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Billy Zach: Interferer (Review)

Artist:

Billy Zach

Billy Zach: Interferer
Album:

Interferer

Medium: Download/LP
Stil:

Post-Punk

Label: La Pochette Surprise Records
Spieldauer: 28:04
Erschienen: 08.11.2024
Website: [Link]

Bevor „For J.“ mit treibendem Post-Punk und energischem Bass zum Tanz auf nasskaltem Asphalt anregt, schleppt sich der Einstieg „I am you“ behäbig und atmosphärisch über die Ziellinie.
Der zweistimmige Gesang von Damen- und Herrenstimme, den BILLY ZACH hier hören lassen, wirkt gleichsam kühl und distanziert, strahlt aber auch eine größenwahnsinnige Aura aus, die gewissermaßen die Basis für „Interferer“ bildet.


Im Zuge dieser Feststellung spielt auch das Cover-Artwork eine wesentliche Rolle für das Musikerlebnis. Denn wo kühl-stoische Blicke hinter einer Protz-Torte hervorstarren, kann die Welt kaum eitel Sonnenschein sein.
Das unterkühlt treibende „Fall“ wirkt dann auch eher auf Krawall gebürstet. Spiegelt allerlei Widersprüche über Eigen- und Außenwahrnehmung wider und gräbt sich mit stoischem Noise-Charakter in den Kopf.


Die Rhythmusfraktion agiert wie besessen, während die anfänglichen Noise-Tonorgien in den Strophen in drängende Bassrhythmen überleiten, die lediglich im Refrain in kontrollierten Lärm übergehen.

„Russian Dolls“ kommt leichtfüßiger, wenn man so will lebendiger, daher und wird vom zweistimmigen Gesang gestärkt. Dabei zieht das Tempo an und eine gehörige Portion Sehnsucht zieht in die Musik ein. Dieser Effekt wird von der Kombination aus Männer- und Frauenstimme noch verstärkt. Gleichzeitig ziehen Bilder einer verregneten Großstadt vor dem inneren Auge auf. Alleine und verlassen hetzt der Protagonist durch graue Straßen, stets auf der Flucht vor sich selbst, auf der Flucht vor einer wie auch immer gearteten Heilung. Denn diese würde Veränderung und damit Ungewissheit bedeutet.


Dass „Painted Nails“ ungemein entspannter startet, führt aber ein wenig auf die falsche Fährte. Denn auch wenn BILLY ZACH eine ignorante Haltung strikt leugnen („It doesn’t mean I don’t care“), drängt die Musik doch beständig auf Bewegung, wirkt streckenweise regelrecht gehetzt und birgt damit das Potenzial zur Flucht vor der zuvor angesprochenen Veränderung.
Anders betrachtet könnte der Zwiegesang von Frau und Mann, der den Song ungemein lebhaft gestaltet, auch einen inneren Konflikt widerspiegeln. Ein Teil des Protagonisten will sich um sich selbst und seine Umwelt/sein Umfeld kümmern, während der andere lediglich Tabula Rasa im Kopf hat. Dass das Finale dieses Siebenminüters an allen Ecken und Enden kracht, beinahe schmerzhaft am Nervenkostüm zerrt, verstärkt diesen schizophrenen Anteil in BILLY ZACHs Musik zusätzlich.


FAZIT: In gewisser Weise schlagen zwei Herzen in BILLY ZACHs Brust. Denn „Interferer“ wirkt einerseits unterkühlt ernst. Stoischer Post-Punk schleicht sich nebelhaft in den Kopf des Hörers, der von den Zwiegsängen immer mehr ausgefüllt wird. Andererseits wirkt die Musik in den richtigen Momenten wie Schleifpapier, das über das Gefühlskleid des Hörers schabt und ihn Schicht für Schicht zermürbt. Die fast diebische Freude, die in manch treibendem Groove für gehöriges Tanzpotenzial, vielleicht sogar ekstatisches Zucken sorgt, steht dabei aber im krassen Gegensatz zum zuvor beschriebenen Stoizismus. Denn alle Lust führt zu Bewegung und sei es nur der Tanz auf hartem Asphalt zu verregneter Nachtstunde.

Dominik Maier (Info) (Review 784x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A:
  • I am you
  • For J.
  • Fall
  • Seite B:
  • Russian Dolls
  • Painted Nails

Besetzung:

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