Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Evergrey: Theories of Emptiness (Review)

Artist:

Evergrey

Evergrey: Theories of Emptiness
Album:

Theories of Emptiness

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Progressive Metal

Label: Napalm / SPV
Spieldauer: 51:10
Erschienen: 07.06.2024
Website: [Link]

Schon seit einer ganzen Weile haben EVERGREY ein Luxusproblem: Einerseits sind die Schweden Ende der 1990er gleich mit einem unverkennbaren Stil an den Start gegangen, andererseits hat dieser Stil im Laufe der Jahre allenfalls marginale Veränderungen durchlaufen, während das Songwriting von Album zu Album mal mehr und mal weniger mitreißend war. Nicht selten gewann man beim Hören den Eindruck, die Bandwürde lediglich ihren Schuh herunterspielen, und obwohl "Theories of Emptiness" unterm Strich wie eine rundere Sache klingt als der Vorgänger "A Heartless Portrait (The Orphean Testament)" (2022), ist auf der 14. Studioproduktion der Gruppe lange nicht alles Gold, was glänzt.

Tatsächlich sind EVERGREY wieder einmal am besten, wenn sie ihre Trümpfe - allen voran Gitarrist, Sänger und Bandgründer Tom S. Englunds unverkennbare Stimme - in einigermaßen kompakter Form ausspielen, und was dies betrifft, stimmt auf dem neuen Werk so einiges: Große Refrains wie in 'Misfortune' (schleppend, Keyboard und Bass dominieren in den Strophen), wo man die Hookline glatt im Fußballstadion grölen könnte, zeichnen das Album generell aus, genauso wie der erhebende Charakter der bei aller charakteristischen Melancholie eher treibenden Stücke 'Falling From the Sun', 'Say' (europäischer Progressive Power Metal wie aus dem Lehrbuch) und 'One Heart'.

Das rockige 'Our Way Through Silence' geht als mustergültige Anwendung der patentierten Formel von Piano und Gesang während der Strophen (dazwischen ein vollmundiger Chorus) durch, wobei die Rolle von Organist Rikard Zander hier genauso wenig zu unterschätzen ist wie in 'The Night Within', wo er den Gesang mit einem markanten wiederkehrenden melodischen Motiv in den Vordergrund hebt. Umgekehrt - und damit kommen wir zu den Ungereimtheiten - gehen Englunds so wichtige Vocals bisweilen unter, weil die Gitarren und das Schlagzeug schlicht unverhältnismäßig fett klingen. Zufälligerweise (?) fanden die Aufnahmen unter Englunds und Drummer Jonas Ekdahls Ägide statt, und Ex-Periphery-Bassist Adam Getgood mag der Go-To-Mixer für technischer orientierte oder extreme Acts wie Haken und Bleed From Within sein - seine Wahl für EVERGREY, die idealerweise erdig war klingen, war in Hinblick auf den überbordend druckvollen, sterilen Sound von "Theories of Emptiness" nicht optimal.

Dies führte unter anderem zu einem nicht wirklich angenehmen Industrial-Touch im mit fast sieben Minuten längsten Track 'Cold Dreams' mit einem vernachlässigbaren Beitrag von Katatonia-Sänger Jonas Renkse (fehlplatziertes Drum-Geknüppel und Growls inbegriffen) und während 'We Are the North', das geradezu aufdringlich die Muskeln spielen lässt. Das unschöne Nebeinander von Licht und Schatten, das die Platte kennzeichnet, spiegelt sich hier in unpassend verzerrten Schreie und einem spektakulären Gitarrensolo wider, während das verheißungsvoll beginnende 'To Become Someone Else' schlussendlich stumpf vor sich hin stampft und zur Halbzeit von einem redundanten Keyboard-Teppich ausgebremst wird.

Und Power-Balladen können EVERGREY besser als 'Ghost of My Hero' mit seinem synthetischen Rhythmuspuls und abgeschmackten Orchester-Arrangement. Bleibt noch ein korrigierender Hinweis auf das unsinnige Promo-Gewäsch von Band und Label, man strebe mit jedem Release nach "etwas Neuem – einer einzigartigen Nuance, einem neuen Klang, einem frischen Ansatz im Songwriting oder nach innovativen Produktionstechniken". Eher scheint es so zu sein, dass das Quintett mitunter krampfhaft nach frischen Impulsen sucht und dabei nicht immer die besten Entscheidungen trifft.

FAZIT: "Theories of Emptiness" ist ein zwiespältiges Stück Musik. Einerseits spielen EVERGREY ihre Kernkompetenzen aus und bedienen ihre Fans mit bewährt hymnischem Songmaterial, anderseits wirken der künstlich aufgeblasene Sound und mehrere missglückte kompositorische "Experimente" der Band unwürdig.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 2462x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 10 von 15 Punkten [?]
10 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • 1 Falling From the Sun
  • 2 Misfortune
  • 3 To Become Someone Else
  • 4 Say
  • 5 Ghost of My Hero
  • 6 We Are the North
  • 7 One Heart
  • 8 The Night Within
  • 9 Cold Dreams (feat. Jonas Renkse, Salina Englund)
  • 10 Our Way Through Silence
  • 11 A Theory of Emptiness

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Was legt ein Huhn?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!