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Isildurs Bane & Jinian Wilde: The Pearl Of Ever Changing Shell (Review)

Artist:

Isildurs Bane & Jinian Wilde

Isildurs Bane & Jinian Wilde: The Pearl Of Ever Changing Shell
Album:

The Pearl Of Ever Changing Shell

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Electric Chamber Rock, Progressive Rock, Art Pop, Folk, Jazz, Fusion

Label: Ataraxia/Redeye/Bertus/Just For Kicks
Spieldauer: 44:58
Erschienen: 23.02.2024
Website: [Link]

„Unsere Arbeit mit Jinian ist ähnlich wie die mit Peter Hammill von VDGG und Steve Hogarth von Marillion, die mit uns an der 2017er-Veröffentlichung 'Colours Not Found In Nature' gearbeitet haben.“ (Mats Johansson – Keyboarder von ISILDURS BANE)

Jeder Kenner außergewöhnlichen Progressive Rocks bekommt, wenn er den Namen ISILDURS BANE hört, im Grunde genommen eine Gänsehaut, denn diese 1976 gegründete Band aus Schweden vollbrachte in ihrer wechselhaften Geschichte regelrechte musikalisch sehr vielschichtige Wunder – zumindest wenn man einen Blick und ein Ohr auf ihre beinahe 50 Jahre zurückliegende Geschichte wirft, die sich bis heute zwischen Symphonic-, Art-, Klassik- und Jazz-Rock, der ausgiebig mit unzähligen akustischen wie elektrischen Instrumenten verwirklicht wird, bewegt. Hinzu kommt, dass die Tolkien-Fans sicher in dieser Musik viele Parallelen zu dem literarischen Jahrhundertwerk „Der Herr der Ringe“ entdecken werden, da ihre Musik oft wie eine Vertonung verschiedener Passgen aus dem monumentalen literarischen High-Fanasy-Dreiteiler klingen, nach dem sich die schwedischen Prog-Rocker schließlich benannten (genauer gesagt nach dem 'Einen Ring').

Leider trat nach 2005 dann um ISILDURS BANE eine 12-jährige Funkstille ein, bis sie sich wie Phoenix aus der Asche und mit einer grandiosen neuen Idee wieder erhoben und die Prog-Szene aufmischten, indem sie seitdem jeweils ein Album mit einem hochinteressanten Gast-Musiker veröffentlichten, der noch dazu in der Prog-Szene Weltruhm genießt/genoss, wobei 2017 „Colours Not Found In Nature“ mit dem MARILLION-Sänger Steve Hogarth den Anfang machte, sich auf „Off The Radar / Under The Radar“ (2019) mit KING CRIMSONs Pat Mastelotto fortsetzte und schließlich in gleich zwei Alben gemeinsam mit dem VAN DER GRAAF GENERATOR-Kopf Peter Hammill (2019 „In Amazonia“ und 2021 „In Disequilibrium“) bisher endete.

Für 2024 ließen sich ISILDURS BANE nun eine faustdicke Überraschung einfallen – aber nicht indem sie ihr aktuelles Album ohne 'Specialguest' einspielen, sondern auf einen Sänger und Texter zurückgreifen, der bei Weitem nicht solch riesigen Namen bzw. Bands wie seine Vorgänger aufweist, aber wohl gerade darum Unglaubliches leistet: JINIAN WILDE, der DAVID CROSS, dem ehemaligen Geiger von KING CRIMSON, in dessen Band seine Stimme verleiht. Und diese Stimme ist von der ersten Minute an auf „The Pearl Of Ever Changing Shell“ faszinierend, denn sie bewegt sich spielerisch zwischen Prog-Komplexität und Pop-Harmonie in einer Wechselwirkung, die selbst Freunde weniger progressiver, dafür aber rockiger und mitunter poppiger Klänge, wie man sie beispielsweise von ALAN PARSON'S PROJECT oder MANFRED MANN'S EARTHBAND kennt, sehr gut gefallen sollte.

Darum sollten wir uns schnellstens genauer der geheimnisvollen Perle in der ständig ihre Hülle verwandelnden Muschel widmen, die sich natürlich in einer ebenso wandelnden Musik auf „The Pearl Of Ever Changing Shell“ auszeichnet und mit einem zweiteiligen viertelstündigen Longtrack eröffnet wird, der von Pop bis ZAPPA, speziell wenn immer wieder die komplex-verspielten Marimba- und Vibraphon-Rhythmen auftauchen, so in etwa alle nur progressiv-kunstvollen Einflüsse in die Waag-Muschel-Schale wirft. Sogar eine gesprochene Laudatio auf das Licht schleicht sich in den ersten Teil von „Rise“, „Dream Of Light (The Tempering)“, ein und verleiht dem Stück ein wenig E.A. POE-Atmosphäre, so als würde über ihm „The Raven“ flatternd mit Unterstützung von ALAN PARSONS PROJECT-1976er-Debüt („Tales Of Mystery And Imagination – E.A. Poe“) schweben.

