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Nahko And The Medicine For The People: Take Your Power Back (Review)

Artist:

Nahko And The Medicine For The People

Nahko And The Medicine For The People: Take Your Power Back
Album:

Take Your Power Back

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Singer/Songwriter, Folk, Indie-Pop

Label: SideOneDummy / 375 Media GmbH / Cargo
Spieldauer: 65:18
Erschienen: 15.05.2020
Website: [Link]

„You can shake me, but you can't break me!“ / „Dieses Album entstand aus einem Wiedererwachen. Ich fand mich in einem neuen Kapitel meines Lebens wieder und das Schreiben dieser Songs war meine Art, alle Änderungen zu verarbeiten, die ich durchmachte.“ (NAHKO in einer Liedzeile und zu seinem neuen Album)

NAHKO hat in seiner Kindheit vieles durchleiden müssen, was für uns schlicht unvorstellbar ist.
NAHKOs Vater wurde wegen Vergewaltigung in den Knast geschickt und dort gelyncht, seine Mutter wurde zur Prostitution gezwungen und brachte ihn mit 14 Jahren zur Welt, um ihn sofort zur Adoption freizugeben.
Durch seinen Adoptivvater, einen Trompeter, gelangte er dann zur Musik.

Erstmals wendet sich NAHKO gemeinsam mit seiner Band THE MEDICINE FOR THE PEOPLE nunmehr auf seinem bereits vierten Album genau dieser Vergangenheit zu und setzt sich in seinen Texten und seiner Musik damit auseinander. So wird der Hilferuf in „Twisted“, das mit der flehenden Zeile: „I need help!“ beginnt, stimmungsmäßig das gesamte „Take Your Power Back“-Album durchziehen. Ein Kampf, die Kraft aus der Vergangenheit zu schöpfen, die einen nicht runterzog, sondern über Wasser hielt.

Es dauerte lange Zeit, bis er diese Vergangenheit nicht nur bewältigen, sondern auch in die Öffentlichkeit tragen konnte.
Dabei heraus ist ein sehr emotionales Album gekommen, das stellenweise schmerzvoll von Lebensgeschichten erzählt, die einem bereits beim ersten Hören sehr nahe gehen – und oftmals von Streichern und orchestralen Momenten untermalt werden, die der Stimmung ein besonders melodramatisches Kalkül hinzufügen. Doch diese Stimmung kannte man bereits sehr gut aus dem Vorgängeralbum „My Name Is Bear“.

Zusammengehalten wird das offensichtliche Konzept des Albums durch die „Interlude“-Einschübe, die gesprochen werden, mal wie die Beschwörung eines Medizinmannes klingen, dann wieder die Worte seiner Großmutter sind und überlebensnotwendige Weisheiten aus einer Zeit wiedergeben, die für NAHKO verdammt schwer war.

NAHKO AND THE MEDICINE FOR THE PEOPLE klingen jedoch nicht nur melancholisch, sondern oft auch ein wenig wie CONOR OBERST und BOB DYLAN auf Weltmusiktripp voller Pop-Appeal und Folk-Feeling samt Reggae-Anleihen plus Dub'n'Bass-Tanzstimmung.

Sehr oft findet man zugleich dieses trotzig-traurige „Don't Give Up“-Gefühl eines PETER GABRIELs in NAHKOs Musik wieder. Selbst wenn auf „Slow Down“ fast alles verloren scheint.

Aber auch jede Menge druckvollen Optimismus, der tanzbar, fast fröhlich klingt, um nicht in übertriebenem Herzschmerz zu versinken und dieses „Take Your Power Back“ wird immer wieder das dynamische Gegenstück zu den Trauer tragenden Streichern. Die Trauer wird eben weggetanzt – und der Reggae hilft dabei genauso wie moderne, elektronisch animierte Rhythmen, die auch mal als fetter Funk und flotter Soul daherkommen.

Ärgerlich an der CD-Ausgabe ist allerdings, dass zwar die Idee, die CD im Rahmen des Digipaks genau wie bei der LP in eine Innenhülle mit den bedruckten Texten zu stecken, zwar gut ist, nur sind die Lyrics so klitzeklein gedruckt, dass man selbst mit Lupe kaum etwas lesen kann. Gerade wenn man der CD dann auch noch ein achtseitiges Booklet beilegt, hätten die Texte, schon ihrer Aussagekraft und Wichtigkeit wegen, darin deutlich lesbar abgedruckt werden sollen.

Im Großen und Ganzen aber ist trotz der traurigen Grundstimmung von „Take Your Power Back“ das aktuelle NAHKO AND MEDICINE FOR THE PEOPLE-Album ein sehr lebendiges stilistisch breit gefächertes Album geworden. Ein Album eben über Menschen, die nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren werden.

FAZIT: „Take The Power Back“ von NAHKO AND MEDICINE FOR THE PEOPLE ist bereits das vierte Album des begnadeten in Portland geborenen Musikers mit puertoricanischen, indianischen und philippinischen Wurzeln, der sich darin erstmals sehr intensiv seiner bedrückenden Vergangenheit stellt und sich auf eine emotionale Achterbahnfahrt aus Folk, Weltmusik, Funk, Reggae, Dub'n'Bass und Singer/Songwriter-Texten begibt, um all die Kraft zurückzugewinnen, die ihm während seiner Kindheit und Jugend abhanden zu kommen schien. Kraftvoll und optimistisch!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3474x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
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Tracklist:
  • Direcciones Taino
  • 4th Door (feat. Natalie Schepman of Joseph)
  • Lifeguard
  • Slow Down
  • Healing Song (Interlude)
  • Is What It Is (The Coyote Burial)
  • Give It All
  • Garden
  • Defend The Sacred (Ilocano Welcome Chant)
  • Dear Brother (feat. Xiuthezcatl)
  • Part Problem
  • Music Was His Medicine (Interlude)
  • Twisted
  • Bend Like The Willow
  • Take Your Power Back
  • Oli Kukulu (Interlude)
  • Honor The Earth
  • Skin In The Game

Besetzung:

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