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Roland Van Campenhout: Somewhere In The Mountains (Review)

Artist:

Roland Van Campenhout

Roland Van Campenhout: Somewhere In The Mountains
Album:

Somewhere In The Mountains

Medium: Download/2CD+DVD/2LP+DVD
Stil:

Ethno-Pop-Folk, Americana, Blues, Psyche, Jazz

Label: Meyer Records/Rough Trade
Spieldauer: Do-LP: 79:05 / DVD: 99:24 / Songbook: 20 Seiten
Erschienen: 08.02.2019
Website: [Link]

Dieses Album von ROLAND VAN CAMPENHOUT, bestehend aus 2 LP‘s, einer DVD sowie einem Liederbuch mit Texten und Noten, ist bereits im noch jungen Jahr 2019 ein riesiges Highlight der anspruchsvollen Musik-Geschichte.

Somewhere In The Mountains“ versteckt sich vielleicht irgendwo hinter den Bergen, welche von unserer Oberflächlichkeit, Schnelllebigkeit und der lächerlichen Einstellung, dass Kultur eine Nebensächlichkeit ist und es reicht, sie uns von irgendwelchen Radiostationen sowie sorgfältig von fetten Sponsoren finanzierten Artikel in Zeitungen, Zeitschriften und im Netz fein schmackhaft aufbereiten zu lassen. Doch wer hinter diese aufgemüllten Kulturberge zu blicken vermag, wird diesen herrlichen von ROLAND VAN CAMPENHOUT errichteten, eigenen Berg entdecken. „Somewhere In The Mountains“ lauert nicht nur ein Meisterwerk im Americana-Stil voller psychedelischer Seitenhiebe und bis zum Sarkasmus neigenden Texten – sondern zugleich auch eine Entdeckung, die uns seit den American Recordings von JOHNNY CASH nie wieder untergekommen ist. Vorausgesetzt, man ist in der Lage, einen kulturellen Bergsteiger spielen zu können, um diesen Entdecker-Berg zu bezwingen.

Dabei kommt einem beim Betrachten des Covers auf dem der sehr nachdenklich blickende, Gitarre spielende Belgier zu sehen ist, ein anderes, literarisches Kunstwerk, allerdings nach einer Insel-Region, der schlimmsten unter Stalin, benannt, und natürlich ganz besonders dessen Autor in den Sinn. Als Solschenizyn – einer der bekanntesten russischen Dissidenten – mit seinem weltberühmten Roman „Der Archipel Gulag“ seine schreckliche Leidensgeschichte zu Zeiten des Stalinismus‘ aufarbeitete, war die Welt erschüttert. Frappierend ist die Ähnlichkeit zwischen Solschenizyn und van Campenhout, der im Grunde mit seiner Musik und seinen Texten ähnliche Atmosphären heraufbeschwört, wie sie der russische Weltliterat beschrieb und auf der ersten LP nur zu Gitarre und Mundharmonika im besten Stile eines JOHN LEE HOOKER an der Gitarre plus BOB DYLAN an der Mundharmonika vorträgt – ganz der flämische Bluesmusiker eben, der in der Zwischenzeit schon 73 Jahre auf dem Buckel hat.

Hört man „Somewhere In The Mountains“ möchte man nicht glauben, dass van Campenhout tatsächlich lange Zeit festes Bandmitglied bei RORY GALLAGHER war und mit IAN ANDERSON auftrat. Der pure Singer-Songwriter-Blues verbirgt sich in jeder Felsspalte der ersten LP.
Und wer‘s echt draufhat, der kann sich als Musiker seine akustische Gitarre schnappen, das 20seitige „Somewhere In The Mountains“-Songbook, das der Doppel-LP plus DVD mit allen Noten und Texten beiliegt, vornehmen und den einen oder anderen oder gleich alle Songs nachspielen. Allerdings werden sich hirntot anmutende Glaubensbrüder dabei nicht wohl fühlen, wenn bereits der erste Song „Me And Blind Willie“ mit folgenden Zeilen beginnt: „Now some people believe they go to heaven when they die / Fine with me […] I believe we all gonna ride a big long freighttrain all through the night.“

Die ganze erste LP, welche die Live-Aufnahmen der „Kitchen Records Series“ enthält, atmet durchgängig genau die Lebensphilosophie, welche van Campenhout in frühen Jugendjahren für sich entdeckt hatte – und zwar im Roman „On The Road“ („Unterwegs“) des Betanik-Kult-Autoren JACK KEROUAC.

Anderes erwartet einen auf der zweiten LP mit dem Titel „ Waving The Freak Flags Electric“, die stark an LOU REEDs „New York“-Album erinnert oder an TOM WAITS, wenn der in seiner unnachahmlichen Weise ganze Geschichten bei seinen Konzerten erzählte sowie musikalisch untermalte und dabei die sinnlichsten Stimmungen hervorzauberte.
Bei van Campenhout ist es in diesem Falle einer Art Kombination aus erzählter Geschichte und Jazz, Weltmusik, Psyche und Blues, umgesetzt mit jeder Menge Instrumenten, wie Tuba, Percussion und Tabla, Fiddle, Cello und mehrere Gitarren (akustische wie elektrische).
Alle Aufnahmen entstanden im Kölner Keller-Theater.

Hier wiederum hat man den Eindruck, dass CAPTAIN BEEFHEART auf DR. JOHN und RY COODER trifft, während LOU REED im Hintergrund gemeinsam mit TOM WAITS die musikalischen Strippen zusammenhält.

