Weder DAVE SIMONETTs Nebenprojekt Dead Man Winter, noch überhaupt seine in den Vereinigten Staaten durchaus überregional beachtete Band Trampled By Turtles sind in Europa große Nummern, weshalb die Triebfeder hinter beiden Acts mit seinem ersten Soloalbum in unseren Breitengrad umso kleiner anfangen muss. Mit der Qualität der auf "Red Tail" enthaltenen Musik hat das natürlich nichts zu tun.

Wie so oft, wenn sich gestandene Mucker zu Alleingängen hinreißen lassen, handelt es sich bei der Platte, die im Zuge dessen herauskommt, stilistisch um falls nicht weitgehend akustisch aufgenommen, so doch in jedem Fall dem Singer-Songwriter-Genre- zurechenbares Material. Das ist auch bei dem Mann aus Nashville der Fall, der nun gewissermaßen exakt das auf seinen Kern reduziert, was er fast 20 Jahre lang in seiner Hauptband gespielt hat.

"Red Tail" bietet größtenteils sachte, wie zu erwarten auf Simonetts Stimme ausgerichtete Americana. Der Gitarrist und Sänger schlägt dabei Kapital aus einer Stimme mit hohem Wiedererkennungswert und einem Maß an Einfühlsamkeit, das ihn zum Schreiben nicht nur musikalisch vielfältiger, sondern auch mit hohem emotionalem Identifikationspotenzial ausgestatteter Stücke befähigt. So gesehen ist das Album eine Fortführung der beiden Langspieler von Dead Man Winter, die der aktuell ersten Single 'In The Western Wind and The Sunrise' oder dem lyrischen 'Pisces, Queen Of Hearts' ähnlichen, weil vergleichbar reduzierten und auf die Vocals ausgerichteten Stoff boten.

Man hört "Red Tail" an, dass Simonett auf einen spontanen Aufnahmeprozess mit nur groben Vorgaben an sich selbst setzte. Die Musik hat etwas Unmittelbares, das sie umso gefühlvoller erscheinen lässt, und spricht zum Hörer, je tiefer er sich inhaltlich darauf einlässt.

FAZIT: Als erstes offizielles Soloalbum von DAVE SIMONETT ist "Red Tail" keine typisch folkige Singer-Songwriter-Stilübung, sondern eine Zusammenstellung klassischer Lieder mit narrativem Charakter, deren Texte berühren, während die Musik zwar keine reine Makulatur darstellt, sondern gekonnt die Message intensiviert.