen SHAKIN' STEVENS der Disco-Ära als an den legendären Gitarristen von TEN YEARS AFTER, der es mit den ganz Großen der internationalen Musik-Szene ordentlich 'zoom'en lässt. Denn die sind tatsächlich wieder alle mit dabei. Nur auch viele hochwertige Köche schaffen es nicht immer, einen nur lauwarmen Brei wieder zum Kochen zu bringen, ohne dass der dabei an Geschmack verliert. Zum Glück geht dann aber die LP-A-Seite mit dem TEN YEARS AFTER-ähnlichen, recht finsteren „Anything For You“, endlich mit gleich mehreren typische Lee-Gitarren-Soli, und einem wirklich echten Blues, dem „Real Life Blues“, zu Ende.

Auch beim LP-B-Seiten-Opener „It Don't Come Easy“ (der mit einem unüberhörbaren „We Will Rock You“-QUEEN-Einstieg eröffnet wird) kann nicht viel schiefgehen, denn hier steuert – wie schon langsam gewohnt – der große Mister GEORGE HARRISON seine Slide-Gitarre bei, während Lee mit seiner E-Gitarre für die harten Rhythmen sorgt. Mit etwas über 5 Minuten ist dieser Song zugleich der längste, während ihm dann mit „Lost In Love“ der einzige Instrumentaltitel folgt, der Erinnerungen an PETER GREEN weckt.

„Zoom“ heimste sich zudem die Ehre ein, das erste ALVIN LEE-Album zu sein, das 1992 im Jahr seiner Veröffentlichung digital für CD aufgenommen wurde. Daher klingt der Sound auch besonders fett und an der Abstimmung wurde ordentlich gefeilt. Leider verzichtete man aber auf spektakuläre Stereo-Effekte, wie man sie gerade bei analogen Aufnahmen besonders bewunderte.

Natürlich überwiegen am Ende auf „Zoom“ die Höhen deutlich und einige Songs taugen gar für die Insel. Doch gerade das Instrumental im frühen FLEETWOOD MAC-Flair ist das Highlight des Albums.

Das macht am Ende eben doch etwas nachdenklich. Vielleicht weil einem gerade die offensichtlichen 'Rock'n'Roll-Nummern „Jenny Jenny“ (A-Seite) und „Wake Up Moma“ und, selbst wenn der Titel einem was Anderes vorgaukelt, „Moving The Blues“ (LP-B-Seite) das Hörvergnügen vermiesen, da sie einfach nicht richtig in das Album passen, sondern irgendwie nur reingequetscht wirken, obwohl sie auf einem guten 'Rock'n'Roll'-Album durchaus als Highlight durchgehen könnten. Und dass ein JON LORD dazu auch seine Orgel mit zum Einsatz bringt, wird die Fans von DEEP PURPLE sicher freuen, selbst wenn sie mit den Nummern als solches nicht wirklich viel anfangen können.

Mehr Blues und etwas weniger Rock'n'Roll, dann würde das 1992er-Album von ALVIN LEE sicher wirklich 'zoom' machen. So aber bleibt es das erste digital aufgenommene des TEN YEARS AFTER-Kopfes, das neben ein paar Songs für die Ewigkeit auch den einen oder anderen für die Tonne bereithält. Schon fast typisch und erwartbar, dass „Zoom“ dann auch noch mit einer Soul-Nummer endet und den Hörer nach „Use That Power“ ein wenig ratlos und auf der Suche nach der echten Blues-Power zurücklässt.

FAZIT: Der als Bandleader von TEN YEARS AFTER zur Legende gewordene ALVIN LEE, zugleich Gitarrist, Sänger und Songschreiber mit einem geschickten Händchen für weltberühmte Gastmusiker, die ihn bei seinen Studio-Alben begleiten – in diesem Falle GEORGE HARRISON sowie JON LORD und der E-Street Saxophonist CLARENCE CLEMONS – sorgt auf den elf Songs seines 1992er-Album „Zoom“ für gehörige Abwechslung. Dafür aber bleibt der Blues etwas auf der Strecke, während sich der (mitunter ELVIS-orientierte) Rock'n'Roll zu sehr in den Vordergrund drängt. Das ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber durchaus akzeptabel. Immerhin scheint Lee diese Orientierung immer stärker zu begeistern, zumindest ihn. Und dank Repertoire Records dürfen wir dieses Album, das als erstes Lee-Album für die digitale Veröffentlichung konzipiert war, nun ganz fein und analog von Vinyl genießen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1711x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Seite A (26:30):
  • A Little Bit Of Love (3:54)
  • Jenny Jenny (4:23)
  • Remember Me (4:36)
  • Anything For You (4:58)
  • The Price Of This Love (4:06)
  • Real Life Blues (4:33)
  • Seite B (21:29):
  • It Don't Come Easy (5:05)
  • Lost In Love (4:06)
  • Wake Up Moma (3:56)
  • Moving The Blues (4:02)
  • Use That Power (4:20)

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