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Adolescents: The Rob Ritter Tapes – Live At Starwood 1980/1981 (Review)

Artist:

Adolescents

Adolescents: The Rob Ritter Tapes – Live At Starwood 1980/1981
Album:

The Rob Ritter Tapes – Live At Starwood 1980/1981

Medium: Limitiert/farbig/Remaster/Do-LP+CD
Stil:

Punkrock, Melodic Hardcore

Label: Concrete Jungle Records
Spieldauer: LPs und CDs insgesamt jeweils 52:11 Minuten
Erschienen: 17.05.2024
Website: [Link]

„Ich habe diese Kassette in einer meiner Kassettenboxen gefunden. Niemand hat diese speziellen Bänder gehört, und sie wurden vor dieser Sammlung niemals veröffentlicht!“ (Tony Reflex – Sänger von ADOLESCENTS)

Wir erinnern uns – das ausgehende Jahr 1980 wartete mit einer der schrecklichsten und mörderischsten Musik-Mitteilungen, welche die Musikgeschichte in gewisser Weise neu schreiben sollte, auf: Am 8. Dezember 1980 wird der gerade mal 40-jährige JOHN LENNON von dem extrem religiös verpeilten 25-jährigen Fan Mark David Chapman (Mitglied der evangelikalen Born-Again-Christians, der Lennon seine Aussage, dass die Beatles bekannter als Jesus Christus seien, nie verzieh) erschossen.

Einen Tag später...
...standen die gerade erst gegründeten Punk-Pioniere mit deutlichem Hang zum Melodic Hardcore, ADOLESCENTS, im Hollywooder Starwood in Los Angeles auf der Bühne und lehrten allen Biedermännern als die lebendige Antithese von sinnvoll konzipierter und textlich anspruchsvollerer Musik das Fürchten, indem sie allen Pogo-Besessenen und auf Aggro getrimmten Fans präsentierten, wie rau, rotzig und energetisch der echte Punk mit Hardcore-Anleihen klingen kann, der alles verachtet, was nicht in wenigen Minuten an den Instrumenten und am Mikro runtergeknüppelt wird. Und genau mit diesen „The Rob Ritter Tapes – Live At Starwood 1980/1981“ gibt es nun den lebendigen, punk-geerdeten, rau-soundigen, live-bootlegigen Beweis dafür, was vor nunmehr 44 Jahren bei ADOLESCENTS live auf der Bühne ablief. Hier tropft der Rotz, der Schweiß und wahrscheinlich auch so einiges Blut, das floss, wenn man sich die Sicherheitsnadeln aus diversen Körperteilen zog, regelrecht aus den Musikboxen.


Wie ist das möglich, dass wir anno 2024 urplötzlich eine Doppel-LP (eine auf blutrotem, die andere auf hellblauem Vinyl) plus zwei dazugehörige CDs mit den gleichen Live-Aufnahmen von zwei ADOLESCENTS-Konzerten in den Händen halten, die ehemals vor 44 Jahren auf Kassette von dem mittlerweile 1990 an einer Heroin-Überdosis verstorbenem Rob Ritter mitgeschnitten wurden?

Die Antwort beruht auf einem Zufall, herbeigeführt durch die Pandemie-Zeiten. Denn während der fühlte sich der (ehemalige) ADOLESCENTS-Sänger Tony Reflex genötigt, seine Garage aufzuräumen. Hierbei entdeckte er völlig überraschend die Kassette in einem alten Kassettenrekorder, in dem sie noch steckte. Bis dahin hatte kein Anderer diese Aufnahmen jemals gehört – nun aber sind sie (natürlich in echter, aber durchaus akzeptabler Bootleg-Qualität) auf Vinyl wie CD zu hören und schließen im Grunde eine historische (Live-)Lücke im Rahmen der kalifornischen Melodic-Hardcore-Punker, die mit dieser limitierten Vinyl-CD-Ausgabe sicher viele Sammlerherzen höher schlagen lassen, gerade weil die Aufnahmen komplett unverfälscht sind, samt schräger Gitarrenarbeit, Stimmaussetzern, schräge Töne und Noten sowie schwankendem Ton-Material, das dem Alter der Kassette geschuldet ist.


