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Various Artists: Live At Wacken 2010 (Review)

Artist:

Various Artists

Various Artists: Live At Wacken 2010
Album:

Live At Wacken 2010

Medium: CD+Blu-ray
Stil:

Heavy Metal

Label: Golden Core / ZYX
Spieldauer: 63:59 (CD1) + 60:33 (CD 2) + 82 Min. (BR)
Erschienen: 12.08.2011
Website: [Link]

So ein drolliger Name für ein so großes Festival: Wacken. Aber nur Geduld: Der Sprachwandel wird irgendwann noch mal dafür sorgen, dass die kleine Gemeinde aus Schleswig-Holstein im Duden mal als „Wackön“ geführt wird („Wacköööön“) – liebe Wacköner, bedankt euch beim W:O:A und den bis zu 75.000 jährlichen Besuchern, die es mit der Zeit von der lokalen Kleinveranstaltung zum bis dato vielleicht größten Heavy-Metal-Festival der Welt gemacht haben.
2009 gab’s das 20-jährige Jubiläum. Den 2010er-Nachfolger können sich die Besucher der 2011er-Veranstaltung jetzt frisch aus dem Briefkasten fischen (ist ein besserer kommerzieller Zeitpunkt denkbar?). Dabei hat man sich etwas Besonderes ausgedacht, um mit dem Stand der Technik Schritt zu halten: Eine 3D-Blu-Ray ist das Zugpferd der 3-Disc-Veröffentlichung, die nebenbei noch zwei CDs mit ausgewählten Livetracks in einem viergliedrigen (sprich: zu beiden Seiten hin doppelt aufklappbaren) Digipak mit 20-seitigem Booklet beherbergt.

Sinn einer Festival-Retrospektive in 3D ist es, sollte man meinen, das Erlebnis möglichst greifbar zu machen, so als wäre man selbst vor Ort gewesen – was man ja unter Umständen auch war. Gefragt sind Plastizität, Authentizität, glasklare Bilder, organischer Sound, viele Festivaleindrücke, keine Experimente.
Der Weg, den der 82-minütige Film einschlägt, ist jedoch ein anderer. Elf Songs – de facto waren alleine mehr als zehnmal so viele Bands anwesend – verstecken sich irgendwo im Gerüst einer Fake-Doku, die im typischen RTL-am-Nachmittag-Stil mit freiwillig-unfreiwilliger Komik den Weg einer spanischen Metal-Girlgroup nachzeichnet, die mit dem klapprigen Tourbus nach Wacken gondelt, um dort ihren Traum zu leben.

Klischees wie der Sprüche klopfende, unzuverlässige Tourmanager mit dem Herzen aus Gold werden nur noch durch das ultimative Klischee des Rockstars mit dem großen Traum von Ruhm und Ehre übertroffen. Authentizität anhand von Pommesgabel und herausgestreckter Zunge festzumachen, entspricht ohnehin schon seit Jahrzehnten eher der Vorstellung außenstehender Marketingköpfe, die dem Kuttenträger ein Produkt verkaufen möchten. Dramatische Spitzen laden zum Kalauern ein, als die Protagonistin dann irgendwann ihre existenzielle Leidenskrise erfährt, nachdem alles schief gelaufen ist. Was für ein Glück, dass ihr später Doro Pesch über den Weg läuft und in Dr.-Sommer-Manier einen Ratschlag mit auf den Weg geben kann. Wäre der leicht schmuddelige Subplot um ein seitenspringendes Bandmitglied mit zwei, drei Oben-Ohne-Szenen nicht, man könnte die ganze Chose gleich der Sesamstraße zum Verkauf anbieten, einen moralischen Schlusssatz an den Abspann geheftet: „Macht’s wie der Metaller! Strebt nach euren Träumen! Wo ist mein Schnüffeltuch?“ „Keeeeekse! Mjamjamjamjam!“

So amüsant das mit ein, zwei Flaschen Bier intus ja auch sein kann, mit Wacken per se hat all das herzlich wenig zu tun, außer dass man es mit einem einzigen langen Werbefilm für das Festival zu tun hat. Warum es aber wirklich jedes Jahr so viele Menschen anzieht, wird dann eher zwischen den Zeilen des Road Movies ersichtlich. Die Konzertaufnahmen profitieren sehr von dem knackscharfen Bild der blauen Scheibe. Insbesondere die Schwenks über das Publikum können durchaus dazu animieren, dass man sich in der Menge per Slow-Motion-Funktion sucht – mit nicht geringen Erfolgschancen, sofern man weit vorne stand. Inwiefern der 3D-Effekt dabei Sinn macht, konnte mangels Equipment nicht überprüft werden (verehrte Labels, demnächst bitte dem Promoexemplar einen 3D-fähigen Full-HD-Fernseher beilegen, danke! ;) ); da aber selbstverständlich anfangs die Wahl zwischen 2D und 3D gelassen wird, kann man dieses Feature als optionales Gimmick begreifen (OPTIONAL, liebe Kinoketten, habt ihr gehört? OP-TIO-NAL!).

