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Andy Taylor: Man's A Wolf To Man (Review)

Artist:

Andy Taylor

Andy Taylor: Man's A Wolf To Man
Album:

Man's A Wolf To Man

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Singer/Songwriter, Folk, Rock, Pop

Label: BMG
Spieldauer: 39:57
Erschienen: 08.09.2023
Website: [Link]

„Ich wollte wieder Platten machen, die menschlich sind, die von etwas handeln, das wichtig war oder ist, und die im Moment sind.“ (Andy Taylor zu „Man's A Wolf To Man“)

Eigentlich waren die Bedingungen zur Entstehung dieses Albums von ANDY TAYLOR, der vielen als ehemaliges Mitglied von DURAN DURAN garantiert noch ein Begriff ist, absolut mies. Oder um es besser zu sagen: Pure Scheiße!
Die gruselige Entwicklung Amerikas unter Trump, dann die unerbittliche, einen zur Isolation zwingende Pandemie und die Diagnose Prostatakrebs im Stadium 4 – und zwar unheilbar. Und das auch noch, obwohl er anno 1987 lauthals sein „Don't Let Me Die Young“ ins Mikro schmetterte.

Da könnte man schon persönlich durchdrehen.
Doch stattdessen drehte die Welt um ihn herum und ganz besonders in seiner Heimat und seinem unmittelbaren Umfeld völlig durch.
Leute, die bis dahin friedlich miteinander umgingen, wurden zu unerbittlichen Feinden, zu – um im sprachlichen Bild, das der LP seinen Namen gab, zu bleiben – einem Rudel bösartiger Wölfe, das sich gegenseitig zerfleischte. Wahrscheinlich hätten wir von ANDY TAYLOR, der übrigens gemeinsam mit DURAN DURAN seit 2022 auch Mitglied der 'Rock'n'Roll Hall Of Fame' ist, wohl kein Solo-Album mehr erwarten können, denn das letzte liegt bereits mehr als 30 Jahre zurück. Wäre nicht dieser massiv aggressive gesellschaftliche und menschliche Wandel eingetreten!
Nur aus diesem Grunde wird wohl die Musik-Welt mit einem gelungenen, textlich sehr kritischen, aber musikalisch unglaublich von freudvoll über hart bis nachdenklich klingendem Album mit dem Titel „Man's A Wolf To Man“ beglückt.

Alle, denen Musik also mehr bedeutet als Hintergrundbeschallung, die sollte besser auch das Umfeld zur Entstehung des aktuellen, insgesamt recht ungewöhnlichen Albums von ANDY TAYLOR kennen, denn so wird dessen Bedeutung nicht nur für den Musiker, sondern auch den Hörer deutlich anwachsen – ganz davon abgesehen, dass beim Einspielen von „Man's A Wolf To Man“ jede Menge großartige Begleitmusiker mit am Start waren. Daher lassen wir Taylor am besten selber sprechen: „Der Zeitpunkt, an dem ich begann, dieses Album zu schreiben, war gleichzeitig auch der Beginn des Chaos – das war 2016, 2017. 'Man's A Wolf To Man' bringt das so ziemlich auf den Punkt. Ich kenne Amerika sehr gut. Ich habe dort gelebt, hatte Kinder und eine erstaunliche Karriere. Ich habe den Zusammenbruch erlebt und die Extreme beobachtet, habe gesehen, wie die Menschen schnell zu bösartigen Feinden wurden – und genau darum geht es in meinem Album: Dass der Mensch selbst sein schlimmster Feind ist und sich wie ein Rudel Wölfe verhält, wenn es darum geht, sich zu verteidigen. Als ich mit dem Schreiben begann, tauchte das Thema Rache auf. Warum werden wir so wütend, wenn wir uns rächen wollen? Warum werden die Menschen überhaupt wütend? Warum machen sie es selbst nicht besser?“

