Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Metallica & San Francisco Symphony: S&M2 (Review)

Artist:

Metallica & San Francisco Symphony

Metallica & San Francisco Symphony: S&M2
Album:

S&M2

Medium: CD/LP/CD+DVD/Blu-ray/CD+Blu-ray/LP-Box/LP&CD-Box
Stil:

Metal meets Klassik

Label: Blackened Recordings / Universal
Spieldauer: 146:38
Erschienen: 28.08.2020
Website: [Link]

Während sich METALLICA-Hardliner vermutlich immer noch darüber streiten, ob "Lulu" oder "St. Anger" das schlimmere Machwerk der Säulenheiligen ist, gehen ebendiese das Wagnis ein, einer weiteren strittigen Platte aus ihrer bunten Diskografie einen Nachfolger anheimzustellen, wobei wie abzusehen geklotzt und nicht gekleckert wird. Fast genau 20 Jahre nach dem Schulterschluss der Band mit dem Sinfonieorchester ihrer Heimatstadt San Francisco macht sie immer noch nicht alles richtig, aber viel, viel mehr als auf "S&M" zur Zeit der Jahrtausendwende.

Die Performance auf "S&M2" wurde am 6. und 8. September 2019 anlässlich der Eröffnung des Chase Center mitgeschnitten, wirkt ungleich homogener als die erste und dürfte zu einem Selbstläufer werden (Stichworte Charts, Grammy …). Dies bedeutet aber nicht, dass das Quartett und seine Kollaborateure auf Nummer sicher gegangen wären; die in verschiedenen mehr oder weniger aufwändigen Konfigurationen erhältliche Konzert-Nachlese wartet mit zahlreichen Überraschungen auf, die mancher für völlig undenkbar gehalten haben dürfte.

Ungewöhnlich: 'Call of Ktulu' gleich an zweiter Stelle und vergleichsweise dramatisch, womit Band und Orchester den atmosphärischen Grundton setzen. Man hat die im original maßgeblichen Basslinien des seligen Cliff Burton, dessen Part Robert Trujillo relativ originalgetreu übernimmt, ärgerlicherweise in den Hintergrund gemischt - ein Fauxpas, der auch im weiteren Verlauf der Spielzeit wiederholt auffällt.

Die "Klassiker" wirken wie schon bei der ersten "S&M"-Geschichte bisweilen übermütig bzw. insofern falsch eingenormt, als die Arrangements der Band-Parts im Verhältnis zu ihren eigenen hintanstehen müssen, obwohl sie den Kern der jeweiligen Komposition ausmachen. Dass die Holzbläser in 'For Whom the Bell Tolls' das Hauptmotiv des Bassisten übernehmen, ist hingegen nichts weniger als gewieft.

Die Sinfoniker ringen jüngeren diskografischen Exzerpten wie 'The Day That Never Comes' ferner in dem Maß ungeahnte Seiten ab, dass man diese Version der Nummer dem Studio-Original gegenüber sogar als ultimativ bezeichnen kann.

Hetfields scheinbar latente Verschnupftheit mit seinem latent "gelernt" klingenden Vibrato ist im Grunde schon seit dem unbetitelten "schwarzen" Album ein Knackpunkt, weshalb man sich nicht mehr darüber zu echauffieren braucht - Narrenfreiheit, "love it or hate it", Kultstatus und so weiter …

Über ein wahnsinnig gutes 'The Memory Remains' (ursprünglich eine lahme Nerv-Nummer) hinaus glückt den Beteiligten natürlich insbesondere 'No Leaf Clover', das man bekanntermaßen ursprünglich für das Projekt komponiert hatte, aber eben auch das zehnminütige 'The Outlaw Torn' von "Load", ein damals strittiges, in der Rückbetrachtung ungeheuer spannendes, weil selten improvisatorisches Stück, zu dem der gern unter den Tisch gekehrte Ex-Bassist Jason Newsted eine Menge beigetragen hat.

