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Dirk Darmstaedter: Strange Companions (Review)

Artist:

Dirk Darmstaedter

Dirk Darmstaedter: Strange Companions
Album:

Strange Companions

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Singer/Songwriter, Pop, Rock

Label: Big Steel And Borrow Records / The Orchard
Spieldauer: 41:41
Erschienen: 16.08.2019
Website: [Link]

Es gab eine Zeit, die leider schon viel zu lange vorbei ist, in der ich eine Band, die THE JEREMY DAYS hieß, innig liebte und mir ihr Song „Brand New Toy“ einfach nicht aus dem Sinn und den Ohren ging. Als ich erfuhr, dass die Band auch noch aus (West-)Deutschland kam, war meine Überraschung groß, denn ihre Musik klang – besonders wenn man 1988 noch hinter dem Eisernen Vorhang in der DDR seine unfreiwillige Zwangsghettoisierung ertragen musste – so ungeheuer international und völlig „undeutsch“. Maßgeblichen Anteil daran hatte ihr Sänger DIRK DARMSTAEDTER, der ganz offensichtlich die BEATLES leidenschaftlich liebte und ein Händchen für beatleske Songs besaß!

Dass er dieses Feingefühl für Pop der Extraklasse mit Rock-, Americana- und Soul-Appeal noch immer besitzt und ihm ein LLOYD COLE sehr nahe steht, stellt er auf seinem, allerdings deutlich nachdenklicher und ruhiger ausgefallenem, aktuellen Solo-Album „Strange Companions“, dem ersten nach seinem 20-jährigen Jubiläum von vor zwei Jahren erneut eindrucksvoll unter Beweis. Die Ära Darmstaedter 2.0 hat nunmehr begonnen.
Also werfen wir noch schnell einen kurzen Blick zurück in seine Musiker-Vergangenheit, die 1988 mit seiner Sängerkarriere bei THE JEREMY DAYS beginnt, dort bis 1996 andauert und ihn danach auf Solo-Pfade führt, die 1996 auf seinem Debüt-Album „Cassity“ erste Spuren hinterlassen. Sechs Jahre später gründet er sein eigenes Plattenlabel Tapete Records, das er 2014 seinem Partner überlässt, um sich voll und ganz wieder seiner Leidenschaft als Musiker hingeben zu können.
Nach „Strange Companions“ steht unweigerlich fest, dass diese Entscheidung eine gute war, genauso wie dieses Album, bei dem die Nostalgiker unbedingt auf die sehr gut klingende Vinyl-Version zurückgreifen sollten, die im Inneren des Covers noch ein ganzseitiges Farbfoto und alle Texte enthält, womit auch alle Haptiker voll auf ihre Kosten kommen. Ansonsten gilt rundum die Weisheit seines letzten Songs „You Can Do Anything“: „You could do magic or you can go dark.“

Ähnlich wie diese Entweder-Oder-Weisheit drehen sich alle Texte des Albums um die große Frage: „Wie bekommt man sein Leben in den Griff und was kann man dabei hinterlassen, egal ob es sich dabei um die Liebe („Love Will Find Me A Wheel“), den Erfolg („Second Chance“), (faule) Kompromisse („Strange Compansions“) oder unsere weltmännische, auch mediale Zurschaustellung („Wilhelmsburg“) geht.
Je nach Thema wechseln auch die musikalischen Stimmungen, wobei immer ein wenig Melancholie überwiegt, die einigen hitverdächtigen Pop-Stücken, wie „Wilhelmsburg“, das sogar mit Folk- und Country-Rhythmen aufgehübscht wird, sehr gut tut.
Darmstaedter bemerkt dazu: „Ich habe mich den Songs wirklich aus allen Richtungen genähert, Styles und Instrumente ausprobiert und mich um den größeren Kontext nicht geschert. Und dann merkt man auf eine beruhigende Art, daß all diese Mikroentscheidungen, die man täglich gefällt hatte, nicht beliebig sind - in ihrer Gesamtheit machen sie dich als Künstler aus.“

Jedenfalls bewirkten die „Mikroentscheidungen“ in punkto „Strange Companions“ ein Makro-Album, dass trotzdem wie aus einem Guss aus Emotion, Leidenschaft und nachdenklicher Poesie besteht, selbst wenn das Ende des Albums dann doch ein wenig überrascht, aber das sollte der Hörer selber entdecken, ohne hier zu viel vorwegzunehmen.

Und wer‘s noch nicht wissen sollte, dem sei hiermit noch die gute Nachricht überbracht, dass auch THE JEREMY DAYS 24 Jahre nach ihrem letzten gemeinsamen Auftritt wieder zurück sind und im November dieses Jahres auf Tour gehen.

FAZIT: Der Sänger von THE JEREMY DAYS und Literaturliebhaber wandelt, wie der Fänger im Roggen, vorerst noch auf Solopfaden. Mit „Strange Companions“ weckt DIRK DARMSTAEDTER natürlich auch seiner unverkennbaren, eindrucksvollen Stimme wegen, deutliche Erinnerungen an die Zeit, als die Tage von Jeremy noch nicht gezählt waren. Und selbst wenn das ehemals brandneue Spielzeug längst in einer Mottenkiste gelandet ist, so hat Darmstaedter seine musikalische Verspieltheit nie verloren und setzt noch dazu auf sehr anspruchsvolle Texte, die ihre ganz eigenen Geschichten erzählen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3162x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (20:00):
  • Wilhelmsburg (4:19)
  • The Sea Before Us (3:24)
  • Strange Companions (4:19)
  • Don‘t Want To Feel Like Myself Tonite (3:26)
  • Thirty Seconds (4:32)
  • Seite B (21:41):
  • Deborah (3:01)
  • Love Will Find Me A Wheel (4:16)
  • Second Chance (4:41)
  • Family Ties (3:54)
  • You Can Do Anything (5:49)

Besetzung:

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