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The Innocence Mission: Midwinter Swimmers (Review)

Artist:

The Innocence Mission

The Innocence Mission: Midwinter Swimmers
Album:

Midwinter Swimmers

Medium: LP/Download
Stil:

Folk-, Indie- und Dream-Pop, Singer/Songwriter

Label: Bella Union
Spieldauer: 39:47
Erschienen: 29.11.2024
Website: [Link]

Annähernd 40 Jahre sind vergangen, seit sich die damaligen Highschool-Freunde KAREN PERIS (geborene McCullough), DON PERIS und MIKE BITTS bei einer Schul-Produktion des Musicals „Godspell“ zusammenfanden, um gemeinsam Musik zu machen und 1986 ihr selbstbetiteltes Debüt-Album im Haus von JONI MITCHELL einspielten. Das ist schon deswegen bemerkenswert, weil sich das Trio in all den folgenden gemeinsamen Jahren als feste Größe im Indie-Folkpop-Zirkel behauptete und seinen charakteristischen, von der mädchenhaften Sopranstimme KAREN PERIS geprägten, filigran-luftigen, nur gelegentlich mit elektrischen Akzenten unterlegten Akustik-Sound zu einer ganz eigenen Kunstform erhob.

Die Geschichte von THE INNOCENCE MISSION begann damals verheißungsvoll, als die ersten drei Alben auf einem Major-Label veröffentlicht wurden und die Band sich in der sich damals entwickelnden Post-Punk-Szene für einen ungewöhnlichen, folkorientierten, psychedelischen Rocksound entschieden. Als dann 1999 mit dem Album „Birds Of My Neighborhood“ die bis heute andauernde Indie-Phase begann (und der ursprüngliche feste Drummer STEVE BROWN ausstieg), ließ die Band die Rock-Elemente weg und entwickelte unter der Führung von KAREN PERIS, die zu dieser Zeit das alleinige Songwriting übernahm, allmählich jenen reduzierten, spezifischen Stil, der THE INNOCENCE MISSION bis heute auszeichnet.


Und das ist natürlich auch auf dem nunmehr vorliegenden, vierzehnten Studio-Album „Midwinter Swimmers“ wieder zu beobachten. Nachdem THE INNOCENCE MISSION die Phase der musikalischen Reduktion mit dem 2015er Album „How I Feel The Same“ abgeschlossen hatten, begann das Trio, den inzwischen perfektionierten puristischen Akustik-Sound allmählich wieder mit zusätzlichen musikalischen Elementen, wie Streichern, E-Gitarren und Keyboard-Sounds, anzureichern.

Auf dem neuen Album hat das Trio nun diese Synthese auf ein perfekt ausbalanciertes, neues Level gehievt.
Hier werden KAREN PERIS nach wie vor einschmeichelnde, von einer gewissen altersweisen Melancholie getragenen Gesangsbeiträge, von geschickt gestaffelten Vokalarrangements, orchestral anmutenden, organischen Keyboard-Klangwolken, DON PERIS' verspielten, psychedelischen Jangle-Gitarren und charmant schnürsenkeligen rhythmischen Eskapaden (denn seit der Trennung von STEVE BROWN übernimmt DON PERIS die Aufgabe des Rhythmikers – aber weniger als Drummer, denn als Perkussionist) umgarnt.


Das Trio agiert heute konsequent als musikalische Selbstversorger-Einheit und erarbeitet die unzähligen produktionstechnischen, songwriterischen und arrangementstechnischen Details gemeinsam im heimischen Studio. Das braucht Zeit; zumal sich die Band auch um Marketing, Promotion und die visuelle Repräsentation - etwa die animierten Video oder Cover-Collagen von KAREN PERIS – kümmert, was die teils langen Pausen zwischen den Veröffentlichungen – in diesem Falle vier Jahre – erklärt.
Deswegen haben die Alben von THE INNOCENCE MISSION aber auch bis heute einen sympathischen Homespun-Charakter.


Hinzu kommt, dass die Band für dieses neue Projekt offensichtlich eine dezidierte klangliche Nähe zu Folk-Pop-Hippie-Szene der 60er Jahre, mit Vertreterinnen wie etwa VASHTI BUNYAN, JUDEE SILL oder MARGO GURYAN, suchte.
Ergänzt wird diese Strömung zudem durch einen cinematisch anmutenden Sound, der in Tracks wie dem von perlenden Klavier-Kaskaden getragenen „We Would Meet In Center City“ oder dem mit sacht pulsierenden Bossa-Rhythmen unterlegten Dreampop-Song „Cloud To Cloud“ atmosphärische, räumliche und emotionale Weite erzeugt.


Nach wie vor ist es für den Hörer unmöglich (und unwichtig) KAREN PERIS poetische, von zahlreichen ungewöhnlichen Metaphern und Allegorien durchzogenen Texte zu decodieren. Gerade hierin liegt der besondere Reiz, denn durch die Ambivalenz des Gesungenen eröffnen sich für den Hörer völlig eigene Interpretationswelten.
Nur soviel: Auch auf „Midwinter Swimmers“ sind Natur, Zeiten und Orte wieder wichtige Bezugspunkte im lyrischen Wirken von KAREN PERIS, die wiederum ihr empathisches Interesse an ihren Mitmenschen in Form schöner und ungewöhnlicher Bilder aufflackern lässt.


So stellt sie etwa in „This Thread Is A Green Street“ eine Verbindung zwischen Waldwegen und Schnittmustern her, legt im Titeltrack eine Gemeinsamkeit zwischen aus der Ferne beobachteten Schwimmern und dem Firmament nahe, engagiert „John Williams“ als Zuhörer in einem Song über die Angst vor langen Strecken oder schließt mit dem Song „Orange Of The Westering Sun“ den Kreis, den THE INNOCENCE MISSION dereinst in Kalifornien mit den Aufnahmen ihres ersten Albums begannen und der sich in einem zweiten Song namens „A Different Day“ am Ende der Scheibe dann als Weg der Transformation erwies. Doch selbst das ist nur zu erahnen, weil Peris einen Song-To-Song-Kommentar in der Bio zur Verfügung stellt. Wichtig ist das allerdings nicht, denn die Musik von THE INNOCENCE MISSION erschließt sich sowieso auf einer ganzheitlichen, nonverbalen Ebene, weswegen „Midwinter Swimmers“ besser als Album denn als Songsammlung funktioniert.


FAZIT: Wenn es eine Band schafft, sich über 30 Jahre hinweg inhaltlich, stilistisch und musikalisch so treu zu bleiben wie THE INNOCENCE MISSION - ohne dabei das Interesse an ihrem Tun zu verlieren - dann darf wohl davon ausgegangen werden, dass die beteiligten Musiker mit sich im Reinen sind; zumal dieses Gefühl in dem neuen Song „Sisters And Brothers“ thematisiert wird. Ein Eindruck, der sich über „Midwinter Swimmers“, das 14. Studioalbum von THE INNOCENCE MISSION, durchgängig vermittelt und sich somit einer sachlichen Kritik entzieht. THE INNOCENCE MISSION sind, was sie sind und waren – und vermutlich auch zukünftig sein werden – und das ist gut so.

Ullrich Maurer (Info) (Review 772x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
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Tracklist:
  • This Thread Is A Green Street
  • Midwinter Swimmers
  • The Camera Divides The Coast Of Maine
  • John Williams
  • We Would Meet In Center City
  • Your Saturday Picture
  • Cloud To Cloud
  • A Hundred Flowers
  • Oranfe Of The Westering Sun
  • Sisters And Brothers
  • A Different Day

Besetzung:

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