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Stoppok: Operation 17 (Review)

Artist:

Stoppok

Stoppok: Operation 17
Album:

Operation 17

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Deutschrock, der was zu sagen hat

Label: Groundsound / Indigo
Spieldauer: 44:02
Erschienen: 30.09.2016
Website: [Link]

Nun ist er 60 geworden und haut mit „Operation 17“ sein man sage und schreibe schwer zu erratendes 17. Album raus und bleibt sich noch immer genauso treu wie vor über 40 Jahren. Gute, zeitkritische Texte treffen auf gute, handgemachte Rockmusik! Und dass er vor gut einem Jahr für seine Musik auch den Deutschen Kleinkunstpreis 2015 in der Rubrik „Chanson/Lied/Musik“ erhielt, passt seiner Texte wegen durchaus, allerdings sollten wir dann doch besser „Chanson“ gegen „Deutschrock“ austauschen!

Willkommen im musikalischen Operationssaal von STOPPOK: „Was hier garantiert nicht mehr funktioniert ist Friede, Freude, Eierkuchen – Besser du hältst die Augen auf!“ Schon diese Zeile aus dem ersten Song des Albums „2 wunderschöne Augen“ gibt die Richtung des gesamten Albums vor, die STOPPOK mit seiner deutschsprachigen Rockmusik einschlägt.

Auf Operation 17 trifft wieder die gewohnte Musik-Mischung aus Folk, Blues und Rock auf deutsche Texte, die im Zeitalter schludriger Einheitsphrasen (Besonders zum Tag der Einheit, der genau einen Tag vor Veröffentlichung dieser Review in Dresden hochrangig von Laber-Rhabarber-Politikern "gefeiert" wurde!), welche wirklich noch etwas zu sagen haben, indem sie nicht nur den Finger auf die Wunde aus Kleingeist und Sebstverliebtheit legen, sondern auch Humor versprühen, und gerade dadurch, dass man sie anfangs als nicht ganz ernst gemeint versteht, doch umso ernster sind. Das ist eine wirklich große Kunst, die den deutschen „Großkunst“- und nicht nur „Kleinkunst“-Preis verdient!

Öffnet man das 20seitige Booklet, das neben der CD im dreifaltigen Digipak steckt, begrüßt einen STOPPK gleich mit warmherzigen Worten und noch einmal einem Überblick über all seine CDs, die samt Cover darin abgebildet sind. Natürlich gibt‘s auch die Texte zum Mitlesen und viele Bilder, die zeigen wie retro STOPPOK doch drauf ist, egal ob man ein uraltes Tonband, Musikkassetten oder Vinyl darauf bewundern kann. Natürlich gilt diese Retrolastigkeit auch für seine „Back To The Roots“-Musik und seine rotzig-schnoddrige Art des Singens, die einen sofort gefangen nimmt und der man zuhören muss. Der Mann trägt eben Texte vor, die es verdienen, nicht nur mit den Ohren, sondern ganz besonders auch mit dem Geist wahrgenommen zu werden. Darum stellt STOPOK bereits im Album-Vorwort fest: „So bleiben wir alle gefeit gegen die grassierende Massenverblödung, die im Moment and Abartigkeit kaum zu überbieten ist.“ Und wie die beispielsweise aussieht, besingt er dann in der Blues-Nummer „Friss den Fisch“ noch einmal in seiner vollen Anschaulichkeit: „Friss den Fisch, ganz egal wie er stinkt!“

Aber auch solche Balladen wie „1 Weg hier raus“ und der ruhige „Hu-La-La-La“-Song „Planlos durch das All“ hauen verbal frontal in die Schnauzen der Allzeitidioten vor ihren Verblödungsflimmerkästen: „Willkommen zum Grand Prix der Behämmerten / Der völlig Desolat und Belämmerten / Der Superstars mit Megatalenten / Kandidaten für ‘ne Staffel die Megapsychopatienten.“

Hinter einem (Booklet-)Bild mit der „Straße der Waffenbrüderschaft“ versteckt sich dann das kritische „Märchen“, in dem es um die alten „Brüderbünde“ und die „Heile Welt“ geht. Dazu weckt die Musik tatsächlich ein paar Erinnerungen an PETER GREENs bzw. FLEETWOOD MACs „Albatros“. Es schwingt eben auch viel Melancholie in den Songs eines STOPPOK, der zwar ein Stück wie „Mein Herz hat damit nix zu tun“ auf seinem aktuellen Album hat, aber voll und ganz mit dem Herzen bei seiner Musik ist.

Das große Finale ist dann auch die große Ausnahme auf „Operation 17“. Es gibt die „Regenballade II“ zu hören mit Streicher und allem Drum und Dran. Unweigerlich muss der Ossi dabei an die legendären BAYON denken. Auch Text und Musik sind in diesem Falle das erste und einzige Mal nicht von STOPPOK, sondern von DANNY DZIUK – musikalisch auch als DZIUKS KÜCHE bekannt. Die letzte Aufnahme des Albums entstand im Rahmen des Projekts Bluetone in Los Angeles, in dem sich Musiker aus verschiedenen Ländern für alternative Wassertechnologien zur Sicherung des weltweiten Wasserbedarfs und gegen jegliche Form der Wasserprivatisierung engagieren.
So ist das eben bei solchen Musikern wie STOPPOK - nicht labern, sondern handeln!
Genau aus diesem Grunde sollten wir auch unsere Kultur langsam viel wichtiger nehmen als unsere Politiker!

Gerade lese ich in der Sonntagsbeilage der Märkischen Allgemeinen eine Kurz-Rezi zu „Operation 17“, in der von „Blues und Funk von einer überraschenden, lebensbejahenden Seite“ geschrieben wird. Das stimmt, ist aber nur die eine Seite der STOPPOKschen Musik-Medaille. Die andere sind die vielen ruhigen, manchmal auch melancholischen Momente des Albums. Die Sonntags-Rezi endet mit: „In einer gerechten Welt wäre STOPPOK der Headliner und WESTERNHAGEN die Vorband.“
In diesem Sinne kann man bedenkenlos zustimmen.

FAZIT: Der Mann soll bereits Sechzig sein?
Ja, vielleicht auf dem Blatt Papier im Statistischen Bundesamt, aber nicht in diesem Leben. STOPPOK verbreitet mit „Operation 17“ eine echte rockige, aber auch melancholische Musikfrischzellenkur, die so wunderbar retro klingt, dass sie uns nicht nur daran erinnert, wie frisch und frei wir mal waren, sondern dass es an uns selbst liegt, ob das wieder so wird oder so bleibt.
Greise vor den Fernseher, Junggebliebene vor die Musikanlage und „Operation 17“ hören!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5730x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • 2 wunderschöne Augen
  • Man weiß es nicht
  • 1 Weg hier raus
  • Es liegt auf der Hand
  • Rausch ab
  • Friss den Fisch
  • Planlos durch das All
  • Märchen
  • Mein Herz hat damit nix zu tun
  • Das Leben verläuft
  • Ein Regenlied II

Besetzung:

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