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Various Artists: Wolf Biermann Re:Imagined - Lieder Für Jetzt! (Review)

Artist:

Various Artists

Various Artists: Wolf Biermann Re:Imagined - Lieder Für Jetzt!
Album:

Wolf Biermann Re:Imagined - Lieder Für Jetzt!

Medium: CD/Download/Do-LP
Stil:

Singer-Songwriter-Diversität DeLuxe

Label: Clouds Hill
Spieldauer: 79:01
Erschienen: 15.11.2024
Website: [Link]

Um mit einer Weisheit aus der Binse zu beginnen: Wie nahezu alle Cover-Alben und Tributes besteht „Wolf Biermann Re:Imagined - Lieder Für Jetzt!“ aus Licht und Schatten. Weit mehr Licht allerdings. Komplett gelungen ist die Umsetzung des Titels. Jeder der vertretenen Musikschaffenden hat Wolf Biermanns Musik zeitbewusst reimaginiert und aus den spröden, kargen Grundlagen variationsreiche Songs unterschiedlicher Couleur erschaffen. Ohne die kritischen, poetischen Texte zu verwässern.


Das reicht von naheliegenden Singer-Songwriter Preziosen, über Hip Hop, moritatenhaftem Sprechgesang, Kunstliedern zu diversen Rockspielarten. Extra spannend durch die unterschiedlichen Stimmen und Stimmungen, die feine Alternativen zu Biermanns nölend-spöttischem Grummelgesang bieten.

Moritz Krämer liefert mit dem antreibenden „Fallen die Blätter der Rose“ den passenden Einstieg, wird aber sofort getoppt von Molas rotzigem Neo-Soul „Enfant perdu“. Trotz oder wegen des kippeligens Gesangs perfekt auf den Punkt gebracht. Haiyti irritiert mit offensivem Autotuning zum bitter-ironischen „Am Alex an der Weltzeituhr“. Gerade durch seine Widersprüchlichkeit ein interessanter Ansatz.


Jan Plewka & DIE SCHWARZ-ROTE HEILSARMEE bewegen sich gekonnt zwischen den DOORS und Post-Punk, während Alligatoah mit seinem elektrifizierten „Hugenottenfriedhof“ relativ dicht am Original bleibt, ehe es im letzten Drittel leicht psychedelisch wird. Nicht unbedingt so zu erwarten und eine der stärksten Interpretationen.

Was ähnlich auch für Ina Müllers „Bin mager nun und fühle mich“ gilt. Etwas derart zurückhaltendes und nachdenkliches hätte man der ansonsten eher poltrigen Müller nicht unbedingt zugetraut. Grandios. Sehr fein auch Balbinas anklagendes „Soldat, Soldat“, das genau jene Dringlichkeit besitzt, dass es braucht. Dagegen fällt Romanos variationsarmer, dennoch amüsanter, „Kunststück“-Hip Hop-Rip Off ein wenig ab. Die leichten ELEMENT OF CRIME-Anklänge (plus Kinderkeyboard) bei DAS BIERBEBEN stehen dem „Vorfrühling“ indes sehr gut. Gleiches gilt für den düsteren Synthiepop des verlässlichen Peter Licht.


Zu den herausragenden Balladen des Albums gehört Lina Malys „Das Barlach-Lied“, das nicht ohne Grund mit der direkt folgenden Ina Müller den einprägsamen Mittelpunkt des Albums darstellt. Das hypnotische „Pardon“ leidet etwas unter seinem repetitiven Refrain/Schlagwort. Pardon! Dafür explodiert das folgende Trio mit Macht.
VAN HOLZENs „Wann ist denn endlich Frieden“-Gitarrenrock ist ein wuchtiger Weckruf, OK KIDs „Warte nicht auf beßre Zeiten“ gefällt als düsterer Post-Rock mit Aufbruchssehnsucht. Betterovs „Ballade vom donnernden Leben“ ist besoffen sarkastischer Schunkel-Rock mit Falltüren.

Bonapartes „Ermutigung“ präsentiert sich als elektronische Fingerübung. Geht okay, gehört aber zu den schwächeren Interpretationen. Katharina Franck & Paul Eisenach lassen den „preußischen Ikarus“ als neoklassisches Kunstlied fliegen. Nun ja, mal was anders. Maxims gespenstische Version der „Bilanzballade im dreißigsten Jahr“ und Torchs Gothic-Hip-Hop-Sprechgesang „Von den Menschen“ begeistern mehr.


Bei Annett Louisans „So soll es sein – so wird es sein“ fragt man sich unwillkürlich welches Country-Kid hat sich da auf ein Erwachsenenalbum verirrt. Aber schön isses doch, gerade wieder in seiner Gegensätzlichkeit zum schwarzhumorigen Bänkeltext. Wolfgang Niedecken gibt den Aushilfs-Dylan zu Pianomusik. Hätte schlimmer kommen können. Wie bei Meret Beckers Spiel-Uhr-Song „Stillepenn Schlufflied“, der das Cover-Album mit bebender Stimme zu Grabe, beziehungsweise in den finalen Schlafsaal trägt. Auch wenn es die Mitte geschwächt hätte, wäre ein Platztausch mit Ina Müller die dramaturgisch effizientere Wahl gewesen.

Aber was soll’s, zweiundzwanzig Interpretationen und kein wirklicher Ausfall: Herausragend!


FAZIT: „Wolf Biermann - Re:Imagined“ ist ein abwechslungsreiches, höchst spannendes Konvolut. Kompetente Verneigungen und empathische Interpretationen der Stücke des Künstlers Wolf Biermann. Viele, teils überraschende, Höhe- und wenige Schwachpunkte. Insgesamt eine engagierte hochwohllöbliche Veranstaltung. Ein superbes Geschenk, passend zum 88. Geburtstag Biermanns veröffentlicht.

Jochen König (Info) (Review 352x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
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  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Moritz Krämer Fallen die Blätter der Rose
  • Mola Enfant perdu
  • Haiyti Am Alex an der Weltzeituhr
  • Jan Plewka & Die Schwarz Rote Heilsarmee Das kann doch nicht alles gewesen sein
  • Alligatoah Der Hugenottenfriedhof
  • Balbina Soldat, Soldat
  • Romano Kunststück
  • Das Bierbeben Vorfrühling
  • Peter Licht Und wir hatten keine Höhle
  • Lina Maly Das Barlach-Lied
  • Ina Müller Bin mager nun und fühle mich
  • Albrecht Schrader & Charlotte Brandi Pardon
  • Van Holzen Wann ist denn endlich Frieden
  • OK KID Warte nicht auf beßre Zeiten
  • Betterov Lied vom donnernden Leben
  • Bonaparte Ermutigung
  • Katharina Franck & Paul Eisen Ballade vom preußischen Ikarus
  • Maxim Bilanzballade im dreißigsten Jahr
  • Torch Von den Menschen
  • Annett Louisan So soll es sein – so wird es sein
  • Wolfgang Niedecken Als wir ans Ufer kamen
  • Meret Becker Stillepenn Schlufflied

Besetzung:

Interviews:

  • keine Interviews
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