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Noisepicker: The Earth Will Swallow The Sun (Review)

Artist:

Noisepicker

Noisepicker: The Earth Will Swallow The Sun
Album:

The Earth Will Swallow The Sun

Medium: LP+CD/Download
Stil:

Rock, Psyche, Doom, Sludge, Punk

Label: Exile On Mainstream Records
Spieldauer: LP+CD je 33:49
Erschienen: 21.03.2025
Website: [Link]

Sie sind die NOISEPICKER und picken sich nunmehr zum zweiten Mal seit ihrem Debüt „Peace Off“ im Jahr 2018 die wilden Geräusche heraus, die uns dann Sänger und Gitarrist Harry Armstrong sowie sein drummender Begleiter Kieran Murphy um die Ohren hauen. Die Mixtur ihrer klanglichen Pick-Ergebnisse umfasst da klar musiksozialisiert Doom+Punk+Sludge+Psyche, angereichert durch das finster-raue, mal etwas grummelnde und dann wieder krächzende oder bedrohlich flüsternde bis growlende Armstrong-Organ, welches gepfefferte, provokante Texte zum Besten gibt.
Und natürlich sind die NOISEPICKER aus London dabei auf jede Menge Trouble aus, was man mitunter herunterschlucken oder besser wie in „Chew“ kauen und ausspucken muss: „Chewed up and spat out“.


Irgendwie bewegen sich NOISEPICKER mit dieser Art klanglichen Haudraufs dann doch tatsächlich zwischen (noch besoffener erscheinendem) TOM WAITS und THE JESUS LIZARDS sowie ELECTRIC WIZARD, die lauthals auf dem Nagelbrett eines Fakirs zu tanzen versuchen und dabei durchaus überraschende Geräusche erzeugen. Oft bedrohlich oder schmerzhaft, aber gerade darum auch durchaus echte Spannung, stellenweise gar Begeisterung weckend („What Did You Think Was Going To Happen“). Damit sind sie zugleich bestens auf dem ambitionierten, noch immer auf das gute alte schwarze Musikgold Vinyl plus oftmals einem zusätzlichen Silberling (CD) setzenden Label 'Exile On Mainstream' aufgehoben.

Aber auch inhaltlich lassen die NOISEPICKER nichts anbrennen und rechnen mit den politischen Zuständen und so in etwa allen Arschvögeln unserer modernen Zeitgeschichte ab, die tatsächlich glauben, die Weisheit mit Löffeln gefressen, doch dabei noch nicht einmal getreu dem frühen Vogel das beste Korn, sondern nur noch einen Haufen Scheiße, den sie uns voller Verlogenheit als Delikatesse verkaufen, aufgepickt haben: „Take a moment, look around as we are nothing, we are no one...“ und würden am liebsten eine alles mit sich reißende Flut, gemäß dem Songtitel „Start The Flood“ entfesseln, um nicht dem in „Tomorrow Lied The Devil“ besungenen Teufel das Feld zu überlassen.


In diesem Sinne ähneln sich die derzeitigen Zustände zwischen London und Berlin natürlich wie ein Ei dem anderen, nur dass ein Merz mit seiner extrem langen Pinocchio-Nase schon längst kein Körnchen mehr vom Boden picken kann, weil die vorher ein Loch nach dem anderen in die Bodendecke schlägt. Da hätte Obervogel Fotzenfritz sich eben doch besser als Mauerspecht bewerben sollen. Oder um es mit den Worten aus „Chew“ auszudrücken: „i had to smash my face in so sick and tired of that stupid grin / so sick and tired of how it talked of how it spoke of how it squaked // chewed up spat out // i had to scrape everything that itched nothing left but a nervous twitch / no remains but a waiting grave nothing to hate nothing to save“ (ich musste mein gesicht einschlagen, es war so krank und müde von diesem dummen grinsen / so krank und müde davon, wie es redete, wie es sprach, wie es quakte // zerkaut, ausgerotzt // ich musste alles abkratzen, was juckte, bis nichts mehr übrig blieb außer einem nervösen zucken / keine überreste, außer einem grabesloch, nichts mehr zu hassen, nichts mehr zu retten).
Das bricht einem tatsächlich das Herz, wie es mit rauer Stimme in der postrockigen Finstermann-Ballade „What You Deserve“ von Harry Armstrong gleich im Album-Opener besungen wird.


Wow, das sitzt.
Und in diesem oft finsteren, wütenden Duktus kommen auch die anderen, mitunter wie vom Wahnsinn getrieben intonierten Texte daher, die allesamt auf dem LP-Einleger dieser Vinyl-Ausgabe samt beigelegter CD von 'Exile On Mainstream' verewigt wurden.
Leider ist bereits nach gut einer halben Stunde schon Schluss (nicht etwa mit lustig, sondern ziemlich finster).


FAZIT: Sie sind keine neue Vogelart, sondern ein musikalisches Ereignis aus dem Vereinigten Königreich, das seine Eier in die Nester aus Rock, Psyche, Doom, Sludge, Punk und bissige Texte (mitunter wild schreiend wie ein ausgeflippt klingender TOM WAITS vorgetragen) legt, die sich nicht durch alltägliches Schnattern, sondern durch lautes Einmischen auszeichnen. Mit „The Earth Will Swallow The Sun“ lassen es die NOISEPICKER ordentlich krachen und machen dem düsteren Albumtitel, bei dem die Erde die Sonne verschluckt, alle Ehre.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1355x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A:
  • What You Deserve
  • Chew
  • Tomorrow Lied The Devil
  • Leave Me The Name
  • What Did You Think Was Going To Happen
  • Seite B:
  • The End Of The Beginning
  • Start The Flood
  • The Earth Will Swallow The Sun
  • Lorraine In Blood
  • Lunatics
  • CD:
  • What You Deserve
  • Chew
  • Tomorrow Lied The Devil
  • Leave Me The Name
  • What Did You Think Was Going To Happen
  • The End Of The Beginning
  • Start The Flood
  • The Earth Will Swallow The Sun
  • Lorraine In Blood
  • Lunatics

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