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HÄMATOM | MASKENBALL Samstag, 31.08.2024 - Amphitheater Gelsenkirchen - 31.08.2024
HÄMATOM | MASKENBALL Samstag, 31.08.2024
Tag 2: Samstag, 31.08.2024
Ein runder Geburtstag ist immer ein Grund zum Feiern, insbesondere dann, wenn es sich um einen Geburtstag im Showgeschäft handelt, das in den vergangenen Jahren immer schnelllebiger geworden ist, in welchem Stars und Sternchen um Aufmerksamkeit buhlen, deren mediale Halbwertszeit der Lebenserwartung einer Eintagsfliege gleichkommt. Mit HÄMATOM sieht die Sache jedoch komplett anders aus: die Band kann stolz auf 20 Jahre Erfolgsgeschichte zurückblicken, die bewegt, ungewöhnlich, teilweise tieftraurig aber immer ehrlich ist.
Der zweite Maskenball-Festivaltag startet wiederum bei besten Wetterbedingungen und fast hätte die Show von SCHATTENMANN, die als erste Band auf die Bühne gehen, nicht stattfinden können, da Bassmann Luke einen Trauerfall in seiner Familie zu beklagen hat. Ersatzmann Benedict Korbinian (AD INFINITUM, DOMINUM) sorgt mit seinem Einspringen dafür, dass SCHATTENMANN wie geplant das Amphitheater Gelsenkirchen prächtig unterhalten können. „Dia De Muertos“ oder „Generation Sex“ treffen immer noch ins Mark und werden entsprechend wild abgefeiert.
Nach diesem ersten Ausrufezeichen stehen mit MISTER MISERY bereits die nächsten Gratulanten in den Startlöchern, die mit tollem Backdrop und passender Bühnendeko für visuell ansprechende Rahmenbedingungen sorgen. Die Maskerade der Schweden soll die selbstgewählte Genrenische „Horror-Metal“ unterstreichen, wobei hier Stilelemente des Gothic Rocks, sowie des Punks deutlich auszumachen sind. Das aktuelle Album „MISTER MISERY“ ist bereits der dritte Streich der Quartetts, der wie seine beiden Vorgänger neben knackiger Produktion tolle Songs bereithält, die folgerichtig den Geschmack des Gelsenkirchener Publikums treffen. Ein Mega-Gig, der gerne länger hätte dauern dürfen, aber der straffe Zeitplan lässt keine Verlängerung zu, wie auch Moderator Maschine traurig anmerkt, der sich bereits in der Anmoderation als großer Fan der Combo geoutet hatte.
Denn die Maskenmänner von DYMYTRY lauern bereits hinter und neben der Bühne darauf, dieselbe zu entern um die AFM-Labelkollegen abzulösen. Die Tschechen werden dem Motto „Maskenball“ vollauf gerecht, da alle Musikanten der Band maskiert an den Start gehen, wobei lediglich Schlagzeuger Milos Meier nur einen Teil seines Gesichts verhüllt. Die Band kann ihrerseits auch auf eine mehr als 20-jährige Tradition zurückblicken. Die Show ist ab der ersten Sekunde wuchtig und voll genialer Wendungen, für die neben den Bandkollegen vor allem Frontmann Alen verantwortlich zeichnet, der zudem seine Ansagen in akzentfreiem Deutsch ins Publikum schmettert. Alen, der zunächst nur für die Shows, die nicht in Tschechien stattfanden, den Part von Gründungsmitglied Protheus übernommen hatte, ist seit 2023 alleiniger Frontmann der Band, weil Protheus aufgrund seines Jobs als Dozent der Tschechischen Universität für Biowissenschaften die Doppelbelastung DYMYTRY und Uni nicht mehr bewältigen konnte. Dass die Band mittlerweile auch in Deutschland eine starke Fanbase hat, verdankt sie nicht zuletzt auch HÄMATOM, die DYMYTRY 2018 und 2023 mit auf Tour genommen haben. „Everything Is Black“, „1939“ und „Five Angry Men“ beenden eine tolle Show, in der auch das mächtige Schlagzeugsolo von Milos Meier nicht fehlen darf. Nach dem Gig stehen DYMYTRY noch bis zum Start der BEAST IN BLACK-Show im Bühnengraben für Autogramme und Selfies mit den Fans zur Verfügung. Auch das ist sympathisch und außergewöhnlich!
BEAST IN BLACK sind ihrerseits ebenfalls für Shows bekannt, die nicht dem Durchschnitt entsprechen. Mastermind Anton Kabanen und Kasperi Heikkinen sind an den Gitarren immer für exaltierte Moves bekannt, Bassmann Máté Molnár, dessen Sammlung außergewöhnlicher Viersaiter allein schon bemerkenswert ist, steht dem Duo in nichts nach und posiert immer wieder am vorderen Bühnenrand für die Fans, während Yannis Papadopoulos die Highnotes mit Bravur schmettert. Das zuletzt erschienene Album datiert bereits aus dem Jahr 2021, die aktuelle Single „Power Of The Beast“ allerdings lässt erahnen, dass die Jungs aus Helsinki in nächster Zeit wohl neues Material veröffentlichen werden. Eine entsprechende Ankündigung gibt es dann auch gegen Ende der Show, als Frontmann Yannis für die nächsten Monate eine schöpferische Pause ankündigt. Zuvor aber sogen die Hits der Band für ausgelassene Stimmung vor der Bühne: „Blind And Frozen“, „Cry Out For A Hero“ oder das unverwüstliche „Beast In Black“ runden eine tolle Vorstellung ab, die keine Wünsche offenlässt.
Das Finale der großen Geburtstagsparty bestreiten dann die Jubilare selbst. HÄMATOM präsentieren am zweiten Tag des Maskenballs ein Potpourri ihrer zweiten Schaffensdekade. Bevor es los geht, bittet Moderator Maschine die Anwesenden abermals, die Bandhymne „Wir sind keine Band“ unisono zu singen, um so eine weitere Aufnahme für die Nachwelt und die neue DVD zu erhalten. Die Pyro-Show zum Auftakt serviert wie schon am Vortag tolle, visuelle Effekte. Der oben erwähnte, tieftraurige Teil der Bandgeschichte, kommt an diesem Tag auch nicht zu kurz. Der vor fast genau einem Jahr am 16.08.2023 verstorbene Peter „West“ Haag ist ohnehin stets präsent, mit dem Song „Gott muss ein Arschloch sein“ haben HÄMATOM ihrem ehemaligen Bassisten ein standesgemäßes Denkmal gesetzt, das mit zahlreichen Einspielern visuell unterstützt wird. Ein grandioser Moment.
Dass die Position am Bass und die Himmelsrichtung „West“ nicht wieder neu besetzt wird, verdeutlicht den Stellenwert, den Bassmann West innehatte und ist eine Hommage an ihn, die ebenfalls bemerkenswert ist. Dennoch gibt es mit Annika „Rose“ Jaschke ein neues HÄMATOM Bandmitglied, das die Band an der Gitarre unterstützt. Mit „Scheiße kommt, Scheiße geht“ gelingt der Band ein tolles Livedebüt, während mit „Ich hasse dich zu lieben“ oder „Ihr wisst gar nichts über mich“ bewährtes Material vielstimmig gefeiert wird. Zum großen Finale gibt es wie am Vortag „Es regnet Bier“, wobei hier die gesamte Crew einschließlich DYMYTRY die Bühne bevölkern. Auf die nächsten zwanzig Jahre!