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Nico Suave: Gute Neuigkeiten – Limitierte Edition (Review)

Artist:

Nico Suave

Nico Suave: Gute Neuigkeiten – Limitierte Edition
Album:

Gute Neuigkeiten – Limitierte Edition

Medium: CD/Limitiert/LP farbig
Stil:

HipPop, Deutscher Rap

Label: Embassy Of Music
Spieldauer: 44:34
Erschienen: 22.10.2021
Website: [Link]

Oha, wow, aber hallo – wenn ein Musiker sein aktuelles Album heutzutage „Gute Neuigkeiten“ nennt, dann ist das im Zeitalter von Corona, Isolation, Frustschieberei, Pandemie und politische Unfähigkeit, sich angesichts einer Notsituation einfach mal auf gemeinsame Entscheidungen und Handlungsstrategien zu einigen, entweder Zweckoptimismus, Zynismus oder Humor mit einem ironischen Augenzwinkern für unsere Gehörgänge.
Ganz ernst wird NICO SUAVE diesen Titel wohl nicht meinen – und schon gar nicht, wenn der Bemützte einen so spitzbübisch, gespielt nachdenklich direkt vom Platten-Cover entgegenblickt. Trotzdem bleibt die Frage, ob es zu den „Gute[n] Neuigkeiten“ aus dem Hause Suave auch aus Kritiker-Sicht gute Nachrichten zu vermelden gibt.

Klare Antwort: „Jein“
Nur müssen wir dazu ein bisschen weiter ausholen.

Besonders erfolgreich war der noch vor seiner sechsjährigen musikalischen Pause (Warum auch immer!?) deutlich dem Rap und HipHop zugewandte Suave mit dem nunmehr in Ungnade gefallenen, recht verquer denkenden, aber ausgezeichnet singenden und komponierenden XAVIER NAIDOO, mit dem er vor etwa acht Jahren mit dem Song „Danke“ duettierte. Und dass seine Mütze auf dem Album-Cover der auf besagtem Video sehr ähnlich oder gar die gleiche ist, lässt natürlich so einige Parallelen zu. Es sind nicht die einzigen, wenn man bei „Gute Neuigkeiten“ genauer zuhört.

Das war also 2014, während Suave noch DIE SÖHNE MANNHEIMS als Support begleitete, was seinen weiteren Weg als Musiker deutlich prägte und ihm natürlich viel Aufmerksamkeit einbrachte. Zu einer Zeit also, als die Welt rückblickend deutlich heiler als heute erschien und man sein „Danke“ nicht klatschend von Balkonen absonderte, um dann ganz schnell wieder mit einem besseren Gewissen seinen eigenen Ego-Dingen nachzugehen.
Nur Zeiten ändern sich – genauso wie die Musik von NICO SUAVE.
Und ob die wirklich „Unvergesslich“ ist, so wie der Albumtitel seines letzten 2015 erschienenen Album es verheißt, wird die Zukunft und die Wirkung des „Gute Neuigkeiten“-Albums beweisen.

Jedenfalls ist es logisch (und eigentlich auch schade), dass auf „Gute Neuigkeiten“ anno 2022 kein XAVIER NAIDOO mehr zu finden ist, dafür aber solche musikalischen Partner wie JEANETTE BIEDERMANN, JOHANNES OERDING, TEESY, SEVEN, EMY und andere. Und diejenigen, denen besagte Duett-Partner musikalisch gefallen, für die wird „Gute Neuigkeiten“ tatsächlich dem Titel alle Ehre machen und sie werden eine ebenso tiefe Liebe wie die von NICO SUAVE & TEESY auf „Liebe“ besungene empfinden, selbst wenn man darin erfährt, wen man auch nicht besonders liebhaben kann und wen man zugleich heldenhaft verehren darf.
Kurioserweise ist es gerade dieses „Liebe“-Duett , bei dem deutliche Erinnerungen an Suaves Zeiten mit XAVIER NAIDOO, den man derzeit ja als üblen Querdenker verteufelt, geweckt werden.

Nur so viel: der inflationär permanent verwustete Heldenbegriff nervt langsam, aber immer sicherer. Das verspürt man auch bei den beiden singenden Herren ganz ähnlich: „Wo sind die Helden hin, die unseren Alltag retten?“, heißt es in besagtem Stück und noch schlimmer wird es, wenn man Suaves Antwort bei einem Kurz-Interview im Focus kennt, in dem er auf die Frage, ob er sich selbst als Held versteht, völlig unironisch antwortet: „Ja, weil ich meine drei Kids ganz gut gemanagt kriege.“
Oh je, wenn es dazu schon Heldentum bedarf…
Außerdem hat der Soft-Rapper ja auch mit NIMA, seiner Ehefrau, noch eine 'Managerin' an seiner Seite, die noch dazu Backgroundsängerin bei HELENE FISCHER ist und den Song „So oft“ mit ihrer angenehmen Stimme bereichert.

