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Frequency Drift: Ghosts... (Review)

Artist:

Frequency Drift

Frequency Drift: Ghosts...
Album:

Ghosts...

Medium: CD
Stil:

Progressive Rock

Label: Progrock Records / H'art
Spieldauer: 58:57
Erschienen: 30.09.2011
Website: [Link]

Es erfordert ebensoviel Mut wie Selbstvertrauen, gleich nach Bandgründung mal eben zwei Alben rauszuhauen, die einem gemeinsamen Konzept unterstehen. Aber warum auch in Bescheidenheit leben? Die zweiteilige „Personal Effects“-Geschichte ist gegessen, auf ins nächste Konzeptabenteuer: Für „Ghosts“ verlassen FREQUENCY DRIFT vormals beschrittene urbane Wege und siedeln um in die Natur – unschwer zu erkennen an zahlreichen Wasser-, Wind- und Waldgeräuschen, die ob ihrer spirituellen Wirkung beinahe die Vertonung einer chinesischen Wuxia-Story sein könnten, die ihren Schauplatz im Jiang Hu („Flüsse und Seen“) gefunden hat.

Den spürbaren Drang zum „Cinematic Progressive Rock“, wie die Bayreuther ihren Stil selbst beschreiben, kann man der Platte durchaus zum Vorwurf machen; Sound- und Hörspieleffekte in die Musik zu packen und das Ganze mit „cinematografisch“ gleichzusetzen, ist ein oft begangenes Missverständnis, das sich auch im Fall FREQUENCY DRIFT anfangs zu bewahrheiten scheint – die recht dünne Produktion und vor allem das relativ leblose, spartanische Schlagzeug arbeiten gegen den Eindruck, man lausche einer kinoreifen Angelegenheit. Insbesondere der Longtrack „Dreams“, kühn auf Position 2 gesetzt (gleich nach dem zweiminütigen Krähen-Wasser-Klavier-Intro „Crows“), kämpft im ersten Abschnitt schwer mit sich und klingt fast wie der längst verloren gegangene Soundtrack zu einem wenig beachteten Barbaren-B-Movie aus den 80ern – wäre da nicht Antje Auers heller Gesang, der in seiner Student’s-Rock-Nüchternheit enorm an THE NURI erinnert. Die Stimme wird gerne mit zwei gleichen oder unterschiedlichen Gesangslinien überlagert oder zeitlich versetzt; auch dies geschieht anfangs ungeschickt, weil holprig, und zwar auf eine nur halb gewollte (im Sinne von: avantgardistische) Art und Weise.

Viele der augenscheinlichen Mängel verwandeln sich bald darauf aber schon in ein zwar unvollständiges, immerhin aber echtes Bild, das man wie von einer vom Regen benetzten Bruchsteintafel abliest. So flach und spröde der Eindruck (nicht zuletzt aufgrund der etwas tönernen Produktion) ist, den man sich über die Laufzeit hinweg erarbeitet, er strebt doch permanent zur Stereoskopie, versucht mit Beständigkeit, sein zweidimensionales Abbild von klaren Seen und graublauen Gewitterwolken in eine direkte Erfahrung umzumünzen.

Das mündet in diverse Stilanleihen wie dezent mittelalterlichen Folk („Ringshine“), EVANESCENCE-Balladen („Come“) oder SYLVANesken Neoprog zwischen Zierlichkeit und Zerstörung („Mermaid“), derweil Antje Auer den Refrains zu reichlich Wiedererkennungswert verhilft, indem sie sie nicht singt, sondern haucht. Stets jedoch läuft alles auf majestätische Stadionrock-Gitarrensoli mit viel Hall hinaus, die auf zerbrechliche Gebilde aus Chören, Naturhörspiel und etwas Pomp gebettet sind.

FAZIT: Es spielen einige Zwänge ein in die Ausrichtung von „Ghosts“ als naturalistisches Epos: Violine, Flöte und Harfe gehören da natürlich genauso rein wie massig Mitschnitte von plätscherndem Gewässer oder keifenden Raben. In speziellen Momenten klingt „Ghosts“ gerade als Nachfolger eines Doppelkonzeptwerks auch noch erstaunlich uneingespielt und wackelig. Andererseits überraschen FREQUENCY DRIFT immer wieder mit gut gesetzten Frickel- und Härtepassagen mit leichter 80er-Schlagseite, starken Refrains und vor allem dem Gefühl, man stünde direkt vor einem dunklen See im kalten Herbstregen. So unangenehm das auch sein mag – es ist immerhin eine Erfahrung. Sogar eine, die süchtig machen kann.

Sascha Ganser (Info) (Review 7653x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 9 von 15 Punkten [?]
9 Punkte
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Tracklist:
  • Crows
  • Dreams
  • Sadness
  • Tempest
  • Ringshine
  • Dance No More
  • Mermaid
  • Come

Besetzung:

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Interviews:
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