TORTUGA bezeichnen ihre Musik als „Piraten gemachten Heavy Rock“ und verstören mit einem grell-rosafarbenen Artwork, das mit Seeräubern ungefähr so viel zu tun hat, wie Zuckerwatte mit gesunder Ernährung.

Da aber der Albumtitel „Overdressed“ bereits suggeriert, dass das hier Gebotene irgendwie 'drüber' sein wird, wirkt der optische Ersteindruck generell weniger krude, als zunächst erwartet.
Gleiches gilt für die Musik, die als erdiger Rock mit Spaß in den Backen daherkommt. U.a. geht es in Texten wie „Knock Knock“ darum, ein Alien mithilfe von Kohlsuppe und den Begleiterscheinungen ihres Konsums herbeizulocken.

Aber auch Titel wie „Powdermonkey“ zeugen davon, dass vieles nicht wirklich ernst gemeint ist, zumindest thematisch. Denn musikalisch regt die lockere Rocknummer durchaus zum Kopfnicken an, was sich tendenziell auf das gesamte Material des Albums münzen lässt.

Auch der Gesang von Captain Mary Read weiß dank eines unverkennbaren Rock-Röhren-Charmes zu gefallen und verleiht den Stücken eine gewisse Rauheit, was Texte wie „Desinfection is my Satisfaction“ tendenziell noch bescheuerter macht, als sie ohnehin schon wirken.

Trotz allem Klamauk und thematischem Schabernack erweisen sich TORTUGA aber als fähige Musiker, die wissen, was sie tun.
Natürlich muss einem der humoristische Charakter der Band generell zusagen, ist das aber der Fall, dann entpuppt sich „Overdressed“ zügig als launiges Hardrock-Album einer Band, die sich selbst (zumindest textlich) kaum ernst nimmt und dadurch mit seiner beinahe ignoranten Unbekümmertheit überzeugt.

FAZIT: Musikalisch trifft’s die bandeigene Stilbezeichnung „Piraten gemachter Heavy Rock“ eigentlich ganz gut. Klassische Hardrock-Gitarren treffen auf 80s-Flair, lassen ansonsten aber wenig klanglichen Schabernack zu. Dafür sind schließlich die Texte da. Damit sind TORTUGA sicher nichts für jedermann, aber wer sich seine musikalische Schlachteplatte mit einem optischen Äquivalent zu Zuckerwatte versüßen will, der ist mit „Overdressed“ wohl gut beraten.