Auf 20 DinA5-Seiten informiert die Debütausgabe des POLYPUS ZINEs über die auf dem gleichnamigen norwegischen Label veröffentlichten Bands in Form kurzer Interviews, die eben nicht "nur" online publiziert werden sollen. Darin kommen Musiker von TROLL, THE KOVENANT, SARKOM, URKRAFT, HEVN III, KOLDBRANN, BLASFEMEN und URARV zu Wort.

Als Zugpferd des in Oslo ansässigen Underground Labels dürfte derweil die wiedererstarkte Band TROLL gelten, die mit ihrem Langspielalbum "Trolldom" (2023) an Frühwerke wie den Klassiker "Drep De Kristne" (1996) anzuknüpfen sucht. Der musikalisch hauptverantwortliche Bandgründer Nagash weist im Interview daraufhin, dass sich in der landeseigenen Szene viel Hass und Ignoranz gegen ihn und seine Bands – also auch THE KOVENANT – richte, was ihn nur bestärke, weiter sein Ding durchzuziehen. Wie es sich für einen Gentleman gehört, ist der Musiker voll des Lobs für seine Frau, die für "Trolldom" ein wirklich sehenswertes Cover malte.

Die das POLYPUS-Fanzine editierende Hege Margrethe Seiff mutmaßt in einem kurzen Artikel, dass sie wohl betrunken war, als sie vor vielen Jahren den Songtext schrieb, den TROLL für "The Beast" aufgriffen, und dass Nagash diese übermütigen Zeilen prächtig interpretiere.
Das Black-Metal-Projekt URKRAFT zieht seine Inspiration nach eigenem Bekunden vor allem aus Ulvers "Bergtatt" und möchte mit seiner Musik andeuten, dass der Mensch nicht der Mittelpunkt des Universums ist. Ach ja, der neben der Musik auch das Artwork gestaltende Andreas Wærholm betreibt auch das Ambient-Projekt Ursaft (wir warten gespannt auf sein Projekt "Urzeitkrebs").

HEVN III veröffentlichen im Herbst 2024 ihr größtenteils quasi live aufgenommenes Album, das laut Bandgründer Sortblot vor allem von Frust und Aggression geprägt ist, und zum Beispiel mit dem Song "Turin Horse" an den psychischen Zusammenbruch Nietzsches erinnert.

Solcherlei Spezialagentenwissen wird im POLYPUS ZINE #1 rustikal serviert: Allenfalls kurze Einleitungen, Namen der Gesprächspartner spielen keine Rolle, die Gestaltung ist simpel und längst nicht so nerdig gelungen wie beim vom Ansatz her vergleichbaren Daudings Skript (von dem leider nur eine einzige Ausgabe 2011 erschien).

FAZIT: Für Fans der Bands auf dem POLYPUS-Label lohnt ein Blick in das (bereits ausverkaufte) Fanzine, dessen erste Ausgabe mit seiner schlichten Gestaltung vor allem der Information dient, ohne dabei in die Tiefe zu gehen oder gar Abgründe aufzutun. In folgenden Ausgaben sollen auch Label-fremde Bands zu Wort kommen. Mal schauen, ob dieses grundsätzlich ehrwürdige Unterfangen neben der übrigen Label-Arbeit tatsächlich weiter betrieben und qualitativ ausgebaut wird. Ein Anfang ist gemacht.