Die erste Show auf diesen Tapes wurde am 9. Dezember 1980 im Starwood in Hollywood aufgenommen. Dieses Konzert ist zudem von gleich zwei Todesfällen überschattet. Einerseits von besagtem JOHN LENNON, der Musiker-Ikone und zugleich Friedensapostel schlechthin, und andererseits vom Tod der damaligen Ikone der Punkbewegung, dem GERMS-Sänger Darby Crash, der sich am 7. Dezember 1980 als 22-Jähriger mit einer Heroin-Überdosis ins ewige Punk-Nirvana verabschiedete und der sich zuvor durch seine selbstformulierte Lebensweisheit darauf schon vorbereitete: „Ich werde nicht für mein Alter sparen, weil ich kein Alter haben werde. Wenn uns das Geld ausgeht, kann ich mich immer noch umbringen“.
Klare, aber auch bescheuerte Worte, die allerdings die typische Punk-Denke der damaligen Zeit offenbaren: „Live fast die young!“ Und selbst mit diesem Scheiß-Spruch kann man als Modekette heutzutage Millionen verdienen.

Ja, des Punkers Geist ist (nicht nur sein Himmelreich, sondern) wohl ähnlich eingeschränkt wie seine drei beherrschten Gitarren-Griffe und die bedrohlich-provokant-angrifflustigen Abrotztexte, die zwar alles verurteilten, was nicht ihrem Gusto entsprach und der bombastischen Musik a'la PINK FLOYD sogar auf T-Shirts den Krieg ansagten, demgegenüber aber vor dem eigenen Leben zu wenig Achtung hatten.
Oh ja – und außerdem waren die ADOLESCENTS deutlich vor Herrn RAMMSTEIN-Lindemann mit einem echten Kinder-Hass-Song dran, wenn sie auf der Bühne ihr „I Hate Children“ rauskotzten.


Kein Wunder, dass der Punk schneller wieder zur Untergrundbewegung wurde, als erwartet – denn schließlich hatten auch viele dieser wilden Jungs ihre Seele an große Plattenfirmen verkauft und aus dem musikalischen Widerstand eine Mode gemacht.

Auch an den ADOLESCENTS ging zu der damaligen Zeit der Punker-Geist nicht so sprachlos vorüber. Denn gerade das besagte, hier aufgezeichnete 1980er-Konzert basierte auf ihrem ersten, dann 1981 veröffentlichten, selbstbetitelten Album, das, da die Punk-Szene gerade boomte, relativ erfolgreich war, aber zu jeder Menge Spannungen innerhalb der Band führte, was permanente Umbesetzungen zur Folge hatte. Dieser Auftritt spiegelt zumindest noch eine Band wider, die mit ihrer Musik das passende Ventil findet, um all ihren Frust wie die Trauer rauszulassen. Die Kassettenaufnahme beinhaltet diesbezüglich neben einzigartigen Einleitungen bis hin zu Mitschnitten von teilweise längeren Wartezeiten noch jede Menge weiterer Live-Kostbarkeiten. Alle Nuancen der Show blieben so erhalten, einschließlich der ursprünglichen Texte für „Self Destruct“ und „No Friends“, noch bevor sie für die Aufnahme des kurz darauf erscheinenden Albums abgeändert wurden.


