Die Komponistin, Studiomusikerin und Multi-Instrumentalistin bzw. hauptsächliche Kontrabassistin SARAH MURCIA bewegt sich seit je an der Schnittstelle zwischen experimentell elektronischer Musik und Jazz. „Eyeballing“ ist ihr bereits drittes Soloalbum (2014 erschien ihr Debüt „Never Mind The Future“) und gleichfalls eine Gratwanderung - nämlich zwischen beinahe traditioneller liedhafter Improvisation und reiner Klangforschung

Murcia wird von drei französischen Jazz-Cracks begleitet, unter denen vor allem Tubist François Thuillier hervorsticht. Gemeinsam schaffen sie abstrakte Vignetten, wie man sie auch von beispielsweise Carla Bley kannte, die bei aller Avantgarde allerdings noch traditioneller vorging als diese Bandleaderin.

Als solche tut sie sich insbesondere während der spröden Elegie 'Monkey', in 'Small' und mittels des vorwitzigen Geklimpers von 'Volonte Avec Un Nuage De Lait' - mit narrativen Text auf Französisch - am Klavier hervor, wohingegen 'Inefficient' größtenteils ein diffuses, fast unrhythmisches Pulsen bleibt und das polternde Titelstück mit hervorstechendem Saxofon enerviert.

Das monoton stolpernde 'The Caretaker' hebt die primitiven Beatbox-Rhythmen hervor, auf denen das Album rhythmisch basiert, und dazu passt etwa auch das tänzerische 'Come Back Later' mit Hip-Hop-artigem, rasantem Sprechgesang sowie Synthesizer-Dröhnen ganz im Sinne der generell minimalistischen Anlage von "Eyeballing". Gegen Ende wird das Ganze mit 'So Nice' und der zumindest halbwegs lyrischen Bassstudie 'Minimum' vergleichsweise leicht zugänglich.

FAZIT: "Eyeballing" weist einen durch und durch experimentellen Charakter auf. SARAH MURCIA zeichnet spätestens jetzt ein eigenständiger Stil aus, der auf herkömmlichem Jazz als Fundament ein weites Feld von Rap über Ambient bis zu artifizieller Tanzmusik abdeckt, emotional kühl und doch nicht schroff abweisend.