Als steil auf die 25 zugehende Band wirken ODAL auf ihrem neuen Album nachvollziehbar behäbig. "Welten Mutter" untermauert die seit je konservative Haltung seiner Schöpfer, was Black Metal angeht, und klingt in weiten Teilen auf charmante Weise nach der Zeit um die Jahrtausendwende.

Damals hatte die Welt aufgehört, deutsche Vertreter des Stils zu belächeln, denn ebendiese schickten sich nun verstärkt an, Impulse auf internationaler Ebene zu setzen. Heute gehört wirken Songs wie jene auf der fünften Platte der Gruppe kaum mehr bahnbrechend, doch wären sie vor rund 20 Jahren erschienen, hätten sie exemplarisch für den melodisch rasanten Stil hiesiger Bands gestanden.

Aufgrunddessen leidet die Scheibe auch ein wenig an fehlender Dynamik, denn die Tracks brettern zu gleichförmig heiserem Geschrei dahin, wobei insbesondere die Geigen-Parts von Bassist Add aufhorchen lassen. Mitunter - vor allem in der zweiten Hälfte, wenn sich ODAL phasenweise ins Manische zu überschlagen drohen - fühlt man sich an die Amerikaner Wolves In The Throne Room zu ihrer Anfangszeit erinnert … womit die Band dann auch wieder prima zu ihrem Cascadian-Black-Metal-affinen Label passt.

Der Amerikaner Greg Chandler hat sich beim Mischen und Mastern schon inspirierter gezeigt, aber wie dem auch sei: Der etwas dünne, undynamische Sound passt zur Musik, die im Laufe von knapp drei Jahren erarbeitet wurde, aber dennoch einen runden Gesamteindruck hinterlässt. Die kurzen Passagen, in denen das Kernduo (neben Add ist Taaken der federführende Multi-Instrumentalist) pompös stampft - höre das Titelstück - sind umso begrüßenswerter. Als Anspieltipp führen wir das fiebrige ´Der kalte Nächte Atem´ an; darüber hinaus ist "Welten Mutter" …

FAZIT: … ein gut durchdachtes Black-Metal-Album mit sympathisch anachronistischem Touch, erfreulich unaufgeregt und vielleicht nur einen kleinen Tick zu unauffällig.