Musikalisch werden diese Absichten hinter „Man's A Wolf To Man“ dann oft auch sehr druckvoll, manchmal gar wütend zum Ausdruck gebracht.
Aber auch feine Blues-Elemente, vorgegeben von einem leidenschaftlichen Mundharmonika-Spiel wie in „Did It For You“, treffen immer wieder auf akustische Gitarre wie in der countrymäßigen Gitarren-Ballade „Try To Get Even“, in der sich Taylor ein beeindruckendes Duett mit TINA ARENA, einer der erfolgreichsten australischen Sängerinnen, liefert, oder eben auf hart rockende bis punkige Hammer-Songs. Und dass Taylor auf seinem Album mit TINA ARENA duettiert, ist nicht verwunderlich, denn schließlich steuerte er zu ihrem 2023er-Nummer-1-Album „Love Saves“ gleich drei Songs mit bei.

„Reaching Out To You“, das die LP-A-Seite abschließt, kommt dann sogar, ganz ähnlich wie der LP-B-Seiten-Opener „Getting It Home“, im knackigen DURAN DURAN-Style daher.

Ansonsten gibt es jede Menge rotzige Rockmomente zu hören, die ein gehöriges Punk-Appeal mitbringen und im Falle von „Gotta Give“ mit diesmal Gary Stringer von REEF als Duett-Partner sowie richtig geilem Saxofonspiel auch textlich unerbittlich draufhau'n: „You're almost good enough to get a bad reputation“. Das sitzt!

Da ist dann auch die Empfehlung auf der LP-Cover-Rückseite, dieses Album in maximaler Lautstärke zu hören, durchaus ernst gemeint. Denn die fetten Bässe und druckvollen Gitarren sowie das treibende Drumming steuern einen erheblichen Beitrag zur knackigen Wirkung dieses Albums bei, das man mit all dieser Härte und den fetten Sounds wohl kaum noch von ANDY TAYLOR erwartet hätte. Stattdessen verblüfft er sogar mit Skiffle-Grooves oder robustem Dampfwalzen-Rock wie in „This Will Be Ours“.

FAZIT: Weißes Vinyl in schwarzer Verpackung – es sind die Gegensätze, die auch in der Musik und den Texten von ANDY TAYLOR, dem ehemaligen DURAN DURAN-Musiker, der nunmehr schwer an Prostatakrebs erkrankt ist und auch der Würdigung seiner Band mit der Aufnahme in die 'Rock'n'Roll Hall Of Fame' nicht beiwohnen konnte, eine gewichtige Rolle spielen. Außerdem nerven ihn die hasserfüllten Zustände, welche in Amerika (besonders unter der Trump-Regierung) herrsch(t)en: „Der Zeitpunkt, da ich anfing, dieses Album zu schreiben, war gleichzeitig auch der Beginn des Chaos – das war so 2016, 2017.“ Grund genug für ihn also, dieses bissige, kritische und oft hart austeilende Solo-Album „Man's A Wolf To Man“ nach über 30 Jahren rauszuhauen, welches von einer Ballade bis hin zu Hardrock-Stücken und DURAN DURAN-Erinnerungen sowie knallharten Texten in etwa alles zu bieten hat, was man von einem guten Album mit Anspruch auf Zeitlosigkeit erwarten darf. Auch wenn es manchmal etwas abrupt die Stimmungen wechselt, so sollte man sich unbedingt an den Hinweis auf der LP-Cover-Rückseite halten: 'To Be Played At Maximum Volume!'

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2213x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (20:10):
  • Man's A Wolf To Man (3:41)
  • Influential Blondes (5:32)
  • Did It For You (4:33)
  • Try To Get Even (feat. Tina Arena) (3:16)
  • Reachin' Out To You (3:08)
  • Seite B (19:47):
  • Getting It Home (2:19)
  • The Last Straw (3:33)
  • This Will Be Ours (3:03)
  • Gotta Give (feat. Gary Stringer) (3:23)
  • Big Trigger (4:46)
  • Man's A Wolf To Man (Reprise) (2:43)

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Greg
gepostet am: 18.09.2023

Klasse abwechslungsreiches Album - sehr positiv überrascht
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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