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Oumuamua Orchestra: Golden Blue (Review)

Artist:

Oumuamua Orchestra

Oumuamua Orchestra: Golden Blue
Album:

Golden Blue

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Progressiver Jazz-Rock, Big Band

Label: Label 11
Spieldauer: 49:50
Erschienen: 14.11.2025
Website: [Link]

Mann, oh Mann, was ist das nur für ein eigenartiger Bandname?!
OUMUAMUA ORCHESTRA kann man kaum aussprechen, geschweige denn irgendwo einordnen...
...Außer man ist Hawaii- und Sterndeuter-Experte. Genau dann sieht die musikalische Sache schon völlig anders aus. Und auch das Interesse auf die Musik hinter solch einem Namen wird garantiert geweckt werden: denn aus dem Hawaiianischen übersetzt bedeutet 'Oumuamua' „Botschafter aus weiter Ferne“. Ein Begriff, der aus den Tiefen des interstellaren Weltraums kommt. Ein das Sonnensystem durchstreifendes Objekt, welches erstmals durch ein Teleskop in Hawaii entdeckt wurde, erhielt im Jahr 2017 genau diesen Namen.


Darum ist es höchste Zeit, sich nunmehr mit dem 19-köpfigen Orchester auf die interstellare Big-Band-Musikreise hinter „Golden Blue“ zu begeben – und die ist genauso erlebnisreich wie der nächtliche Blick in einen wundervollen Sternenhimmel mit all seinen Sternbildern und Fixsternen, aber auch Sternschnuppen oder Milchstraßen. Doch überlassen wir diesbezüglich der Band selber, die, nach einer EP, im Oktober 2024 ihren ersten Longplayer aufnahm, die Einordnung ihrer ungewöhnlichen interstellaren Jazz-Musik: „Das Repertoire besteht ausschließlich aus Eigenkompositionen, die zum Großteil vom Bandleader, dem Keyboarder Evgenij Zelikman, kommen. Wichtige musikalische Einflüsse sind u.a. Darcy James Argue, Bob Brookmeyer, Sonic Youth und Igor Stravinsky. Neben der Musik bilden sowohl literarische (Jack Kerouack, Allen Ginsberg), cineastische (Stanley Kubrick, Christopher Nolan) als auch naturwissenschaftliche Phänomene (Fibonacci, Mandelbrot) wichtige Quellen der Inspiration.“
Selbst Murphy's Gesetz (Wenn du glaubst, es kann nicht schlimmer kommen, dann kommt es schlimmer, weil alles, was schiefgehen kann, tatsächlich schiefgeht!) ist dem OUMUAMUA ORCHESTRA nicht fremd.


Oft klingt „Golden Blue“ so, als würde das Big-Band-Orchester Stravinskys Feuervogel, der einen weiten Schweif aus jazz-rockigen Noten hinter sich lässt, am nächtlichen Himmel einzufangen versuchen, selbst wenn zu „Golden Blue“ nicht 13 balletttanzende Jungfrauen auf den Plan treten und ihre komplizierten Schrittfolgen präsentieren können. In diesem Falle ist „Golden Blue“ doch zu komplex und freisitilistisch ausgefallen, wobei die vielen Improvisationen – speziell die der Blasinstrumente – begeistern.

Besonders live soll bei dem OUMUAMUA ORCHESTRA extrem die Post abgehen. Die Beschreibung hierfür lautet: „eine Prog-Punk-Jazz-Party“. Genau das trifft auch für diesen breitgefächerten musikalischen Querschnitt hinter „Golden Blue“ zu, der sich nicht umsonst in einem (nicht zu den sechs „Interstellar Parts“ des Albums gehörenden) Stück auf Burroughs Horror-Klassiker „Naked Lunch“ und wohl auch dessen 1991er-Verfilmung von David Cronenberg bezieht.


Der frei improvisierte, aber auch akribisch durchkomponierte Jazz dominiert das Album, wobei zugleich Funk, Progressiv Rock, Punk und Experimentelles – mal lauter, mal leiser – jedem einzelnen Stück eine eigene Note verpassen, wobei die „Interstellar Part“ als thematische Bindeglieder dienen. Viel Gebläse ist außerdem Pflicht und macht das Album so zu einem echten Big-Band-Mega-Album (im vordergründigen Sinne von großem Musikerkollektiv, aber nicht etwa Dixieland-Band – selbst wenn auch diesbezüglich einige Rhythmen zu entdecken sind – sprechend).

Ähnlich spannend und abwechslungsreich klingt ein anderes weltberühmtes Orchestra: das MAHAVISHNU ORCHESTRA oder auch WEATHER REPORT sowie MILES DAVIS und HERBIE HANCOCK. Gerade weil wie das OUMUAMUA ORCHESTRA neben dem klassischen Rockinstrumentarium auf eine Vielzahl weiterer Instrumente setzt. In diesem Falle eben auf die Blech- und Holzblasinstrumente, die sich mal vor die jazz-rockenden Klangwelten schieben, aber auch gerne wieder verhalten im Hintergrund verschwinden.

Nach ihrer Debüt-EP „Don't Try“ war es tatsächlich allerhöchste Zeit für einen 'echten' Longplayer. Hier ist er nun – und er ist schlicht großartig. Für alle, die beim Hören guten Jazz-Rocks einen Blick in den Sternenhimmel riskieren, selbst wenn sie dabei nicht gerade in Hawaii durch ein Teleskop schauen. „Golden Blue“ funktioniert welt(raum)übergreifend.


FAZIT: Das OUMUAMUA ORCHESTRA ist nicht nur eine Jazz-Rock-Big-Band voller Gebläse, sondern auch eine ganz große Nummer, wenn man dieses Album mit dem verheißungsvollen Titel „Golden Blue“ hört, das alle begeistern wird, die sich im Umfeld von MILES DAVIS bis hin zum MAHAVISHNU ORCHESTRA bewegen. Hier wirken nicht nur andere Bands als musikalische Einflüsse, sondern auch Literatur (Kerouack, Ginsberg), Naturwissenschaft (Fibonacci, Mandelbrot) und das Kino (Kubrick, Nolan). Jazz-Rock-Kopf-Kino für gold-blaue Leseratten und Sternendeuter – so gesehen. Oder einfach der ideale Soundtrack für musik-mutige, rockige Freigeister, die sich auf alles zwischen jazziger Improvisation und klassischer Komposition einlassen können.


Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 52x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
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Tracklist:
  • Interstellar Part I: Murphy's Law – Whatever Can Happen Will Happen
  • On The Road
  • Interstellar Part II: Accident Is The First Building Block Of Evolution
  • Naked Lunch
  • Interstellar Part III-IV: Orbiting A Black Hole Not Enough Can Happen – Rage Against The Dying Of The Light
  • As It Goes
  • Interstellar Part V: Gravity To Send A Message
  • The Ballad Of Jimmy Hoffa
  • Interstellar Part VI: Do Not Go Gentle Into That Good Night

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