Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Of Montreal: Innocence Reaches (Review)

Artist:

Of Montreal

Of Montreal: Innocence Reaches
Album:

Innocence Reaches

Medium: CD/Download/12"Vinyl/Kassette
Stil:

Elektro-Pop mit viel Psychedelischem und Indie/Alternative

Label: Polyvinyl / Ada Global
Spieldauer: 56:37
Erschienen: 12.08.2016
Website: [Link]

Vorsicht!
Jede Menge bunt gemalte nackte Frauen auf dem Cover!
Das ist doch eine eindeutige Sache für jede Gleichstellungsbeauftragte, die sofort auch bunt bemalte Pimmel-Träger einfordern sollte. Die sieht man zwar, wenn man das extrem verrückt gestaltete Digi-Pack, inklusive einem sechsfach gefalteten Poster, das sich in der linken Einstecktasche befindet, öffnet. Aber die sind alle uniformiert, während über ihnen ein weiblicher, „doppelter“ Uterus hängt und sie mit gelber, ein wenig wie Vogelscheiße (Achtung Wortspiel: Oder Vögelscheiße) oder ausgekotztem gelben Milchreis übergießt.
So unverschämt und farbenfroh wie dieses Cover ist auch die Musik auf „Innocence Reaches“, dem bereits 14 Album, der aus Georgia - aber keinesfalls Montreal - stammenden bunten Musikvögel OF MONTREAL!
Und natürlich gilt uneingeschränkt: „It‘s Different For Girls“!

Bei den Kanadiern, die ihre Fangemeinde bereits mit dem 14. Album beglücken, gibt‘s alles zu erleben, nur keine musikalischen Tabus. Schönklang und Nerverei liegen dicht beieinander, passen aber gut auf, dass sie in ihrer Gesamtheit ein liebevolles Pärchen bilden, denn bekanntlich ziehen sich die Gegensätze ja an. Das gilt auch für die Musik auf „Innocence Reaches“. Noch dazu kommt, dass OF MONTREAL die absolut haptische Retro-Schiene fahren, ihre Musik auf CD genauso verbreiten wie auf limitierten farbigen LP‘s oder einer Musikkassette. Das jedenfalls ist der ideale Retro-Weg in die Zukunft, der allen Download-Oberflächlichkeit-Puristen einen Mückenschiss auf ihrer zugemüllten Musik-Festplatte hinterlässt!

Aber auch musikalisch geht‘s gehörig retrolastig zu.
Da treffen mal die PET SHOP BOYS auf NEW ORDER und ART OF NOICE und spielen verrückt gesampelten E-Pop voller Spielwitz und mit so einiger Effekthascherei. Dann wiederum hat „Gratuitious Abysses“ was von T.REX und VELVET UNDERGROUND, während im Hintergrund schon die RED HOT CHILI PEPPERS mit THE SHINS lauern, um ANIMAL COLLECTIVE zu einer gemeinsamen Session einzuladen.

Auf dem aktuellen Album von OF MONTREAL bekommen die Synthies deutlich mehr Spielräume als E-Gitarren und die Sound-Samples erscheinen ähnlich wichtig wie die Drums.

„Les Chants De Maldoror“ driftet sogar in schwer psychedelische E-Gitarren-Gewitter ab, die erst elektrifiziert ausbrechen und dann von melodiösen Satzgesängen wieder beruhigt werden.

Aber auch auf Country-Klänge wird nicht verzichtet und so hoppelt uns der Anfang von „Chaos Arpeggiating“ locker entgegen, um dann auf den Surf-Rock-Zug der BEACH BOYS aufzuspringen und als ein früher psychedelischer Pop-Song der Marke „Apples And Oranges“ von PINK FLOYD zu enden. Schon nach der Hälfte dieses musikalisch mindestens genauso bunten Albums wie sein Cover kann man beim Hören kaum noch fassen, welche Einflüsse hier von den glitzerrockig gekleideten und farbenfroh musizierenden Amis alle „verkrautet“ werden. Denn irgendwann treffen wir auch auf die gute „Lucy In The Sky With Diamonds“, die sich mit „Hunky Dory“ vereint, während zwei ehemalige BEATLES und DAVID BOWIE vom Himmel aus dazu lächelnd ihre Wolke bunte anmalen.

