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Tristania: Darkest White (Review)

Artist:

Tristania

Tristania: Darkest White
Album:

Darkest White

Medium: CD
Stil:

Dark/Gothic Metal

Label: Napalm/Universal
Spieldauer: 48:33
Erschienen: 31.05.2013
Website: [Link]

Eine der Überraschungen des Jahres - man mag es kaum glauben - kommt mit dem achten Album der norwegischen Gothic-Metal-Urgesteine TRISTANIA, das auf den Titel "Darkest White" hört. Denn es gelingt der Band tatsächlich, dem Genre neue Impulse zu geben und die Stilistik, in der scheinbar alles gesagt war, auf ein neues Level zu hieven. Das gelingt durch ein hohes Maß an Abwechslungsreichtum und einen Kniff, der zunächst als Anbiederung angesehen werden könnte, der aber ganz ausgezeichnet funktioniert.

Denn man versucht erfolgreich, vor allem in Sachen Sound aus allen bekannten Schemata auszubrechen. Trocken, erdig und basisch erklingen sowohl das Schlagzeug, als auch die Gitarren - das Zauberwort heißt hier Vintage. Dabei orientiert man sich aber auch nicht zu deutlich am angesagten Occult- und Psychedelic Rock mit Doom-Schlagseite, sondern verbindet einige Elemente daraus mit dem eigenen Gothic-Metal-Stil. Auch das mag vielleicht nicht jedem gefallen, macht "Darkest White" trotzdem zu einem spannenden Album, das allein schon produktionstechnisch ein echter Hörgenuss ist. Verantwortlich dafür war mit Christer André Cederberg ein Produzent, der auch schon mit ANATHEMA gearbeitet hat.

Schon der Opener "Number" überrascht mit einem garstigen Einstieg, der manisch treibende Rhythmus reißt den Hörer sofort mit und in der herben Strophe mit Keifgesang erinnert die Gitarrenarbeit ernsthaft an den MORGOTH-Song "Under The Surface". Im getragenen, melancholischen Refrain kommt Mariangela Demurtas zum Zuge und der folgende symphonische Teil fügt sich gut ein. Schön auch, dass der treibende Anfangspart im Verlauf wiederholt wird. Die luftig-fuzzigen Gitarren im Titeltrack sorgen für einen rockigen Grundton, der Song legt an Härte zu und erinnert dann tatsächlich ein bisschen an NACHTMYSTIUM; weiblicher Gesang bleibt hier außen vor. Mit diesem überraschenden Einstieg sorgt man zudem dafür, dass man gespannt ist, wie es weitergeht. Mit viel Abwechslung. Auch "Himmelfall" (kein deutscher Song) hat Retroflair in Gitarren und Rhythmus und startet mit dunklem, männlichem Klargesang, später steigt Mariangela mit ein, dann klingt die Sache ein bisschen nach THE GATHERING. Der Song ist allerdings erst einmal etwas träge, wird aber zum anschwillenden Ende hin stärker. "Requiem" startet mit einer "großen" Melodie, ist in den Strophen aber zurückhaltender instrumentiert (Klavier, Drums, Bass), zu ihrem Gesang kommen sanfte Licks hinzu, wodurch der Song ein bisschen nach Alternative Rock klingt. Im dramatischen Refrain schwingt die Nummer sich dann zu schwelgerischer Größe auf. Wow!

Das psychedelisch angehauchte "Diagnosis" ist eine Mischung aus aktuellen THE GATHERING und ANATHEMA, besonders der meldodramatische männliche Klargesang ist hier enorm gelungen und gibt dem Song eine schöne, aber unkitschige Atmosphäre. Die nächste dicke Überraschung hat "Scarling" zu bieten - oder hätte jemand erwartet, dass TRISTANIA Songs schreiben können, die stimmungsmäßig an PRIMORDIAL anknüpfen können? Gleiches passiert später bei "Cypher" nochmal, hier wieder in Kombination mit der ANATHEMA-Referenz. Das einleitende Doom-Riff in "Night On Earth" könnte man fast schon als zuviel des Guten bezeichnen, der harsche Gesang wirkt in dem Song aber ein bisschen zu forsch und auch Mariangela hätte sich hier stimmlich ein bisschen zurückhalten können. Sei's drum. Das sanftere "Lavender" ist dann wieder ein Song, der THE GATHERING-Fans schmeckt, das abschließende "Arteries" ist mit seiner brachialen Death-Metal-Kante und seinem hymnischen Refrain nicht nur ein guter Abschluss, sondern ein weiterer Beleg für die Vielfalt auf "Darkest White".

FAZIT: Dass die beim Vorgänger "Rubicon" runderneuerte Band ein so starkes Album zustande bringen würde, war wirklich nicht zu erwarten. Aber offensichtlich hat sich die Frischzellenkur in Kombination mit dem Mut, andere und neue Wege zu gehen, mehr als ausgezahlt. Elf Punkte mit Tendenz nach oben sind hier mehr als gerechtfertigt.

Andreas Schulz (Info) (Review 7131x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Number
  • Darkest White
  • Himmelfall
  • Requiem
  • Diagnosis
  • Scarling
  • Night On Earth
  • Lavender
  • Cypher
  • Arteries

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Acuros
gepostet am: 28.07.2013

User-Wertung:
12 Punkte

Feines Album, war auch sehr positiv überrascht. Möchte mich glatt dazu hinreißen lassen, es als ihre beste Scheibe nach Widow's Weeds hinzustellen.
sjeleliv
gepostet am: 20.12.2013

User-Wertung:
12 Punkte

Habe das Album erst jetzt entdeckt, nachdem es in einigen Jahres-Bestenlisten gelandet war. Hatte Tristania nach "World Of Glass" komplett abgeschrieben. Mein positiver Eindruck (und die Referenzen bei den Songs) deckt sich fast genau mit der Rezension. Wirklich treffend beschrieben :)
Andy [musikreviews.de]
gepostet am: 20.12.2013

Danke sehr. Ist zwar nicht in meiner Bestenliste gelandet, aber ich muss sie doch mal wieder auflegen.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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