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Bombino: Sahel (Review)

Artist:

Bombino

Bombino: Sahel
Album:

Sahel

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Blues, Tuareg Folk, Traditional

Label: Partisan Records
Spieldauer: 42:13
Erschienen: 15.09.2023
Website: [Link]

Okay, irgendwie sollte man wohl jegliche Wortspiele bei dem Musiker-Namen BOMBINO vermeiden, die könnten nämlich in Zeiten der kalten und heißen Kriege – ob in der Ukraine oder nun sogar in Israel – hochexplosiv nach hinten losgehen. Und trotzdem liegt einem sowas wie BOMBINO ist bombig oder eine echte Musik-Granate doch irgendwie auf der Zunge und klappert sich seinen Weg über die Laptop-Tastatur des Kritikers. Und auch dass das Label, auf dem die aktuelle LP des nigrischen – also aus dem Niger stammenden – Musikers, der für seine letzte LP „Deran“ sogar als erster Nigerianer überhaupt eine Grammy-Nominierung erhielt, den Namen 'Partisan Records' trägt, feuert einen noch zusätzlich zu ähnlich bombastischen Gedankengängen an.

Doch was man auch immer über BOMBINO denken sollte, auch nach diesem Album mit dem Titel „Sahel“ ist klar, dass Omara Moctar aka BOMBINO zurecht als ein Tuareg-Folk-Held in seiner Heimat und darüber hinaus auch weltweit als einer der allerbesten Blues-Musiker gilt, dem auf kongeniale Art gelingt, die traditionellen Klangwelten des Tuareg-Blues mit den urwüchsigen des klassischen Blues-Rock zu vereinen.

BOMBINO kam nach den Erfolgen seiner ersten LP, genauso wie vielen anderen Musikern, anno 2020 die kunstkillende Pandemie in die Quere, die ihn und sein nomadisches Wesen – also ein in ständiger Wanderschaft befindliches Volk in Afrika – zur für ihn völlig ungewohnten Situation des Stillstands an einem Ort zwang, weswegen er, der dauerhaft Reisende, sich verstärkt seiner Familie zuwenden, aber auch die Arbeit an dem Nachfolger von „Deran“ verstärken konnte.
Das Ergebnis liegt nun mit „Sahel“ (arabisch für 'Küste' oder 'Ufer der Wüste') vor und beeindruckt auf ähnliche Weise wie BOMBINOs Debüt, da er auch hier die Trademarks von „Deran“ konsequent weiterführt und ein paar noch rockigere und modernere Musik-Momente (Ist BOMBINO etwa der JIMI HENDRIX vom Niger?) einfließen lässt – oder um es mit den Worten unter seine Homepage auszudrücken: „'Sahel' ist das bisher persönlichste, aussagekräftigste und politisch kritischste Album von BOMBINO geworden. Aber auch musikalisch ist 'Sahel' sein bisher abwechslungsreichstes, welches die Vielfalt und Diversität der verschiedenen Kulturen der Sahel-Region widerspiegeln soll.“

Noch dazu ist der Sound und die Produktion der LP ausgezeichnet geglückt und es gelingt dank Dan Auerbach (THE BLACK KEYS), die sehr authentisch wirkende weltmusikalische Blues-Atmosphäre mit warmen Bässen und klar abgemischten traditionellen sowie modernen Instrumenten überzeugend dem Hörer, für den solche Musik sicher nicht zu seinen gewohnten Hörtraditionen zählt, näherzubringen oder eine Ballade, wie die die LP-A-Seite abschließende „Ayo Nigla“ (übersetzt: „Komm, lass uns gehen, meine Geliebte“) in ihrer ganzen emotionalen Wirkung, selbst wenn man die in BOMBINOs Muttersprache (Tamasheq) gesungenen Texte nicht versteht, rüberzubringen. Aus diesem Grunde sind zudem alle Texte auf der Innenhülle dreisprachig abgedruckt (Tamasheq, Französisch und Englisch) und zu jedem einzelnen Song gibt es eine französisch- und englischsprachige Einführung, die über die Hintergründe des jeweiligen Textes informiert.

Dass diese Informationen zu den Texten der neun Songs der LP (auf der CD und dem DL gibt’s zehn Songs zu hören) bei deren vielfältigen Themen unerlässlich sind, ergibt sich bereits beim Lesen dieser auf der rot-blauen Innenhülle. Hier geht es um die Not der Tuareg genauso wie um den Schmerz nach einer verlorenen Liebe oder Jugendsünden, die man viel zu spät bereut.

So bitte BOMBINO dann auch in dem mit modernen wie traditionellen Blues-Elementen angereicherten „Aitma“ alle Völker der Tuareg darum, dass sie sich einig sein und Solidarität üben mögen, die über alle Grenzen hinweg im Sahel einziehen solle: „Lasst uns all unsere Brüder, wo immer sie auch leben mögen, vereinen – wir sind alle eins.“ Hauptsache jetzt kommen nicht gleich wieder ein paar Gender-Begeisterte um die Ecke und fordern Gleiches auch für die Schwestern ein. Die sind symbolisch in diesem in der Tamasheq-Sprache besungenem 'Bruder'-Bild, das allgemein für die Völker steht, mit einbezogen, auch ohne * oder _ oder // oder sonstwas.

Sehr leise und rein akustisch geht das Album dann mit „Mes Amis“ („Meine Freunde“), dem traurigen Song über eine unerwiderte Liebe, zu Ende und wird mit einer ähnlich traurigen, dem Thema entsprechenden Stimme von BOMBINO vorgetragen, während er sich an der Gitarre begleitet und hintergründig ein paar Percussion für eine entsprechende Rhythmus-Grundierung sorgen.
Ein schönes, sehr emotionales Ende von „Sahel“, einer Platte, die den Blues und die Musik-Kultur der Tuareg direkt in unsere Stube holt, um diese mit Klängen und einer Sprache zu füllen, die für uns anfangs noch ungewohnt, dann aber spannend und sogar mit einem vorsichtigen HENDRIX-Flair versehen, mindestens neugierig macht – oder sogar Begeisterung auslöst.

FAZIT: Mit „Sahel“, dem zweiten Album nach dem Grammy-nominierten „Deran“, setzt BOMBINO ein klares Zeichen, dass auch moderner Blues sowie Rock und die musikalische Tradition der Tuareg eine spannende Musik-Einheit bilden können und sogar in der gesungenen Tamasheq-Sprache bestens funktionieren (Auf der LP-Innenhülle befinden sich für den interessierten Hörer die Textübersetzungen und Erklärungen dazu glücklicherweise auch in französischer und englischer Sprache). Der aus dem Niger stammenden Musiker liebt einerseits den Blues und andererseits die Musik-Kultur seines Landes, weswegen sich sogar der Albumtitel ('Küste' oder 'Ufer der Wüste') auf die gleichnamige geografische Zone von BOMBINOs Heimat bezieht.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1664x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
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Tracklist:
  • Seite A (22:05):
  • Tazidert
  • Alwane
  • Aitma
  • Nik Sant Awanha
  • Ayo Nigla
  • Seite B (20:08):
  • Darfuq
  • Ayes Sachen
  • Itisahid
  • Mes Amis

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

  • Sahel (2023) - 12/15 Punkten
Interviews:
  • keine Interviews
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