Innocence Reaches“ ist ein verlockender Trip durch eine Musik-Irrenhaus, bei dem man aufpassen sollte, dass man davon nicht gefangen genommen wird. Denn eigentlich hätte auf dem Cover unbedingt vor den Gefahren und Nebenwirkungen gewarnt werden müssen, die OF MONTREALs Album verursacht, wie man es heutzutage auf jeder Pillen-Schachtel machen muss.

„Chap Pilot“ endet, wie es uns der Titel schon offeriert, als ein elektronisch verfremdetet Space-Rock-Pop-Song, der sich in der letzten Minute noch in Wiederholungen suhlt. Und der Flug geht höher und höher und höher, bis plötzlich abrupt Schluss ist. Ja, so sind sie, OF MONTREAL, die mit ihrem nunmehr 14. Album ihren Hörern wieder viel abverlangen. Nur wer nicht bereit ist, auch einmal komplett abzuheben und abzudrehen, der wird „Innocence Reaches“ als provokanten Hirnsalat für die Ohren empfinden. Wer sich aber in einer so radikal und pragmatisch daherkommenden Welt noch immer nach den farbenfrohen Blubber-Bläschen und vielfarbigen Verrücktheiten sehnt, dem verleiht OF MONTREAL mit seinen bunten, nackten Frauen auf dem Cover den wahren O(h)rgasmus, der sich natürlich beim entnehmen der CD noch maximiert, denn darauf steht eine weiterer weiblicher Nackedei und das Loch der CD befindet sich genau …
Na, wer‘s sich nicht denken kann, hat diese Review wohl nicht verstanden und wird garantiert auch nichts mit dieser musikalisch „erreichten Unschuld“ anfangen können, die alles ist, nur nicht unschuldig!

FAZIT: Wie nur beschreibt man diese Musik, die allen Freunden von ANIMAL COLLECTIVE garantiert Freudentränen in die Augen treibt? Elektronisch moderner Pop, welcher in der Hippie-Ära auf der Suche nach tollen Melodien wildert und dabei eine Art modernen, schwer psychedelisch angehauchten, pop-appealigen Krautrock hervorbringt, über dessen Musikwiese die PET SHOP BOYS gemeinsam mit T.REX Hand in Hand hüpfen, während ART OF NOISE für die lichten und NEW ORDER für die „Blue Monday“-Momente sorgen. Sexuell unverfrorene, lustige Anspielung gibt‘s inklusive, damit auch die ehemalige Flower-Power-Generation, die heute fast alles Omas und Opas sind, noch in ein paar geilen Erinnerungen schwelgen darf. Nur ob die heute überhaupt noch solche Musik hören? Alle jedenfalls, die OF MONTREAL noch nicht entdeckt haben, denen sei in ihr musikalisches Tagebuch geschrieben: „Innocence Reaches“ ist eine echte Entdeckung, die ihr auf eurem Plattenteller, in eurem Kassettenrekorder oder CD-Player und gar als Download überall hören dürft, aber garantiert nicht (oder nur ganz selten) bei irgendwelchen öffentlich-rechtlichen, verbrämten Radio-Stationen, denen in ihrem Mainstream-Wahn noch immer perfekt gespielte „schiefe“ Takte und wirre Stilwechsel plus satirisch unverschämte „Schmuddel“-Texte suspekt sind.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3398x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Let‘s Relate
  • It‘s Different For Girls
  • Gratuitous Abysses
  • My Fair Lady
  • Les Chants De Maldoror
  • A Sport And A Pastime
  • Ambassador Bridge
  • Def Pacts
  • Chaos Arpeggiating
  • Nursing Slopes
  • Trashed Exes
  • Chap Pilot

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welche Farbe hat eine Erdbeere?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!