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Wild Rivers: Never Better (Review)

Artist:

Wild Rivers

Wild Rivers: Never Better
Album:

Never Better

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Folk-Pop, Rock, Soul-Pop, Singer/Songwriter

Label: Nettwerk
Spieldauer: 22:30
Erschienen: 26.07.2024
Website: [Link]

Never Better“ ist der Titel des dritten Albums des aus KHALID YASSEIN, DEVAN GLOVER und ANDREW OLIVER bestehenden kanadischen Trios WILD RIVERS. Es ist aber auch zugleich eine Beschreibung des Zustandes, in dem sich die Band nach eigener Aussage zur Zeit befindet. In dem Titeltrack des Albums geht es eigentlich um einen aus dem Ruder gelaufenen Flirt, den der Erzähler aber nicht aufgeben möchte, weil er nur die positiven Seiten sieht, obwohl er ahnt, dass diese Beziehung nicht ganz koscher ist.
WILD RIVERS haben sich aber entschlossen, die positive Konnotation des Begriffes „Never Better“ für das aktuelle Projekt zum Thema zu machen, da die Band nach der überstandenen Pandemie-Phase (die sie bereits mit dem Vorgängeralbum „Sidelines“ thematisierte) und einer sich anschließenden produktiven Live-Phase ihren Platz im Musik-Zirkus nach eigener Aussage nun gefunden und sich demzufolge niemals besser gefühlt hat, als gerade heute – somit also mit neu gewonnenem Selbstvertrauen positiv in die Zukunft schauen kann.


Wer allerdings glaubt, dass dabei eine Sammlung leichtfüßiger, munterer Pop-Songs entstanden sei, der unterschätzt die Vielschichtigkeit und Komplexität, die das (inzwischen um eine feste Rhythmusgruppe erweiterten) Trio schon seit jeher auszeichnete. Als sich Yassein und Glover 2013 an der Queen's University in Kingston, Ontario trafen und sich – später verstärkt um den Multiinstrumentalisten Oliver – erstmals ins Studio begaben, um gemeinsam an eigenem Songmaterial zu arbeiten, ging es zunächst mal darum, das Handwerk zu erlernen und die eigenen Möglichkeiten als Songwriter zu erforschen und danach nach einem eigenen Stil zu suchen.


Somit entwickelten sich die WILD RIVERS mit bislang zwei EPs und zwei Longplayern allmählich vom klassischen Folk-Act hin zu einem Indie-Pop-Projekt, bei dem es nicht mehr um einzelne Stile und Genres geht, sondern darum, die Songs mit geeigneten musikalischen, atmosphärischen und neuerdings auch produktionstechnischen Mitteln zu versehen, die die Inhalte bestmöglich transportieren können.
Das, was das nun vorliegende Album „Never Better“ zusätzlich prägt, ist der von zahlreiche Touren und Live-Shows inspirierte Band-Sound, der erstmalig im Studio implementiert wurde – teilweise dadurch, dass Songs wie „Anyways I Love You“ oder „Backfire“ im Wesentlichen live in einem Wohnzimmer-Setting eingefangen wurden.


Am anderen Ende der Skala befinden sich Songs wie der Titeltrack oder „Hardly Ever“ – die aufgrund ihrer komplexen rhythmischen Struktur und sorgsam inszenierter Effekte tatsächlich einen poppigen Charakter annahmen und somit im Patchwork-Verfahren produziert werden mussten.
Auch der Song „Cave“, bei dem die Band erstmals mit Rock-Elementen experimentierte, gehört in diese Kategorie, wobei Hussein anmerkt, können ja auch solch fröhliche Songs aus einem traurigen Gefühl herrühren. Alle restlichen Tracks kommen in Form melancholisch anmutender Balladen mit dezidiert souligem Touch daher - wie etwa der als Single veröffentlichte Songs „Backfire“.


Dabei gelingt WILD RIVERS etwas Bemerkenswertes: Obwohl die Songs auf der musikalischen Seite eher einen melancholischen Charakter ausstrahlen, vermitteln die Inhalte zwischen den Zeilen durchaus tröstliche wie positive Botschaften. Denn sowohl KHALID YASSEIN wie auch DEVAN GLOVER – welche die von ihnen gesungenen Songs auch selber schreiben – legen Wert darauf, in ihren Songs um Beziehungs-Probleme und Verlustängste, jeweils beide Seiten der Medaille zu betrachten, sich um Lösungsansätze – oder doch zumindest realistische Situations-Einschätzungen - zu bemühen und vor allen Dingen nicht die Schuld beim Gegenüber zu suchen.
Kein Wunder, dass die WILD RIVERS gerade den versöhnlichen Song „Anyways I Love You“ mit seiner Aussage, dass die Liebe am Ende alle Unwägbarkeiten und Zweifel überwiegt, als Schlüsseltrack des Albums betrachten. Yassein geht sogar so weit zu behaupten, dass dieser Song das erste echte Liebeslied sei, welches WILD RIVERS geschrieben haben.


Nachdem die kanadischen WILD RIVERS sich also nach eigener Aussage noch nie besser gefühlt haben als derzeit, können sie sich auf dem neuen Album „Never Better“ darauf konzentrieren, sich als Band zu konsolidieren und ihr musikalisches Universum auszudehnen – beispielsweise, indem sie den Band-Sound durch live im Studio eingespielte Aufnahmen betonen, sich stilistisch neuen Herausforderungen stellen oder an den zunehmend vielschichtiger angelegten Gesangsharmonien feilen.

Bemerkenswert ist hierbei der Umstand, dass die Musiker inzwischen über ganz Nordamerika verteilt leben: Nur ANDREW OLIVER wohnt noch in Toronto, während DEVAN GLOVER in L.A. residiert und KHALID YASSEIN in Nashville lebt und arbeitet.
Dass „Never Better“ dennoch das bislang kohärenteste und zugleich Band-orientierteste Album der WILD RIVERS geworden ist, spricht besonders dafür, dass die Musiker ihrem eigenen Anspruch, in der Produktion die Magie dessen einzufangen, was sie als 'richtige Band' auszeichnet, gerecht werden konnten.


FAZIT: Musikalisch ist „Never Better“ zweifelsohne das bislang musikalisch ambitionierteste Werk der kanadischen WILD RIVERS. Neben einer stilistischen Ausweitung in Sachen Folk- und Soul-Pop überzeugt die Band auch mit einem neuen produktionstechnischen Ansatz und einem zunehmend fülligeren und elektrifizierten Band-Sound. Einen Abzug in der B-Note gibt es trotzdem – und das ist die mit 22 Minuten dann doch irritierend kurze Spielzeit des Albums - zumal „Morongo Valley“, der letzte Track des Albums, nur eine etwa einminütige Soundcollage ist, die ANDREW OLIVER anfertigte, um die Atmosphäre bei den Aufnahmessions einzufangen. Vielleicht wollte er so bereits eine Brücke zum nächsten Album der WILD RIVERS bauen?

Ullrich Maurer (Info) (Review 1241x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Never Better
  • Cave
  • Everywhere I Go
  • Dance
  • Backfire
  • Hardly Ever
  • Anyways, I Love You
  • Morongo Valley (Interlude)

Besetzung:

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