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Lynyrd Skynyrd - Max-Schmeling-Halle, Berlin - 26.02.2010
Auch wenn ich mich nicht als Die-Hard-Fan der Südstaaten-Urgesteine Lynyrd Skynyrd bezeichnen würde, bin ich doch seit dem 11. Lebensjahr mit ihrem Schaffen vertraut und weiß im Groben, worum es geht. Der Berlin-Abstecher dieser Institution gestaltete sich in mehrfacher Hinsicht für mich günstig, denn zum einen liegt die Max-Schmeling-Halle quasi direkt vor meiner Haustür und zum anderen ist Freitag immer gut für ein Konzert…
Die bei Leibe nicht gerade kleine Halle war dann auch sehr gut mit feierwütigen Supportern gefüllt, was ich so nicht zwingend erwartete. Neben vielen alten bis uralten Hasen konnte man im Publikum glücklicherweise auch ein paar jüngere Leute ausmachen, und auch diverse Szene-Vertreter (von Metal bis Rockabilly) lösten ein Ticket. Pünktlich um 21 Uhr legte die einwandfrei geölte und bestens aufeinander eingespielte Kapelle mit „Skynyrd Nation“ vom aktuellen Longplayer „God And Guns“ eindrucksvoll los. Bereits beim folgenden „What’s Your Name“ war das Publikum auf Temperatur und feierte Lynyrd Skynyrd ab, als gäbe es kein Morgen. Schlag auf Schlag folgten Klassiker wie „Gimme Back My Bullets“ oder „That Smell“ ehe man mit dem ergreifenden „Simple Man“ zeitig den ersten echten Höhepunkt servierte. Lässig und routiniert, aber auch mit sichtlicher Spielfreude und dem nötigen Feuer im Arsch präsentierten sich die einzelnen Musiker.
Während vor allem Sänger Johnny Van Zant (der Bruder des verstorbenen Original-Fronters Ronnie Van Zant), Neuzugang Robert Kearns und der ehemalige Blackfoot-Recke Rickey Medlocke ordentlich Gas gaben, machte ausgerechnet das letzte noch verbliebene Gründungsmitglied Gary Rossington keinen all zu fitten Eindruck, was jedoch nicht auf sein geniales Gitarrenspiel abfärbte. Ein dicker Pluspunkt waren auch die beiden versierten Background-Sängerinnen Dale Krantz Rossington und Carol Chase, welche mit viel „Soul“ in der Stimme losschmetterten. Weitere Highlights aus der Setlist waren „Whiskey Rock-A-Roller“, „The Needle And The Spoon“, „Tuesdays Gone“, „Call Me The Breeze“ und natürlich das unverwüstliche „Sweet Home Alabama“. Was die Band dann aber aus dem abschließenden Jahrhundert-Meisterwerk „Free Bird“ herausholte, spottete jeder Beschreibung und konnte nur als orgiastisch bezeichnet werden. Vor allem im ausufernden Solopart glänzten Lynyrd Skynyrd wie junge Götter und rissen wirklich JEDEN in der Halle mit. Hammer!
Trotz aller Euphorie möchte ich übrigens nicht verschweigen, dass die Chose streckenweise erzkonservative Züge annahm, die für liberalere Zeitgenossen mit Sicherheit zu viel des „Guten“ sind. So beschwor man andauernd den Geist der starken USA, die es mit Bibel, Gewehr und alten Werten zu verteidigen gilt und machte keinerlei Hehl aus seinem Redneck-Background. Einen Kontrast zum White-Trash-Getöse bildete lediglich Rickey Medlocke, der indianischer Abstammung ist und sich für die Belange der amerikanischen Ureinwohner einsetzt.
Stefan Focke