Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Apoptygma Berzerk: Exit Popularity Contest (Review)

Artist:

Apoptygma Berzerk

Apoptygma Berzerk: Exit Popularity Contest
Album:

Exit Popularity Contest

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Elektronischer Krautrock

Label: Hard:Drive Records/Rough Trade
Spieldauer: 74:37
Erschienen: 07.10.2016
Website: [Link]

Gib einem Mann eine Maske und er wird dir die Wahrheit sagen“ - dieses Zitat von OSCAR WILDE ziert ein Bild, das man im Booklet des aktuellen APOPTYGMA BERZERK-Albums Exit Popularity Contest findet. Darauf steht der geheimnisvoll maskierte APOP-Musiker Stephan Groth inmitten eines sonnenbeschienenen Kornfelds und hält sein Keyboard, das mit Abstand wichtigste Instrument der APOP-Musik, wie eine Gitarre in den Händen.

Und dann legt man die CD in seinen Player und ist rundum verblüfft, denn was uns nun erwartet, ist nicht etwa eine – wie von den Norwegern gewohnte – Elektro-Pop-Rock-Scheibe, sondern eine kunterbunte Krautrock-Reise durch das heiß geliebte Universum süchtig machender elektronischer Sounds, die sich an den ganz großen der damaligen Zeit orientiert, als da wären KRAFTWERK, JEAN-MICHEL JARRE, NEU!, VANGELIS, KLAUS SCHULZE, CLUSTER, TANGERINE DREAM und viele mehr, die man hier kaum noch aufzählen kann. So etwas hätte man dieser abgefahrenen norwegischen Kapelle nie und nimmer zugetraut, die bisher unter solchen Begriffen wie „Synth Rock“ und „Future Pop“ abgehandelt wurde und mit „Exit Popularity Contest“ auf herrliche Weise den elektronischen Krautrock wiederbelebt und das sogar um Längen besser macht, als es ein JEAN-MICHEL JARRE auf seinen letzten beiden „Electronica“-Alben (schon fast verzweifelt) versuchte.

Nun also maskiert sich Stephan Groth, der gebürtige in Norwegen lebende Däne, der im Jahr des Mauerfalls gemeinsam mit Jon Martinsen APOPTYGMA BERZERK gründete. Auch die Maske, welche er auf den Booklet-Bildern trägt (Oder ist es doch eine „Kriegsbemalung“?), ist eindeutig KISS-Retro! Sein Retro-Gesicht passt auch ziemlich genau zu seiner Einstellung, die er zum modernen Zeitalter hat, wobei er sich erneut auf einen Autoren bezieht:
„Grundlegend sage ich, dass die Welt, in der wir leben, der Welt sehr ähnlich ist, die GEORGE ORWELL in seinem Buch ‚1984‘ beschreibt. Wir leben unter der totalen Kontrolle, überall sind Kameras, wir werden online beobachtet, alles, was wir bei Google eingeben, wird registriert.“

Eigentlich müssten bei der Qualität des neuen APOP-Albums auch jede Menge Google-Suchanfragen danach zu entdecken sein. Verdient hätte es dies allemal, denn „Exit Popularity Contest“ - das als Titel auf dem Booklet bewusst durchgestrichen wurde – ist ein Blick zurück, als wir Elektronik noch mit beeindruckender Musik, als die sich noch in den Kinderschuhen befand, in Verbindung brachten, aber nicht mit der totalen Überwachungshysterie, der wir nun durch Computer-Wahn und Internet-Verflechtungen unterliegen. Darum verwundert es nicht, dass auf dem Bonus-Titel, der Extended Version und dem zugleich einzigem gesungenen Song von „U.T.E.O.T.W.“, das Ende der Welt thematisiert wird. Auch das 16seitige extra auf keinem Hochglanz-Papier gedruckte, extrem psychedelisch anmutende Booklet ist sehr ansprechend und enthält zu jedem einzelnen Stück ausführliche Linernotes.

Ansonsten sucht man Gesang während der fast 75 Minuten Laufzeit, die niemals langweilig werden, vergebens. Es ist die echte elektronische Krautrock-Konsequenz, die hier in musikhomöopathischen Dosen verabreicht wird. Dazu kommt ein „Klang“, der einen ebenfalls von seiner Qualität und in seiner ganzen „R(h)ein(heit)“ umhaut und umso lauter man ihn sich reinzieht, wie der Trip durch ein psychedelisches Spiegelkabinett wirkt, ähnlich wie in Hesses „Steppenwolf“ beschrieben.

Ein HERMAN HESSE jedenfalls wäre garantiert auch von diesem Album begeistert, ganz ähnlich wie der Kritiker, der hinter diesen Zeilen steckt!

FAZIT: Eine wundervolle Klangreise zurück in die elektronischen Krautrock-Zeiten. „Exit Popularity Contest“ fasst die letzten drei Vinyl-Alben „Stop Feeding The Beast“, „Videodrome“ und „Xenogenesis“ von APOPTYGMA BERZERK in einem großen Ganzen zusammen und entwickelt daraus ein elektronisches Klangspektrum, das erst Erinnerungen an die Vergangenheit weckt und dann Sehnsüchte für unser musikalische Gegenwart und Zukunft aufbaut. Schon jetzt ein kleines Meisterwerk aus Norwegen – in dieser Form völlig unerwartet!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 6338x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • The Genesis 6 Experiment
  • Hegelian Dialectic
  • For Now We See Through A Glass, Darkly
  • Stille Nar Gruppe
  • In A World Of Locked Rooms
  • The Cosmic Chess Match
  • U.T.E.O.T.W. (Instrumental)
  • The Devil Pays In Counterfeit Money
  • Rhein Klang
  • U.T.E.O.T.W. (Extended Version) – Bonus Track

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Robb
gepostet am: 11.10.2016

User-Wertung:
13 Punkte

Ahhhja, meine absolute Lieblingsband, sofern man hier von Band sprechen kann. Wusste gar nicht, dass Apoptygma Berzerk auf dieser Seite besprochen wird? Und gleich derart positiv? Die Bezeichnung "kleines Meisterwerk" trifft's dabei genau, über Stephan Groth kann man nur staunen. Mit "Rocket Science" wollte er 2009 die Charts stürmen, dann kam die lange Auszeit. Nun meldet er sich mit einer Trilogie zurück, die anti-chartiger kaum sein könnte. Was für ein Wandel! Was ist mit dem Kerl passiert? Völlig frei komponiert er, wie's ihm gerade beliebt. Ja, ein kleines Meisterwerk! Darf man dann noch stänkern, dass alles instrumental ist?
Chris
gepostet am: 14.10.2016

Krass. Vom EBM/Industrial zur Metallica-Cover-EP zum Synthpop-Techno zum Elektrorock, und dann das. Cool, wie Groth nie auf der Stelle tritt.
Barbara
gepostet am: 10.11.2016

User-Wertung:
15 Punkte

Ich bin ein Apoptygma Berzerk Fan mit Herz.
Das neue Meisterwerk von Stephan Groth hat mich sofort bei begeistert.
Ich liebe es ganz einfach.
Er ist einfach ein Großartiger Musiker.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welches Tier gibt Milch?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!