Bei beiden Konzertaufnahmen überzeugt noch dazu der ausgezeichnete Klang und es verblüfft tatsächlich, wie aufmerksam das Publikum jedem einzelnen Wort und jeder einzelnen Note des Musikers bzw. seine Band auf LP 2 folgt. Es ist schier unmöglich, sich dieser Stimme von ROLAND VAN CAMPENHOUT zu entziehen!

Van Campenhout sieht das Ergebnis seiner Musik in einem eindeutigen Grund, den er nach 73jährigem Dasein wie folgt resümiert: „Letztlich entscheidend ist aber, dass ich seit jeher viel auf Reisen bin, mich hat das On-the-road-Sein in die unterschiedlichsten Länder und Kontinente geführt. An diesem Umstand hat sich nie etwas geändert. Während ich unterwegs war, habe ich pausenlos gejammt. Von dieser Unstetigkeit, Neugierde und Offenheit lebt mein Werk. Wer mit offenen Augen und Ohren durch die Welt reist - und ich tue das nach wie vor -, der bekommt wie von Zauberhand Eindrücke geschenkt. Die gilt es im Anschluss bei den eigenen Liedern zu verarbeiten.“

Der absolute Hammer ist außerdem die DVD-Zugabe, die der Doppel-CD genauso beiliegt wie der wunderschön gestalteten Doppel-LP!
Hier gibt es nun Ausschnitte aus verschiedenen Konzerten, die ebenfalls im Kölner Keller-Theater zu sehen und hören waren – und zu denen van Campenhout feststellt: „Bei diesen Mitschnitten geht es kunterbunt durcheinander, ganz so wie ich mir meine Musik vorstelle. Wir hören einen Fiddller, einen Mann an der Tabla, einen an der Tuba und einige mehr. Ich denke, das zeigt schon, wie kosmopolitisch es hier zugegangen ist.“

Legt man die DVD in seinen Player, wird man schon durch das Menü-Bild „hypnotisiert“. Van Campenhout schaut den Zuschauer vorm Bildschirm mit einem stechenden Blick an, der einen regelrecht gefangen nimmt.
Und dass seine Musik einen daraufhin ebenfalls gefangen nimmt, weil man diesen Charakterkopf nun auch in Aktion erleben darf, ist die logische Konsequenz. Fast 100 Minuten kann man die unterschiedlichen Live-Aufnahmen, die alle in Köln, dem Sitz des Meyer-Labels, das van Campenhouts Alben in liebevoller Gestaltung und großartiger Sound-Qualität veröffentlicht, genießen.
Am Ende erwartet uns noch ein sechseinhalbminutiges Interview (in englischer Sprache, allerdings nicht untertitelt bzw. übersetzt), in dem er alle seine Musiker vorstellt und mit dem Satz: „So long I can play music, I‘m a happy person!“, sein ureigenes FAZIT zieht!
Genau wie unseres...

FAZIT: ROLAND VAN CAMPENHOUTs Lebensphilosophie lautet wie folgt: „Die Tatsache, dass wir gerade eben miteinander sprechen, gibt mir zu bedeuten, dass unsere Existenz im absoluten Jetzt stattfindet. Unmittelbar davor habe ich ein Konzert für Kinder gegeben. Morgen gibt es neue Termine. Wer zufrieden sein möchte, muss unbedingt neugierig auf die Zukunft sein.“ Die Live-Musik auf „Somewhere In The Mountains“ lebt von der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Ein Album ohne jegliches Verfallsdatum!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4258x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
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Tracklist:
  • LP 1 – Somewhere In The Mountain (32:17):
  • Seite A (16:26):
  • Me & Blind Willie (5:32)
  • Dream On Little Girl (3:38)
  • Midnight Star (3:38)
  • Crusing Down On A Main Street (3:38)
  • Seite B (15:51):
  • Good As Bad Can Be (4:09)
  • The Truth (3:08)
  • Blues Wearing High Heeled Shoes (3:31)
  • Kosher Kama-Sutra (3:25)
  • Blind Man‘s Eyes (2:38)
  • LP 2 – Waving The Freak Flags Electric (47:26):
  • Seite A (22:43):
  • Poetry And All That Jazz (19:00)
  • Worried Man Blues (3:43)
  • Seite B (24:05):
  • She Belongs To Me (6:52)
  • Never Enough (10:07)
  • The Lament Of The Cherokee Indian (7:06)
  • DVD – At The Theater der Keller, Cologne (99:24):
  • The Truth (5:43)
  • Fine Sugar Mama (7:36)
  • Midnight Star (4:13)
  • Last Letter Home [B. Mc Dade / J. Brown Jr. Tintagel music] (4:42)
  • Don't Think Twice, It's All Right [Bob Dylan] (6:22)
  • 17 Years In A Phone Booth (10:18)
  • Poetry and all that Jazz [Lyrics Lenny Bruce - music Roland V.C.] (17:32)
  • Never Enough (14:37)
  • Let The Mermaids Flirt With Me [Mississippi John Hurt] (4:28)
  • The Fish In The Big Blue Sea (7:08)
  • C’est La Vie [Sophia Fellner] (3:58)
  • Swamp Adversity (6:15)
  • Interview (6:30)
  • Songbook (20 Seiten)
  • Me And Blind Willie
  • Dream On Little Girl
  • Midnight Star
  • Cruising Down On Main Street
  • Good As Bad Can Be
  • The Truth
  • Blues Wearing High Heeled Shoes
  • Blind Man‘s Eyes
  • Kosher Kama-Sutra

Besetzung:

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Interviews:
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