Suave selber nennt seine Musik HipPop und verweist damit bereits darauf, dass er dem härteren Rap, für den ihn seine frühen Fans liebten, den Rücken zuwendet und immer stärker auf den eingängigen Deutsch-Pop mit HipHop-Elementen setzt, der sich ideal für unsere derzeitige Radio-Kultur anbietet (Oder gar anbiedert?), wofür auch die insgesamt 14 ausschließlich radiotauglichen Zwei- bis Dreiminuten-Songs stehen.

Aber klar doch, genau diesen Acker des in Radiognaden stehenden Mainstream-Feldes beackern bereits Suaves 'Mitstreiter' auf diesem Album, wie JOHANNES OERDING oder JEANETTE BIEDERMANN, recht erfolgreich.

Und auch die Duett-Patner(innen)-Quote stimmt, schön weiblich-männlich-ausgeglichen, sodass bei „Camouflage“ im Sinne der Jugend-Förderung, gleich die erst 18-jährige Sängerin EMY den Suave-Duett-Reigen eröffnen darf.

Doch für seine Rap-Fans wird NICO SUAVE nach „Gute Neuigkeiten“ ein wenig wie ein musikalischer Querdenker erscheinen, der allerdings durchaus auf seinem neuen Weg auch neue Fans finden wird. Wohl ein wenig das schlechte Gewissen lässt Suave dann auch solche Sätze sagen wie: „Dass die neue LP poppiger ist als alles, was ich davor gemacht habe, war für mich der nächste logische Schritt. Die musikalische Mischung verschiedener Welten, die ich schon immer in meiner Musik vereinen wollte.“

Welch Wunder, dass mit „Fiat Uno“ der 'rappigste' und zugleich vergangenheitstypischste, ein wenig gangsta-anghauchte, Song auf dem neu ausgerichteten Album sogar ein echter Rohrkrepierer, der nicht wirklich zu „Gute Neuigkeiten“ passen will, wird.

Zwar spielt der Rap auf den insgesamt 14 Songs noch immer eine auffällige Rolle, er wird aber von eingängigen Hooklines und poppigen Melodien vereinnahmt, wovon bereits die erste Single-Auskopplung „Gedankenmillionäre“, bei der JOHANNES OERDING mitsingt, ein deutliches Statement verlautbart genauso wie beispielsweise das solistische „Grünes Licht“.

„Nie geboren“, einer der besten Songs des Albums, bei dem NICO SUAVE von SEVEN unterstützt wird, weckt Erinnerungen an ORANGE BLUE und sogar ein wenig die MÜNCHNER FREIHEIT.
Selbst der pathetische Text passt ideal dazu und wenn die Neue Deutsche Welle noch wie in den frühen 80ern angesagt sein würde, wäre „Nie geboren“ regelrecht zum Erfolg verdammt.
Dass dann der letzte Song, der sich „Nie geboren“ anschließt, „Missing“ heißt und den früheren Zeiten nachtrauert: „Diese Zeit ist vorbei / Miss you / Ich weiß, dass ich die Zeit noch oft vermissen werd'“, erscheint fast logisch. Dazu kommen noch ein paar im besten LL KOOL J-Style gesungenen englische Rhythmen. Eine heiße Kombination, mit der besonders FALCO Pop-Musik-Geschichte schrieb. Doch dafür kommt ein NICO SUAVE mit „Gute Neuigkeiten“ deutlich zu spät.

FAZIT: Es gibt gute Neuigkeiten zu vermelden, zumindest aus Sicht von NICO SUAVE. „Gute Neuigkeiten – Limitierte Edition“ (transparent-grünes Vinyl im Gatefoldcover mit einem zusätzlichen Kunstdruck in LP-Größe) ist nach sechs Jahren Stille um den deutschen Rapper ein musikalisches Lebenszeichen, das sich viel stärker als zuvor dem Pop als dem Rap zuwendet. Noch dazu ist jedes zweite Lied auf dem Album ein Duett mit mehr oder weniger bekannten Musikern (Johannes Oerding, Jeanette Biedermann, Seven, Nima, Teesy, Sharaktah und Emy). Suave nennt das alles HipPop – eine absolut zutreffende Bezeichnung. Vielleicht erreicht er damit ja auch mehr Radiostationen als zuvor, verliert aber wahrscheinlich parallel dazu den einen oder anderen Fan aus seinen deutlich härteren Anfangszeiten.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2216x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Seite A (22:34):
  • Willkommen bei mir (3:23)
  • Camouflage (mit Emy) (3:19)
  • Altes Haus (3:10)
  • Gedankenmillionäre (mit Johannes Oerding) (3:34)
  • Lost (mit Sharaktah) (3:18)
  • Grünes Licht (2:25)
  • Liebe (mit Teesy) (3:25)
  • Seite B (22:00):
  • Ich lauf (3:46)
  • So oft (mit Nima) (2:48)
  • Fiat Uno (2:57)
  • Beste Version (mit Jeanette Biedermann) (3:19)
  • Regenschirm (3:12)
  • Nie geboren (mit Seven) (3:11)
  • Missing (2:57)

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