Ihre wahre Berufung fand und sah JOAN „AS POLICEWOMAN“ WASSER eigentlich schon seit dem Beginn ihrer Solo-Karriere 2016 mit dem Album „Real Life“ in der Kollaboration mit anderen. Das mag daher rühren, dass die klassisch ausgebildete Geigerin anfangs mit ihren Beiträgen auf diesem Gebiet die Produktionen sowohl ihre ersten Band THE DAMBUILDERS bereicherte und dann jene von ANTNONY & THE JOHNSONS und später ELTON JOHN, LOU REED, RUFUS WAINWRIGHT, JOSEPH ARTHUR oder SHERYL CROW.

Der eigentliche Grund, warum sie als Solo-Künstlerin stets die Mitarbeit anderer suchte, war allerdings der, dass es ihr einfach nicht ausreichte, alleine zu musizieren. Nachdem sie zuletzt 2016 mit dem Elektronik-Spezialisten BENJAMIN LAZAR DAVIS das Album „Let It Be You“ einspielte, war ihr sparsam arrangiertes letztes Studio-Solo-Werk „Damned Devotion“ (2019) fast schon eine Ausnahme von der Regel, die sie nun, mit ihrem neuen kollaborativen Werk „The Solution Is Restless“ wieder befolgt. Denn für dieses Projekt verpflichtete die Musikerin den Londoner Sänger und Gitarristen DAVE OKUMU (THE INVISIBLE) – vor allen Dingen aber den legendären Drummer TONY ALLEN, der jahrelang in der Band von FELA KUTI spielte und gemeinhin als Gründervater des Afrobeat galt. TONY ALLEN war ihr von DAMON ALBARN vorgestellt worden, mit dem sie am neuen GORILLAZ-Album gearbeitet hatte. Und der Funke sprang sofort über, sodass sie auch DAVE OKUMU hinzubat. Zu dritt entstanden dann im November 2019 in einem Pariser Studio jene Jam-Sessions, aus denen JOAN AS POLICE WOMAN dann 2020 während des Lockdowns (und leider erst nachdem ALLEN im März verstorben war) die Tracks herauskristallisierte, die nun auf „The Solution Is Restless“ zu finden sind.
Angesichts dessen, dass die Stücke aus Jam-Sessions heraus entstanden, ist es schon erstaunlich, wie es gelang, mittels ihrer und Okumus Gesangspartien und Overdubs, vergleichsweise kompakte, strukturierte und melodische Songs aus dem Material zu schnitzen, welche verschiedene stilistische Inspirationsquellen besitzen (wie z.B. Soul, Nahöstliches, Club und Jazz).

Witzig ist zugleich der Umstand, dass die Texte zu diesen Songs erst während der laufenden Pandemie entstanden – wie etwa jener, der vorab als Single veröffentlichten Nummer „Take Me To Your Leader“, in dem die Musikerin davon träumt, dass US-Emissäre in Neuseeland darum bitten, zur Premierministerin Jacinda Ardern vorgelassen zu werden, um von ihr lernen zu können, wie man ein Land sicher durch die Pandemie führen könne.

Mit dieser Art von selbstironischem, trockenen Humor verleiht JOAN AS POLICE WOMAN dem Projekt zusätzlich jene Art von spielerischer Leichtigkeit, die vielen ähnlich ambitionierten Arbeiten abgeht.
Dass JOAN WASSER nebenher auch noch Zeit fand, ihr zweites Album mit Cover-Versionen („Cover Two“) einzuspielen, spricht zudem für ihre ungebremste Produktivität, die sich durch eine Pandemie gewiss nicht ausbremsen ließ.

FAZIT: „Bist Du OK – sollen wir gleich noch einen Take einspielen?“, meint JOAN WASSER aka JOAN AS POLICE WOMAN im mitgeschnittenen Studio-Banter ausgangs des vorletzten Album-Tracks „Perfect Shade Of Blue“ zu ihrem Partner in Crime, TONY ALLEN. Und als dieser dann lachend zustimmt, pflichtet sie bei: „Das macht so viel Spaß“. Es folgt dann der abschließende Track „Reaction“ - eine einzige, 8-minütige, klug strukturierte und mit assoziativen Lyrics ergänzte Drum'n'Bass-Jam-Session, die auch im übertragenen Sinne genau das ist: Eine anhaltende Reaktion der Musiker aufeinander, die den inspirierenden Geist der Aufnahme-Sessions ungefiltert einfängt. Ohne Frage überträgt sich das auf den Zuhörer: „The Solution Is Restless“ ist die lebendigste, mit- und hinreißendste Fusion-Scheibe der letzten Jahre. Das geht sogar so weit, dass sich das Werk weitestgehend als Club-Album eignet.