Wer für die Auswahl der Tracks verantwortlich war, dem hat es die True-Metal-Stage besonders angetan. Ein gut gelaunter Tobias Sammet eröffnet mit seinen EDGUYs den Metal-Reigen und kehrt später nochmals für ein zweites Stück zurück. Auch GRAVE DIGGER sind samt Schottenrock gleich zweimal vertreten, mit tatkräftiger Unterstützung der A-Cappella-Truppe VAN CANTO und BLIND GUARDIANs Hansi Kürsch. Dazu etwas freches Gekeife von U.D.O., Western-Flair durch THE BOSSHOSS, finnische Zweckentfremdung englischer Vokabeln dank STRATOVARIUS (immer wieder herzerfrischend) und natürlich ALICE COOPER mit seiner Ode an die Freiheit, „School’s Out“.

Die beiden CDs bieten insgesamt 30 Tracks, von denen sich nur GRAVE DIGGERs „Rebellion“ und U.D.O.s „Man And Machine“ mit der Blu-Ray überschneiden, der Rest ist CD-exklusiv. Etwas aus dem musikalischen Rahmen fallen ORPHANED LAND mit ihrem Mix aus progressivem Death Metal und orientalischer Folklore, auch CORVUS CORAX lassen CD 1 mit den Tim-Burton-ähnlichen Frauenchören von „De Mundi Statu“ recht unkonventionell ausklingen.

Technisch kann man weder bei den CDs noch bei der Blu-Ray klagen. Als störend erweist sich nur, dass die englischen Untertitel, die angeblich an Bord sind, sich nicht richtig einstellen lassen. Beinahe willkürlich wird lediglich hin und wieder eine spanisch gesprochene Passage untertitelt. Die Tatsache, dass bei den Auftritten keine Einblendungen von Bandnamen und Songtiteln stattfinden, könnte zumindest Unkundige vor den Kopf stoßen.

FAZIT: Ohne Frage bietet das „Wacken 2010“-Paket eine sehr schöne Aufmachung (auch wenn der fest auf der Digi-Pappe aufgedruckte FSK-12-Sticker heutzutage nicht mehr sein müsste) und eine qualitativ hochwertige Umsetzung – nur über den Inhalt lässt sich streiten. Anstatt einer halbgaren, vorgespielten On-the-Road-Doku hätte man den Speicherplatz doch lieber auf noch mehr Bands verteilt gesehen – bedenkt man, dass nur 25 Prozent aller Bands, die 2010 aufgetreten sind, überhaupt vorkommen.

Sascha Ganser (Info) (Review 3632x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • CD 1:
  • Arch Enemy - Taking Back My Soul
  • Dew Sentenced - Arise From Decay
  • Dew Sentenced - Never To Return
  • Anvil - School Love
  • Anvil - Metal On Metal
  • Fear Factory - Mechanize
  • Unleashed - Blood Of Lies
  • Unleashed - This Is Our World Now
  • Lock Up - Hate Breeds Suffering
  • Lock Up - The Jesus Virus
  • Orphaned Land - The Path (Part 1) - Treading Through Darkness
  • Ektomorf - Show Your Fist
  • Ektomorf - What Doesn't Kill Me
  • Dead Means Nothing - Stay Dead
  • Corvus Corax - Rustica Puella
  • Corvus Corax - De Mundi Statu
  • CD 2:
  • Grave Digger - Rebellion
  • U.D.O. - Man And Machine
  • U.D.O. - Animal House
  • Die Apokalyptischen Reiter - Revolution
  • Endstille - When Kathaaria Falls
  • Endstille - Unburied In The Sun
  • Degradead - VXR
  • Voivod - Overreaction
  • Voivod - Experiment
  • Kampfar - Inferno
  • Rotting Christ - Aealo
  • The New Black - More Than A Man
  • Astral Doors - Call Of The Wild
  • Skyline - Wacken Hymne (We Are The Metalheads)
  • Blu-Ray:
  • "Road To Wacken" in 3D - The Movie, inklusive:
  • Edguy - Lavatory Love Machine
  • The Bosshoss - Stallion Batallion
  • Overkill - The Green And Black
  • Atrocity - The Great Commandment
  • Grave Digger - Rebellion
  • Stratovarius - Hunting High And Low
  • Edguy - Tears Of A Mandrake
  • Grave Digger - The Ballad Of Mary
  • Alice Cooper - School's Out
  • U.D.O. - Man And Machine
  • Skyline - Wacken Hymne (We Are The Metalheads) / Harder, faster, Louder

Besetzung:

Interviews:

  • keine Interviews
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