Partner
Services
Statistiken
Wir
Ursular: Preta (Review)
Artist: | Ursular |
|
Album: | Preta |
|
Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Doom-, Stoner-, Psychedelic-Rock |
|
Label: | OMN Label Services | |
Spieldauer: | 38:36 | |
Erschienen: | 21.07.2023 | |
Website: | [Link] |
Wie in Trance entsteigt der Geist dem Körper und driftet in Richtung unwirklicher Sphären, die zwar eine vielfältige Farbenpracht präsentieren, jedoch langsam und konzentrisch um ein dunkles, nebulöses Zentrum kreisen, das jeden ihm zugewandten Schritt beschwerlicher werden lässt. Diesem Zustand geht ein intensives Studium des Debütalbums „Preta“ der Berliner Doomköppe URSULAR voraus.
Die Band um Frontfrau Babett kombiniert allerlei Schneckentempometall mit der klanglichen Vielfalt eines Saxofons und verkittet eventuelle Ritzen im Sound mit einer psychedelischen Komponente, die aber eher in hexenhafte Düsternis abgleitet, als Blümchen-Ästhetik zu verbreiten.
Dabei klingen die Songs mitunter dräuend, vibrieren beständig im Tieftonbereich und scheuen auch manchen progressiven Einschlag nicht. Interessant ist vor allem das Zusammenspiel von Saxofon und Gitarre, denn beide Instrumente sind maßgeblich für die Schattierungen des Sounds verantwortlich.
So baut sich der Opener „Sirens“ mit regelrecht entspannter Melodieführung auf, bevor der Groove gemächlich anschiebt und der betörende Gesang auf den dräuenden Mittelteil vorbereitet. Hier wird’s dunkler, die Riffs drücken mehr, ehe der markante Klang des Saxofons in ein vibrierendes Riff überleitet, das einen kurzen Moment gar die Kälte des Black Metal ausstrahlt. Dazu passt auch, dass sich Babett zu einem verzweifelten Schrei hinreißen lässt, ehe die letzten Minuten des Songs wieder dem Saxofon überlassen werden, was die klamme Stimmung weniger eindämmt als vielleicht erwartet.
„Malediction“ schreitet erstmal zäh voran, schafft einem Riff Platz, das sich in seiner Einfachheit sofort im Ohr festbeißt, ehe die Strophen repetitive Muster mit dem ätherisch-dunklen Organ der Sängerin vereinen. Diesmal wirkt das Saxofon aber ein wenig verspielter und bekommt auch längere Passagen am Stück zugesprochen, was dem Instrument eine zweite Lead-Stimme, neben dem Gesang zukommen lässt. Auch die behäbigen Aufbauten der einzelnen Parts des Songs wirken zu keiner Zeit langatmig, denn einerseits sind die Melodien des Saxofons, aber auch der Gesang spannend gestaltet und andererseits sorgt eine unterschwellige Dunkelheit dafür, dass sich nach und nach das Gefühl einer Trance breitmacht.
„Livores“ nutzt dieses entstandene Gefühl gekonnt aus und führt mit schweren Riffs weiter gen Dunkelheit, wobei speziell der einnehmende Gesang hier etwas mehr in den Vordergrund rückt. Vielleicht ist das aber auch der zwischenzeitlichen Ruhe des Songs geschuldet, denn der Mittelteil schafft Platz für langgezogene Töne am Saxofon und einfach wirkende Gitarrenmelodien, die hier und da an weniger farbenfrohe Psychedelika gemahnen. Überhaupt ist die stete Wiederholung von einfachen, aber prägnanten Motiven eine Stärke dieses Albums, denn es erzeugt eine atmosphärische Tiefe, die beständig zu fesseln weiß.
Da ist auch „Golem“ keine Ausnahme.
Gerät der Anfang zunächst sehr sphärisch und entspannt, wirkt es zugleich so, als ob hier eine Sprungfeder immer weiter zusammengedrückt wird. Dann setzt zäher Groove ein und das Saxofon lässt eine dunkle Tonmelange vom Stapel, die dem Instrument beim ersten Eindruck wohl kaum jemand zugetraut hätte (Na gut, anhand der vorangegangene Stücke wahrscheinlich schon…). Der mehrstimmige Gesang wirkt mit seiner Mischung aus dunklem Raunen, klarem Gesang und hysterischen Schreien eher wie eine ritualhafte Beschwörung und bekommt plötzlich eine fast engelsgleiche Wendung. Babetts Stimme bleibt trotzdem unheilvoll raunend, transportiert aber deutlich mehr Wärme. Zusammen mit dem Saxofon und der finsteren Stimmung, die sich dank der Gitarren immer mehr ausbreitet, doomt sich der Song in eine regelrechte Trance, aus der auch das letzte dunkle Raunen kaum herausreißt. im Gegenteil: Die letzten Schreie der Frontfrau entlassen den Hörer mit einem Gefühl von Beklemmung, aber auch Faszination.
FAZIT: URSULARs „Preta“ ist ein ekstatisches Werk. Mal drängend, dann verführerisch und federleicht erzeugt die Musik einen mitreißenden Strudel zwischen Finsternis, spiritueller Verbundenheit und musikalischer Extravaganz, der man sich unbedingt hingeben muss. Wer mit mystisch angehauchter Musik vertraut ist, wird auch hier fündig werden. Ein spannendes Album einer Band, die genau weiß, was sie will und enormes Potenzial für weitere Alben mitbringt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Siren
- Malediction
- Livores
- Golem
- Bass - Kay Assel
- Gesang - Babett Richter
- Gitarre - Tim König
- Schlagzeug - Markus Baumbach
- Sonstige - Babett Richter (Saxofon)
- Preta (2023) - 13/15 Punkten
-
keine Interviews