Konzert Nummer zwei wurde am 24. März 1981 ebenfalls im Starwood aufgenommen und ist vom Sound her noch etwas besser als das erste Konzert, auch wenn anfangs das Mikro extrem schnarrt. Hier stand die Band unmittelbar vor der Veröffentlichung des bereits erwähnten ersten Albums, welches in Insider-Kreisen den Namen 'Blaues Album' erhielt. Mit einer Widmung an Jim Houseman, den Songschreiber von „Democracy“, und jeder Menge schräger Scherze auf der Bühne, fängt dieses Set den Sound und die Bühnenpräsenz von ADOLESCENTS in einer Zeit ihres wohl schnellsten Wachstums ein, das sie dann im Rahmen der Unstimmigkeiten und der ständigen Umbesetzungen selber zerstörten und sich sogar das erste Mal auflösten...
Alles Weitere ist Geschichte, die später geschrieben wurde, aber nichts mehr mit diesen für jeden Sammler der Punk- oder ADOLESCENTS-Szene so wertvollen Aufnahmen zu tun hat, denn für ihren „Self-Destruct“ sorgten die kalifornischen Melodic-Hardcor-Punk-Pioniere dann schon selber.


FAZIT: „The Rob Ritter Tapes - Live At Starwood 1980 / 1981“ von den 1980 in Kalifornien gegründeten Punk-Pionieren ADOLESCENTS, die zudem jede Menge Melodic Hardcore in ihre brachialen Musik-Attacken einfließen ließen, ist ein Muss für Fans der Punkrock-Geschichte und bietet einen knallharten Einblick in die Anfangstage einer Band und deren Mitglieder, die sich nach den ersten Erfolgen nicht mehr grün waren und erstmals kurz nach diesen Konzerten auflösten. Die hier (in mittelmäßigem bis guten Bootleg-Niveau) enthaltenen Live-Aufnahmen werden digital als limitierte Digisleeve-Doppel-CD und limitierte farbige 180g-Doppel-LP (mit beigefügten CDs) veröffentlicht, nachdem sie der ehemalige Sänger beim Aufräumen seiner Garage während der Pandemie in einem Kassettendeck entdeckte. Diese bisher unveröffentlichten Live-Aufnahmen vom 9. Dezember 1980 und 24. März 1981 sind echte Raritäten im Punk- sowie ADOLESCENTS-Umfeld und nehmen uns auf eine musikalische Reise mitten in das Hollywood der frühen 1980er-Jahren mit, die geprägt von dem Mord an JOHN LENNON und dem Drogentod der GERMS-Punk-Ikone Darby Crash waren. Aus historischer Sicht absolute Höchstnote, aus musikalischer dann doch eher Mittelmaß. Als Sammlerobjekt der Limitierung wegen zudem hochgradig interessant.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1331x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • VINYL
  • Seite A = The Rob Ritter Tapes – December 9, 1980 =:
  • No Way
  • Self Destruct
  • Do The Eddy
  • No Friends
  • Word Attack
  • LA Girl
  • Democracy
  • I Hate Children
  • Seite B = The Rob Ritter Tapes – December 9, 1980 =:
  • Kids Of The Black Hole
  • Who Is Who
  • Wrecking Crew
  • Rip It Up
  • Creatures
  • Amoeba
  • Seite C = The Rob Ritter Tapes – March 24, 1981 =:
  • Word Attack
  • I Hate Children
  • Self Destruct
  • Democracy
  • Amoeba
  • Who Is Who
  • Seite D = The Rob Ritter Tapes – March 24, 1981 =:
  • No Friends
  • Creatures
  • Rip It Up
  • No Way
  • House Of The Rising Sun
  • CD 1 = The Rob Ritter Tapes – December 9, 1980 = (28:41):
  • No Way
  • Self Destruct
  • Do The Eddy
  • No Friends
  • Word Attack
  • LA Girl
  • Democracy
  • I Hate Children
  • Kids Of The Black Hole
  • Who Is Who
  • Wrecking Crew
  • Rip It Up
  • Creatures
  • Amoeba
  • CD 2 = The Rob Ritter Tapes – March 24, 1981 = (23:30):
  • Word Attack
  • I Hate Children
  • Self Destruct
  • Democracy
  • Amoeba
  • Who Is Who
  • No Friends
  • Creatures
  • Rip It Up
  • No Way
  • House Of The Rising Sun

Besetzung:

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