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Blaudzun: Jupiter (Review)

Artist:

Blaudzun

Blaudzun: Jupiter
Album:

Jupiter

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Indie Pop

Label: Glitterhouse Records / Indigo
Spieldauer: 34:56
Erschienen: 07.10.2016
Website: [Link]

Ach ja, dieser Indie-Rock ist noch immer angesagt, aber nur in einer gewissen Nische. Und der Holländer BLAUDZUN, der eigentlich Johannes Sigmond heißt und sich seinen Bandnamen bei einem dänischen Radrennfahrer der 60er-Jahre „geborgt“ hat, fühlt sich genau dort sauwohl, wo er vielleicht gemeinsam mit ARCADE FIRE oder THE DECEMBERISTS ein feines Musik-Bierchen trinkt und über abgefahrene kompositorische Ideen sowie satirische und zynische, aber immer gute Texte nachdenkt.
Doch was ist plötzlich mit BLAUDZUN los?

Bisher gelang ihm das Reizvolle des Indies immer wieder geschickt mit neuen Ideen zu spicken und seine letzten beiden Alben waren echt positive Überraschungen. „Heavy Flowers“ (2012) erhielt sogar Gold in den Niederlanden und platzierte sich dort über 70 Wochen in den Charts. Auch „Promise Of No Man‘s Land“ (2014) eroberte den Charts-Spitzenplatz. Eine ganz schöne Herausforderung also für das nächste Album, welches heute erscheint und sich als Namen einen Himmelskörper ausgesucht hat: „Jupiter“!
Es wird nicht der letzte himmlische Klanggeber sein, denn „Jupiter“ ist laut BLAUDZUN der erste Teil eines Tryptichons, von dem Teil 2 und 3 schon in musikalisch-textlicher Arbeit sind. Doch bereits bei „Jupiter“ kommt ein wenig der Eindruck auf, dass es BLUADZUN nich gut tut, sich diesbezüglich unter Druck zu setzen, denn sein aktuelles 2016er-Album, für das er sich nach „Promise Of No Man‘s Land“ gut zweieinhalb Jahre Zeit ließ, erreicht bei Weitem nicht die Qualität der beiden Vorgänger.

Neue Ideen eher Pustekuchen, stattdessen wird sich deutlich bei den Vorgängern bedient. Dabei weicht Komplexes der Suche nach eingängigen (Pop-)Melodien und ehemalig Bombastisches wird mitunter von Streichern geglättet. Obwohl sich doch BLAUDZUN so viel vorgenommen hatte.

Mit „Jupiter“ beginnt also die Planeten-Trilogie. Der Titel wurde bewusst gewählt, weil es der größte Planet des Sonnensystems ist und aus Sicht der Sonne der fünfte. „Jupiter“ ist zugleich das 5. BLAUDZUN-Album, aber wirkliche Parallelen zu Musik und Texten gibt es nicht, geschweige denn ein erkennbares Konzept. Auch BLAUDZUNs Statement dazu fällt eher dürftig aus: „To me, the planet Jupiter is special because it‘s so large its gravity pulls in asteroids and meteoroids that would have crashed down to Earth otherwise. It reflects the way I absorb art and music: Music can be a lifesaver.“

Stimmt genau, Musik kann ein Lebenstretter sein, weil sie etwas Besonderes, Überraschendes, Überwältigendes, schwer Emotionales in sich trägt und zum Klingen bringt, während es direkt über die Ohren mitten ins Herz des Hörers trifft. Für „Jupiter“ von BLAUDZUN aber gilt das diesmal nicht, ganz im Gegensatz zum Vorgänger-Album, bei dem eben schon im Titel keine großen Versprechungen abgegeben wurden.

So bekommen wir diesmal eine gute halbe Stunde lang Musik geboten, die guter Indie-Pop mit einigen Singer/Songwriter-Qualitäten ist, aber nicht unter den vielen Vertretern, die diesen Acker ebenfalls bebauen, selbst wenn sie dabei nicht mit erhobenem Kopf zum Himmel schauen, hervorsticht.

Die 9 kurzen Songs wurden wie gewohnt „live“ im Studio eingespielt, was für das Album spricht, da sie so nicht der permanenten digitalen Verfeinerung unterlagen. Neuerdings sitzt dabei SIMON LEVI hinter den Fellen, der bereits bei WILLIAM FITZSIMMONS und BONNE APARTE die Drumsticks wirbeln ließ. Soweit man bei deren doch ruhiger Musik überhaupt vom Wirbeln sprechen kann. Auch bei BLAUDZUN braucht er das nicht wirklich. Wären allerdings die Kompositionen stärker und leidenschaftlicher gewesen, welche Begeisterung hätte das hervorgerufen. So aber klingt alles nach heiß aufgebrühtem Indie-Kaffee, der nach und nach kälter und weniger schmackhaft, geschweige denn anregender, wird. Dafür gibt‘s aber ordentliche „HuHuHus“, wie beispielsweise auf „Between A Kiss And A Sorry Goodbye“.

Die größten Spannungen auf „Jupiter“ baut das komplexe Saxofon-Spiel von TINI THOMSEN auf, das zum Glück gut die Hälfte der mittelmäßigen Songs auf dem Album noch veredelt. Dagegen wirken die zuckersüßen Streicherpassagen nur einschläfernd.

BLAUDZUN wendet sich auf „Jupiter“ immer stärker dem Pop zu, was seiner Musik nicht gut tut. Das Freche, Pompöse, wirklich Spannende fehlt plötzlich. Würde man die zwei vorherigen Alben nicht kennen, man wäre vielleicht halbwegs zufrieden mit „Jupiter“, so aber ist man schlichtweg enttäuscht. Und warum das so ist, beantwortet BLAUDZUN im Grunde selber: „Pop music is fleeting, which can be a blessing and a curse.“ Diese Antwort gilt als Begründung, warum eine Trilogie vorgesehen ist. Da bleibt nur zu hoffen, dass die folgenden beiden Alben nicht ähnlich schwach abschneiden – und bei 35 Minuten Laufzeit hätten ja mindestens der erste und der zweite Teil auf eine CD gepasst.

Der zweite Teil der Trilogie soll bereits im Frühjahr 2017 erscheinen, das Veröffentlichungsdatum des dritten Teils steht noch nicht fest. Große Neugier auf Teil 2 dieser dreifachen Musik-Himmelskörper weckt „Jupiter“ jedenfalls nicht, auch wenn der einzige, mit sechs Minuten relativ lange Song ein paar deutliche Parallelen zu den frühen ROXY MUSIC aufweist. Doch das allein reicht eben nicht.

FAZIT: BLAUDZUN hat den Pop! Und das tut ihm überhaupt nicht gut.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5121x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 8 von 15 Punkten [?]
8 Punkte
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Tracklist:
  • Everything Stops
  • Between A Kiss And A Sorry Goodbye
  • Jupiter
  • Out Of Mind (Hand It Over)
  • Alarmalarma
  • Here‘s To Now
  • Echo Heartache
  • Don‘t Waste The Shadow
  • Rotterdam

Besetzung:

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