ISILDURS BANE haben zudem für sich und ihre Musik eine ganz eigene Schublade aufgezogen, die sie 'Electric Chamber Music' nennen und dabei alles fein sortiert von Progressive Rock über Art Pop und Fusion sowie Zappaeskes und Symphonisches wie Elektronisches und Jazziges einordnen. Bei diesem 'Ordnungssystem' halten sie sich an klare eigens auferlegte Vorlagen, die der IB-Kopf Mats Johansson auch im Falle ihrer Zusammenarbeit mit Jinian Wilde so beschreibt: „Unsere Arbeit mit Jinian ist ähnlich wie die mit Peter Hammill von VDGG und Steve Hogarth von Marillion, die mit uns an der 2017er-Veröffentlichung 'Colours Not Found' In Nature gearbeitet haben. Im Prinzip wurde die Musik etwa ein Jahr lang entwickelt, bevor wir Kontakt mit Jinian aufnahmen. Der Grund dafür war, dass wir versuchen wollten, IBs Ausdruck im Wesentlichen beizubehalten, aber dass Jinian freie Hand haben sollte, wenn es um Gesangsmelodien, Gesangsharmonien und natürlich um die Texte geht. Eine bewährte Arbeitsweise, die es sowohl IB als auch Jinian ermöglichte, sich bei der Entwicklung der Dinge frei und wohl zu fühlen.“

Eine wunderbare Einstellung, die zu dieser wunderbaren, sehr harmonischen wie auch die besten Art-Pop-Seiten beleuchtende 'Electric Chamber Rock'-Perle führt, welche sicher alle Perlentaucher des Progressive Rocks als einen weiteren Edelstein in ihrer Sammlung begrüßen dürfen.

Und so finden am Ende die Zeilen des Refrains des traurig-hymnischen letzten Songs, eine echte Ballade, ihre Erfüllung: „When the day is long / And you can't move on / I am always near // Do you hear, songs we sing / Every note and bell they ring / Whispering of home“.

Willkommen im musikalischen Zuhause, das hinter der wechselhaft harten Schale eine wahre Perle bereithält.

FAZIT: Sie gelten als einer der progressiven Lichtgestalten am Himmel des Progressive Rocks: ISILDURS BANE aus Schweden, die in den letzten Jahren mit hochinteressanten, maßgeblich ihr jeweiliges Album beeinflussenden, Gästen auftraten, wie PETER HAMMILL oder STEVE HOGARTH, denen sie Freiräume für ihre eigenen Texte und Kompositionen ließen und mit ihren IB-eigenen zu wahren Prog-Meisterwerken der Gegenwart vereinten, hinter deren selbsternannten 'Electric Chamber Rock' sich Prog, Folk, Jazz und Electronic vereinten. Genau diese Fusion setzen sie nun auch auf einer weiteren (wortwörtlichen) Prog-Rock-Perle namens „The Pearl Of Ever Changing Shell“, ihrem insgesamt 18. Album seit ihrer Gründung im Jahre 1976, gemeinsam mit dem deutlich unbekannteren singenden und textenden Gast JINIAN WILDE, Sänger in der DAVID CROSS BAND, fort. Mit diesem begnadeten Sänger arbeiteten die Schweden intensiv ein Jahr zusammen, sodass zudem erstmals auch ein stärkeres Pop-Appeal samt beachtlicher Harmonien in die Musik der Schweden einzieht, die „The Pearl Of Ever Changing Shell“ nicht nur zu einem der eingängigsten Alben von ISILDURS BANE, sondern gemeinsam mit JINIAN WILDE auch zu einem der melancholischsten wie fantasievollsten und schönsten werden lassen, das besonders – neben der CD-Version mit 12-seitigem Booklet – durch die LP-Ausgabe im Gatefoldcover samt aller im Inneren abgedruckten Texte und seinen unvergleichlichen, vollen Vinyl-Stereo-Sound besticht.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2396x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
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Tracklist:
  • Seite A (21:25):
  • Rise Part 1 & 2 (15:38)
  • *Dream Of Light (The Tempering)
  • **Trigger Finger (The Spiraling)
  • Sign Of The Times (The Calling) (5:47)
  • Seite B (23:33):
  • Born Afraid (The Binding) (6:45)
  • Sailing Home (The Following) (5:33)
  • Avalon (The Knowing) (5:35)
  • Lifetimes (The Remembering) (5:40)

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