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Paolo Fresu, Daniele Di Bonaventura, Pierpaolo Vacca: Tango Macondo (Review)

Artist:

Paolo Fresu, Daniele Di Bonaventura, Pierpaolo Vacca

Paolo Fresu, Daniele Di Bonaventura, Pierpaolo Vacca: Tango Macondo
Album:

Tango Macondo

Medium: CD/Download/Do-LP
Stil:

Tango-Jazz, Soundtrack

Label: Tük Music
Spieldauer: 51:12
Erschienen: 18.03.2022
Website: [Link]

Italien und der Tango, das gehört zusammen wie Sonne und der Mond, die Nacht und die Sterne – und vielleicht ein wenig auch wie die Schöne und das Biest…
In diesem Sinne kann/muss ein Album mit dem Titel „Tango Macondo“ natürlich auch von italienischen Musikern eingespielt werden, denen die Musik und der Tango bereits in die Wiege gelegt worden ist – so wie PAOLO FRESU, DANIELE DI BONAVENTURA und PIERPAOLO VACCA, die auf der Doppel-LP tatsächlich Tango-Rhythmen mit modernem Jazz – eingespielt mit Akkordeon, Trompete, Flügelhorn, Bandoneon und Keyboards – und einem klangtechnisch fantastischen Sound vereinen. Und um dieser Musik, die instrumental schon jede Menge rhythmische Leidenschaft verbreitet, noch ein echtes Sahnehäubchen aufzusetzen, werden auf der ersten bis dritten LP-Seite jeweils ein Stück durch eine Sängerin veredelt, die zu den besten ihrer Gilde, der italienischen Pop-Szene, zählen: MALIKA AYANE und TOSCA sowie ELISA.

Tango Macondo“ ist eigentlich der Titel eines Theaterstücks des TEATRO STABILE DI BOLZANO nach der Buchvorlage „Der Metaphern-Verkäufer“ von SALVATORE NIFFOI.
PAOLO FRESU erhielt die Aufgabe, die entsprechende Musik für dieses Stück zu komponieren, welche einen die gesamte Aufführung lang durch die Geschichte begleitet. Bisher wurde dieser 'Soundtrack' aber noch nie separat veröffentlicht – welch Versäumnis! Denn hört man diese Doppel-LP mit dem bildgewaltigen Leiter-Baum-Ciover, dann wird einem klar, dass allein diese abwechslungsreiche, mit einer Vielzahl von Sound-Effekten versehene Musik ihre ganz eigene Geschichte – auch ohne Theaterstück – ausschließlich in spannenden Noten erzählt. Man braucht nur die Augen beim Hören zu schließen und schon beginnt der (Tango-)Tanz durch eine Welt voller Leidenschaft und Freude, bei der ganz oft das Akkordeon und die Trompete als Hauptdarsteller auftreten dürfen.

Unüberhörbar ist zudem, dass der 61jährige Trompeter PAOLO FRESU garantiert einen MILES DAVIS zum Vorbild hat, aber speziell den der 50er-Cool-Jazz-Jahre, in denen beispielsweise das sensationelle Davis-Jahrhundert-Album „Kind Of Blue“ (1959) entstand.

„Tang Macondo“ enthält eine bunte Mischung an einerseits Originalkompositionen von Tango-Klassikern oder dem Tango Nuevo von beispielsweise Astor Piazzolla sowie andererseits Eigenkompositionen, die sich dem Tango-Stil zwar anpassen, aber mit sehr modernen Mitteln 'aufpeppen'. Dazu kommen die drei Stücke mit Gesang, die ebenfalls einen weiten Spagat zwischen Klassik und Moderne wagen und für eine Atmosphäre sorgen, die zum freudvollen Verweilen einlädt. Als Soundtrack dient die Musik des Albums als Verbindung des Handlungsstrangs, der sich um das Dorf Mamoiada in der sardischen Region Barbagia legt. Mamoiada ist für seinen legendären Karneval berühmt, in dem teuflische und groteske Masken getragen werden. Im Stück wird aus Mamoiada der fiktive Ort Macondo, der vom Weltliteraten Gabriel Garciá Márquez erfunden wurde. Fiktion trifft so auf Reales, Mythos auf Gegenwärtiges. Diese traumhafte Fusion aus gespenstischen Ritualen und leidenschaftlichen (Tango-)Melodien tritt auf „Tango Macondo“ eine Klangreise an, welche all die Emotionen in sich vereint, welche sich dann im Theaterstück auf der Bühne Bahn brechen und garantiert einen starken Eindruck beim Publikum hinterlassen, denn diese insgesamt 15 Stücke (drei mit Gesang und 12 rein instrumental) fungieren wie zu Klang gewordene Bilder.

Und noch etwas ist wichtig, was hundertprozentig für „Tango Macondo“ spricht und ein wenig auch etwas über die ewigen Vinyl-Nörgler aussagt, denen in Foren oder anderswo auf den Geist geht, dass man in Kritiken – so wie beispielsweise dieser – immer wieder den bestechenden Klang spezieller Vinyl-Aufnahmen hervorhebt. Denn auf dieser Doppel-LP, die bewusst aus klang-exzellenten Bedingungen keine Seite über 18 Minuten andauern lässt, wurde tatsächlich Meisterhaftes vollbracht. Wer eine hochwertig Anlage besitzt und großen Wert auf den Sound in seiner ganzen Bandbreite voller voluminöser Bässe und kristallklarer Höhen legt, der hat mit diesem Album, das auch auf eine Vielzahl von (Stereo-)Effekten setzt, eine echte Referenz-Platte gefunden.

FAZIT: Welch herrliches Dreiergespann aus Italien! PAOLO FRESU, DANIELE DI BONAVENTURA und PIERPAOLO VACCA präsentieren uns auf „Tango Macondo“ Tango-Rhythmen im Jazzy-Soundtrack-Style der ganz besonderen Art, also mit viel Trompete und Akkordeon sowie akustischen und elektronischen Keyboards. Das ergibt eine spannende Mischung, die mindestens genauso abwechslungsreich und noch dazu klangtechnisch meisterhaft klingt wie das italienische Theaterstück, welches die Musik nicht nur begleitet, sondern auch integrativ gestaltet. Ein Album rund um klassische und moderne Tango-Rhythmen, bei dem die Seele leidenschaftlich mittanzt.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2600x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (16:26):
  • Alguien le dice al Tango (3:16)
  • Il venditore di metafore (4:35)
  • Movimento andino (5:11)
  • Dumburudù / Dillu (3:24)
  • Seite B (16:45):
  • El día que me quieras (3:52)
  • Macondo (3:56)
  • Ballu tzoppu / Skamoiada (5:39)
  • Lenta preghiera (3:18)
  • Seite C (15:33):
  • Ballu tundu (4:28)
  • Volver (4:11)
  • Il sogno delle case di specchio (3:12)
  • Stagioni (3:42)
  • Seite D (12:28):
  • ^Anti^u de ispera (2:53)
  • Melquíades (4:50)
  • Tema di Matoforu e Anzelina (4:45)

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