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Logan Richardson: Afrofuturism (Review)

Artist:

Logan Richardson

Logan Richardson: Afrofuturism
Album:

Afrofuturism

Medium: LP+CD/Download
Stil:

Modern Jazz und mehr

Label: Whirlwind Recordings
Spieldauer: 46:50
Erschienen: 30.04.2021
Website: [Link]

Logan Richardsons fünftes Album beginnt mit einem Bass, der die Gläser in der Vitrine im Nebenraum zum Erzittern bringt und läutet nach knapp 50 Sekunden den längsten Track des Albums ein. „The Birth Of Us“ ist ein pulsierender Streifzug durch die musikalische Welt Richardsons, ein dynamisches Konglomerat aus Jazz und Art-Rock. Der passende Start für ein faszinierendes Werk, das gekonnt zeitgenössischen Jazz, nachtschwarze Elektronik und verfremdeten Blues präsentiert, voller zeit- und gesellschaftskritischer Bezüge.

So klingt „Farewell Goodbye“, eigentlich eine Hommage an den jüngst verstorbenen McCoy Tyner, wie ein Soundtrack-Hybrid, der eingesetzt würde, wenn man David Lynch einen James Bond-Film drehen ließe. „Black Wallstreet“ startet als neoklassische Kammermusik, um sich zur elektrifizierten, klagenden Variation zu Courtney Pines Filmmusik für „Angel Heart“ zu wandeln, um anschließend die den anfänglichen Gestus wieder aufzunehmen. Inhaltlich wird an die Tulsa Race Riots von 1921 erinnert. Grandios gelungen.

Logan Richardson spielt nicht nur Alt-Saxophon, sondern ist auch für Tastenspielereien zuständig, die „Afrofuturism“ prägnant begleiten. So wird „Photo Copy“ fast zum Hörspiel mit ausgiebigen Soundscapes, das musikalisch nur von auf und abschwellenden Synthesizern getragen wird. „Round Up“ hingegen ist rumpeliger Dark Jazz mit viel Sax und verzerrter Gitarre, der es ohne Weiteres mit Donny McCaslins Arbeiten für David Bowie aufnehmen kann. Der Song stellt ein Statement zum Verhalten der amerikanischen Polizei während aktueller Proteste dar („Black Lives Matter“ dürfte einem wohl als Erstes in den Sinn kommen).

Das Album ist klanglich eine Wucht und behält über die gesamte Laufzeit eine Dringlichkeit, die genaues Hinhören geradezu zwingend macht. Ob Field-Aufnahmen von Richardsons Urgroßmutter, eingestreute Kommentare von Busta Rhymes oder die durchweg einprägsamen Vokalisten; es gibt an allen Ecken und Enden Belangreiches zu entdecken.

FAZIT: „Afrofuturism“ ist urbaner Noir, (An)klage, Traumspiel über Grenzen hinweg. Bei aller inhaltlichen Schwere und atmosphärischer Finsternis, voller Wärme und hoher Intensität, ein beeindruckendes Statement für die Relevanz, die Jazz heutzutage besitzen kann. Offen für zahlreiche Einflüsse, hoch energisch, bestimmt von einer nachdenklichen Traurigkeit, die nie larmoyant wirkt und vor allem durch einen wachen, kritischen Blick auf Vergangenheit und Gegenwart getragen wird.

Jochen König (Info) (Review 2885x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Say my name
  • The birth of us
  • Awaken
  • Sunrays
  • For Alto
  • Light
  • Trap
  • Grandma
  • Farewell goodbye
  • Black Wallstreet
  • Photo copy
  • Round up
  • According to you
  • Praise song
  • I'm not bad, I'm just drawn that way

Besetzung:

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