Erstaunlicherweise (oder nicht?) fördert der Crossover die offensichtlichen Schwächen der jüngeren Kompositionen der Gruppe (gemeint sind Auszüge der letzten zwei Alben) just deshalb zutage, weil sie für dieses Unterfangen vernachlässigt wurden. 'All Within My Hands' von "St. Anger" hingegen hätte von Anfang an genau so eingespielt werden müssen.

Die von den Philharmonikern fast im Alleingang bestrittene Doppel aus 'Scythian Suite, Opus 20 II: The Enemy God and the Dance of the Dark Spirits' und 'Into The Foundry' erweist sich leider als ziemlich beliebiges Tamtam mit Pseudo-Soundtrack-Vibes, was sicherlich auch gestandene Experten aus dem Orchestergraben bestätigen werden, doch das ist der einzige wesentliche Schwachpunkt von "S&M2". 'Unforgiven III' wirkt indessen wie für dieses Unterfangen geschaffen, 'Master of Puppets' ballert in gebührendem Maß, wirkt aber nicht überfrachtet.

Der Cliff-Tribut 'Anesthesia' ist das unerwartete Highlight mit Scott Pingel, dem hauptamtlichen Kontrabassisten des Ensembles, der seine "Hundehütte" durch den Verzerrer jagt und eine begeisternde Performance des wegweisenden E-Bass-Instrumentals hinlegt. Das vorhersehbare Finale mit dem "Metallica"-Bündel 'Wherever I May Roam', 'Nothing Else Matters' und 'Enter Sandman' gestaltet sich hinterher vergleichsweise schnöde, wohingegen 'One' als selten geil dargebotener Nachsatz fungiert, auch weil sich das Quartett nicht beim Tempo verschätzt, sodass Lars Ulrich einigermaßen sattelfest durchs Doublebass-Stakkato kommt.

"S&M2" wurde von Greg Fidelman zusammen mit den beiden Bandköpfen Hetfield und Ulrich produziert. Das an die 80 Mitglieder zählende Ensemble lässt sich unter der Leitung der Dirigenten Michael Tilson Thomas und Edwin Outwater anders als damals nicht unterbuttern, was wohl daran liegt, dass die Partituren mit mehr Umsicht herausgearbeitet wurden.

Der "Through The Never"-Regisseur Joe Hutshing strickte einen packenden Konzertfilm der klassischen Art aus den Aufnahmen, der zugleich - wie sollte es bei dieser Ausnahmeerscheinung von Band auch anders sein? - sowohl technische als auch dramatische Maßstäbe setzt. Haltet also weiterhin von METALLICA, was ihr wollt; die vier Ikonen setzen Zeichen, die kontrovers sein mögen, treiben dadurch aber eben auch das voran, was andere am liebsten stagnieren sähen.

FAZIT: METALLICA beschenken sich und ihre Fans kurz vor ihrem 40. Jubiläum mit einer Quasi-Korrektur dessen, was sie vor rund zwei Dekaden falsch gemacht haben - "S&M2" ist nicht nur ein enorm starker Vertreter der Disziplin "Metal meets Classic", sondern funktioniert auch als abseitige Würdigung von Werken aus dem Repertoire der einstigen Thrasher, die kaum jemand außer beinharten Eiferern auf dem Schirm gehabt haben dürfte.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 4804x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • The Ecstasy of Gold
  • The Call of Ktulu
  • For Whom the Bell Tolls
  • The Day That Never Comes
  • The Memory Remains
  • Confusion
  • Moth Into Flame
  • he Outlaw Torn
  • No Leaf Clover
  • Halo on Fire
  • Intro to Scythian Suite
  • Scythian Suite, Opus 20 II: The Enemy God And The Dance Of The Dark Spirits
  • Intro to The Iron Foundry
  • The Iron Foundry, Opus 19
  • The Unforgiven III
  • All Within My Hands
  • (Anesthesia) - Pulling Teeth
  • Wherever I May Roam
  • One
  • Master of Puppets
  • Nothing Else Matters
  • Enter Sandman

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Vervollständige: Wer anderen eine ___ gräbt, fällt selbst hinein.

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!