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MIDAS FALL - MTC, Köln - 26.02.2019
Während in der Domstadt die Vorbereitungen der närrischen Feiertage bei ungewöhnlich warmen Temperaturen in den letzten Februar-Tagen auf Hochtouren laufen, herrscht im MTC am Dienstagabend um kurz nach acht die sprichwörtlich gähnende Leere. MIDAS FALL aus Schottland haben soeben ihr viertes Album "Evaporate" veröffentlicht und geben heute als weit gereiste und viel gerühmte Band ihr Köln-Debüt vor scheinbar handverlesenem Publikum. Als Geheimtipp kann das Duo Elizabeth Heaton und Rowan Burn - auf Tour mit zusätzlichem Schlagzeuger und Bassisten - kaum gelten, wenn man sich vor Augen führt, mit wem sich MIDAS FALL bereits die Bühne geteilt und welche Lorbeeren sie eingeheimst haben.
Da der Chronist vor dem Konzertbesuch gerade mal zwei Lieder gehört hatte, werden im Folgenden weder Songtitel aneinander gereiht, noch Versuche unternommen, den Auftritt vor dem Hintergrund einer näheren Kenntnis der Band bzw. ihrer Musik einzuordnen. Manchmal halten solche jungfräulichen Begegnungen doch die schönsten Überraschungen bereit, und fürwahr: Das Konzert an diesem Abend soll ein erinnerungswürdiges werden - fern von aller Perfektion, vielmehr herzlich und leidenschaftlich.
Die vier dem Augenschein nach ziemlich jungen Briten schenken der zweifelsohne enttäuschend geringen Zahl der Besucher keine erkennbare Aufmerksamkeit und konzentrieren sich stattdessen auf sich selbst. Ein, zwei Songs sind zum Anlauf vonnöten, dann trifft Elizabeth Heaton die Töne sicher und entpuppt sich als Sängerin mit starker Stimme, die zum Erzählerischen von Singer- & Songwriter-Musik passt - und auch zum feinsinnigen Shoegaze-inspirierten Post/Prog Rock von MIDAS FALL.
Prog?
Ja, Prog!
Das darf an dieser Stelle ruhig betont werden, auch wenn die beiden Damen und die beiden Herren sich ausdrücklich nicht als Frickelkünstler*innen präsentieren, sondern eher als ebenso ambitioniert wie verpeilt.
Da wird häufig der Blickkontakt gesucht, um Einsätze nicht zu verpassen, hier und da wird vorsichtshalber mitgezählt, die eine oder andere Unstimmigkeit ist offensichtlich und fällt doch kaum ins Gewicht. Schlichtweg zu energisch und sympathisch spielt das Quartett auf, hat und verbreitet Freude an der eigenen Musik. Die Lieder sind weder kompliziert, noch in ihrem Verlauf (zu einfach) vorhersagbar, sondern sie entpuppen sich als ideenreiche Kompositionen einer Band, die selbstbewusst mit überschaubaren Mitteln (dazu zählen etliche elektronische Samples) etwas Eigenes auf die Bühne bringen möchte. Dieser Wille ist den beiden Gründerinnen in jedem Moment anzumerken, die neben ihren Gitarren auch die vor dem Schlagzeug zusätzlich aufgebaute Trommel spielen. Für Rowan Burn sind das Pausen in einem beinahe an einen Veitstanz erinnernden Bewegungsdrang, der sich nahezu unablässig Bahn bricht in Verrenkungen der zarten Frau hinter der vergleichsweise großen Gitarre. Was sie darauf intoniert, dürfte jeden verzücken, der die Energie von Explosions Of Long Distance Astronaut (and the likes) gerne aufsaugt.
Während Rowan Burn also breite Klangflächen zum Schwingen bringt, setzt Elizabeth Heaton atmosphärische Akzente mit einer Stimme, die kaum weniger einnehmend tönt als jene von Heather Nova oder Kari Rueslåtten. MIDAS FALL betören mit träumerischem Rock, der auf die Phantasie ihrer Hörer setzt. Nach knapp anderthalb Stunden inklusive einer einzigen Zugabe ist ziemlich früh Feierabend, doch die zauberische Musik klingt noch eine Weile im Inneren nach...