„Heavy Metal Fans sind tougher als die Anhänger anderer Musikrichtungen. Sie hatten schon immer mehr Mut, weil man als Metal-Fan oder -Musiker keinen Bonus im Kunst- und Intellektuellen-Milieu hat, sondern um Anerkennung kämpfen muss.“ (Dirk Schneider – der Macher von 'Masters Of Cassel')

Seit 2005 krempeln die MASTERS OF CASSEL nunmehr direkt aus der Documenta-Stadt heraus gehörig die Metal-, Thrash-, Hardcore- und alles Was-gehörig-kracht-Rock-Musik-Szene um, etablierten sogar ein traditionsreiches Festival unter dem Titel „Masters Of Cassel Festival“, da in Kassel bis dahin für musikalische Metallisten ziemlich tote Hose angesagt war. Und wenn es hieß, dass in Kassel echt die Post abgeht, dann waren da wortwörtlich nur die Leut*innen (Jau, die mit den ruhigen Not*innen… Ach, es ist wirklich was Feines, dieses Gender*innen!) in ihren gelben DHL-Wägelchen gemeint, nicht aber die headbangende Musikgemeinde, die man noch heute in fast allen Fernseh- und Radiostationen mit totaler Ignoranz straft. Gut, hauptsächlich die Rundfunkgebühren sind – nun sogar mit hochrichterlichem Beschluss – sicher, weil sie ja angeblich auch das kulturelle Leben im Lande darstellen. Da kann man nur noch traurig drüber lachen, zumindest aus Sicht der Harten, die müssen sich selber kümmern und bekommen keine Gebühren dafür, 'nur' leidenschaftliche Liebe und Hochachtung von denjenigen, die so gerne übersehen und überhört werden. Zum Glück gibt’s dieses kleine Metal-Dorf, ähnlich wie das von Asterix und Obelix, noch immer im schlagergeplagten Deutschland, das in Kassel und Umgebung den schönen Namen „Masters Of Cassel“ trägt.

Die Idee hinter dem Festival ist denkbar einfach und darum auch so schwer zu verwirklichen. Um die metallische Szene in und um Kassel intensiv zu unterstützen, planen die beiden verheirateten Master-Köpfe Dirk und Diana Schneider Festivals, bei denen sie bekannte und unbekannten (jungen) Kasseler Bands die Möglichkeit geben, „auf einer wirklich großen Bühne mit großem Equipment und einem tollen Headliner“ zu stehen.

Leider musste diese Idee pandemiebedingt nach 2018 vorerst eingestellt werden. Natürlich blieben die Veranstalter in der Zeit nicht untätig oder bedauerten sich im stillen Schmoll-Eckchen, sondern arbeiteten an einem im Endergebnis schlicht großartigen Sampler, den sie mit viel Liebe und Sachverstand sowie jeder Menge Information plus natürlich absolut geilem Metal aus der Kasseler-Szene zusammenstellten. Das absolut Highlight ist dabei die auf 1.000 Exemplare limitierte, von Hand durchnummerierte Doppel-LP (666 auf schwarzem oder 334 auf splatterfarbenem Vinyl) im schön gestalteten Klapp-Cover samt zwei CD's, auf der sich insgesamt 20 aktuelle plus 17 Bands aus der Kassel-Metal-Geschichte vereinen. Noch dazu sind eine Vielzahl der Aufnahmen (insgesamt 13) bisher unveröffentlicht, wobei alle Bands fachkundig und sehr interessant in zwei LP-Einlegern vorgestellt werden und beispielsweise auch mit einem Sinn für Humor die mysteriösen Fun-Grindcore-Witzbolde KNUT (1989-93), welche den Benefiz-Sampler abschließen, präsentiert werden: „'They came, they saw, they conquered.' Mehr Infos waren der Band nicht zu entlocken. Sie bleiben mysteriös.“ Genauso wie ihr für diese Zusammenstellung gewählter Titel „Knüppel“.

Jedenfalls findet man auf den bis aufs letzte Pfitzelchen ausgefüllten beiden Einlegern die deutschsprachigen Kurzvorstellungen samt Foto und Logo aller Bands sowie eine Seite voller Fotos, aus dem Umfeld der Bands.
So kann man sich mit diesem Metal-Sampler, der keine Wünsche mehr offenlässt und noch dazu als Benefiz den guten Zweck erfüllt, 666 € für jeden Spendenempfänger auszuschütten sowie Metal-Locations und Events in Kassel zu erhalten, vorab auch schon auf das für den 28. August 2021 geplante „MASTERS OF CASSEL – Rockdown The Lockdown Open Air“ einstimmen, bei dem daraus dann die Bands ARASS (Hard Rock / Heavy Metal), PANDEMIC (Heavy Metal) sowie FOLEY (Modern Metal) und zusätzlich ASSASSIN, TRIBUTE KINGS, BROKEN RESISTANCE sowie DIE LEGENDE VON NORD auftreten, lautstark einstimmen.

Danach ist dann für die Weihnachtszeit noch das 12. Masters-Of-Cassel-Weihnachtsfestival geplant, wobei man natürlich hoffen muss, dass diesem nicht die derzeit beunruhigende Pandemie-Entwicklung einen Strich durch die Rechnung macht, damit „die Flamme des Untergrunds wieder (und weiter) lodern“ kann.

FAZIT: Long live Metal in Kassel! Wenn Leidenschaft, Metal und eine Stadt sich vereinen, dann kommt im allerbesten Falle etwas wie „Masters Of Cassel, Vol. II – Kassel, More Than 30 Years Of Metal“ dabei heraus. Dieser Benefiz-Sampler, bestehend aus einer Doppel-LP plus zwei CD's und informativen Einlegern zu allen 37 auf dem Sampler vertretenen Bands, die sich mit metallischer Härte im Raum Kassel Gehör zu verschaffen versuchen, ist ein vorbildlicher Versuch, „die Flamme des Untergrunds wieder (und weiter) lodern“ zu lassen oder um es mit den Worten des kreativen Kopfs dahinter auszudrücken, den "Mut aufzubringen, als Metal-Fan oder -Musiker, ohne Bonus im Kunst- und Intellektuellen-Milieu, um seine Anerkennung zu kämpfen.“