Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Krachmanifest: Ausgabe 8 (Review)

Artist:

Krachmanifest

Krachmanifest: Ausgabe 8
Album:

Ausgabe 8

Medium: Fanzine
Stil:

Extreme / Death / Grind / Black

Label: Eigenveröffentlichung
Spieldauer: 88 Seiten
Erschienen: 07.03.2024
Website: [Link]

Sind sie’s selbst – oder tobt sich ChatGPT im bereits achten KRACHMANIFEST aus? Das lesenswerte, weil das Unperfekte von uns Menschen preisende Vorwort haben jedenfalls dem Anschein nach Katja und Rayk unterschrieben, die sich eingangs mit den (Un-)Möglichkeiten der so genannten "künstlichen Intelligenz" auseinandersetzen.

Die Auswahl der Interviewpartner in der wie immer prall gefüllten Schwarte lässt darauf schließen, dass immer noch die Krach-Veteranen selbst und ihr Kumpel und Co-Autor Andi die Hebel in der Hand bzw. die Tastaturen unter ihren Griffeln haben und ihre Begeisterung in (gefühlt) unzählige Zeilen hämmern, die inklusive Umschlag 88 Seiten ergeben. Die individuelle Begeisterung für Krach unterschiedlicher Schattierungen spiegelt sich in Fragen, die manchmal eine halbe Minute Anlauf nehmen, bevor das Fragezeichen andeutet, dass in der Folge mit einer Antwort zu rechnen ist. Dieses starke Interesse wird von den in die Mangel genommenen Musikern und Musik-Verrückten mit persönlichen Einblicken honoriert, was den Charm eines Fanzines gegenüber den meisten "großen" Magazinen ausmacht: Hier geht es wie immer um weit mehr als die gerade veröffentlichte neue Scheibe und Interviews im Business-Takt.
So berichtet Kerem von Imha Tarikat, dass er sein Projekt in Zeiten depressiver Antriebsarmut quasi als Gegenmittel erschuf: "Ich hatte schon sehr oft versucht, aus diesem Muster auszubrechen, und schlussendlich in Imha Tarikat eine Energie gefunden, die mich unterstützt hat, mein Leben komplett umzudrehen. Texte und Songs zu schreiben, hat mir geholfen, eine Verbindung zu meinen Emotionen und Überzeugungen zu erstellen, doch im Umkehrschluss heißt das auch, dass eine Welle an unterdrückter Negativität freigesetzt wurde und gebändigt werden muss."

Unrast-Schreihals Chris bezeichnet die Beschäftigung mit Musik im Gespräch mit Rayk ganz ähnlich als "Hingabe und Therapie gleichermaßen", und Poison Drinker, growl-giftender Gitarrist von Prehistoric War Cult, punktet mit gemütlicher Ehrlichkeit, als ihn Katja auf DIY anspricht: "DIY heißt ja auch realistisch seine Limits zu kennen. Wir haben uns mal eine Weile am Siebdruck versucht, dann jedoch hauptsächlich Bier getrunken und das eigentliche Drucken am Ende jedes Mal vermasselt."

In guter, alter Fanzine-Tradition stellen Katja und Rayk nicht nur die Print-Publikationen der sich im Underground gegenseitig inspirierenden "Konkurrenz" in ausführlichen Rezensionen weitgehend wohlwollend vor, sondern zerren mit Bernd vom Isidor-Fanzine einen Macher vors Mikro, welcher sich mit Ü50 entschlossen hat, der, wie er es nennt, "Fanzine-Mafia" beizutreten: "Vermutlich komme ich da nie mehr lebend raus. Das fühlt sich aber gut an, muss ich zugeben." Der Grafiker und Webdesigner weiß, wovon er spricht, denn er hat die Fanzine-Kultur in den Achtzigern (!) als "Tor zu einer anderen Welt" entdeckt, wie er zu Protokoll gibt.
Gelernte Grafiker sind beim sich zum achten Mal manifestierenden Krachkompendium nicht am Start, doch der Trend zum sauberen Layout setzt sich fort, was ich als Leser der Generation Ü40 begrüße, auch wenn es ehernen Szene-Gepflogenheiten zwischen ruppigem Death Metal und wüstem Lärm widersprechen mag. Doch in der Schwarte steckt einmal mehr viel Liebe (Hiebe?!) und Leidenschaft im Detail, und ein chaotisch-dreckiges Erscheinungsbild mit unleserlichen Artikeln würde dem kaum gerecht werden.
Wie in den vorigen Ausgaben finden sich auch in dieser etliche Konzertberichte, bei denen es ebenfalls nicht ausschließlich um die Musik geht, sondern ums menschliche Drumherum – oder auch mal um unmenschliche Gerüche, denn "über die Musik von ArsGoatia unterhielt sich irgendwie niemand", wie Katja im Anschluss eines Auftritts der Österreicher in Ulm notiert.

FAZIT: Das achte KRACHMANIFEST macht nicht nur äußerlich mit toller Illustration auf dem Umschlag den bislang besten Eindruck, sondern kann auch inhaltlich mit einer eigenwilligen Auswahl an Interviewpartnern sowie mit sauberem Layout, welches den DIY-Charakter keineswegs negiert, durchweg überzeugen. Nur noch zwei Ausgaben bis zur decade of KRACHMANIFESTation? Starke Leistung bis hierhin!

Thor Joakimsson (Info) (Review 998x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Dräschfeschd
  • Echo Solar Void
  • Imha Tarikat
  • Lost
  • Isidor-Fanzine
  • Rotten Bastards
  • Wüt
  • Verrat
  • Prehistoric War Cult
  • Trespasser
  • Unrast
  • Terminal Filth

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wobei handelt es sich um keine Farbe: rot, gelb, blau, sauer

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!