Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Pale Blue Eyes: This House (Review)

Artist:

Pale Blue Eyes

Pale Blue Eyes: This House
Album:

This House

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Singer/Songwriter, Indie- und Dream-Pop, New Wave, Shoegaze

Label: Full Time Hobby
Spieldauer: 43:47
Erschienen: 01.09.2023
Website: [Link]

„Veränderungen sind unvermeidlich. Man muss alles annehmen: das Gute, das Schlechte und das furchtbar Hässliche.“ (Matthew Board, Sänger, Gitarrist und Songwriter von PALE BLUE EYES)

„Was ist denn das für ein seltsam vergilbtes, in schlimm-verschwommener Bildqualität aufgenommenes Foto, welches das Platten-Cover des aktuellen Albums der PALE BLUE EYES ziert?“, werden sich sicherlich viele fragen, wenn sie die Platte in der Hand halten und das Cover genauer zu betrachten versuchen. Verkaufsfördernd ist das eigentlich nicht. Doch darum geht es dem PBE-Kopf Matthew Board auch gar nicht. Denn bereits der Album-Titel „This House“ sowie das Motiv mit den beiden Eheleuten vor dem Haus gibt mehr Aufschluss darüber, in welche Richtung sich das zutiefst persönliche Album bewegt.

Mit „This House“ nimmt Matthew Board, der singende Gitarrist des Trios mit den blassblauen Augen Abschied von seinen verstorbenen – auf dem Cover-Foto verewigten – Eltern, die er eigentlich bis dahin nie so richtig loslassen konnte, wozu er selber feststellt: „Als meine Mutter fünf Jahre nach meinem Vater starb, lag eine Spannung in der Luft, die jeden im Raum miteinander verband. Die Zeit blieb stehen. Ich hatte das Gefühl, für den Moment eine andere Dimension zwischen Leben und Tod zu betreten. Tage und Wochen später sah ich meine Familie in jeder Ecke des Hauses – all die Erinnerungen, Geister und Erlebnisse. Dann fühlte es sich allmählich an, als wäre die Zeit für einen Neuanfang angebrochen, um das Haus und meine wunderbaren Eltern zu verlassen.“

Schon unter diesem Aspekt, in dem jede Menge Melancholie mitschwebt, ist klar, dass die Stimmung auf „This House“ eine ganz ähnliche ist. Allerdings versinkt hier niemand in Selbstmitleid, sondern durchstreift noch einmal das Haus, schwelgt in der einen oder anderen Erinnerung (musikalisch wie textlich), um am Ende die Tür mit einem doch guten, optimistisch gestimmten Gefühl dauerhaft zu schließen soviel Trauer dabei auch nachhallt.

Musikalisch gehen in diesem Haus geneinsam mit den PALE BLUE EYES anscheinend auch die COCTEAU TWINS oder STEREOLAB sowie JAMES und solche Elektronik-Tüftler wie BRIAN ENO oder ein BOWIE zu Berliner Trilogie-Zeiten („Heroes“, „Low“ und „Lodger“) ein und aus und verleihen dem verspielten Indie-Rock mit vielen elektronischen Finessen eine besondere Aura.

Schwebende Sounds, flirrende Gitarren, Synthie-Flächen und treibende Drum-Rhythmen gehören hierbei genauso zum Klangbild wie der eindringliche, hohe Gesang oder schwer zu ortende Electronics und Verfremdungen. Alles ist gut abgestimmt in „This House“, wechselt mitunter die musikalische Atmosphäre ähnlich wie man die Räume wechselt oder überlässt den Beats die Richtung zur nächsten Entdeckung.

Post-Rock-Elemente und New Wave, Synth-Pop und Indie-Rock vereinen sich in dem Haus, dessen Türen sich mit dem letzten Ton des Albums auf dem siebenminütigen „Underwater“ (Ein Song, der tatsächlich eine Atmosphäre verbreitet, als würde man sich unter Wasser befinden und am Ende sogar 'ausblubbert'!) endgültig schließen.

Gerade das Ende hinterlässt dann doch noch einen sehr nachdenklichen, traurigen und ungewissen Eindruck und die Frage: Wie geht’s nun weiter?
In der Beziehung müssen wir uns einfach überraschen lassen und auf das nächste, vielleicht nicht ganz so emotional-intime, Album der PALE BLUE EYES warten.

Ein wenig überrascht auch die LP-Ausgabe von „This House“, die man bei dieser Thematik eigentlich als typisch schwarzes Vinyl erwarten würde.
Ein Irrtum, denn „This House“ wurde auf durchsichtiges Vinyl gepresst. Trotzdem ist das Album oft eher undurchsichtig und das Haus, welches wir unter Boards Führung betreten, öffnet uns nicht alle Türen, sondern hinterlässt manchmal nur die eine oder andere geheimnisvolle Stimmung dahinter – so als würden wir unser Ohr zum Lauschen an die geschlossene Tür legen, während uns dabei die eigenen Erfahrungen und Erinnerungen im Kopf herumschwirren.

FAZIT: Mit „This House“ (als LP-Ausgabe auf transparentem Vinyl) legen PALE BLUE EYES unter Federführung ihres Sängers und Gitarristen Matthew Board ihr intimstes und zugleich bedrückendstes Album vor, da es sich um das Haus seiner Eltern dreht, die beide verstorben sind, deren (liebevoller) Geist dort aber weiterhin zu wohnen scheint. So fällt der Abschied sehr schwer und dieses Album ist ein wenig (oder ganz viel) auch der Versuch, endlich die Tür hinter sich und den verstorbenen Eltern zu schließen und all die Trauer dahinter mit einzuschließen. Musikalisch bleiben sich PALE BLUE EYES dabei mit ihrer Mischung aus Post-Rock-Elementen und New Wave, Synth-Pop und Indie-Rock sowie elektronischen Beats treu, auch wenn alles bei diesem Thema textlich wie musikalisch deutlich eine Spur mehr melancholisch ausgefallen ist: „I look around the room and understand / I see so much of you remains / So much still remains…“ (Letzte Zeilen aus dem Album, verewigt im Song „Underwater“).

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1243x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Seite A (21:14):
  • More (4:17)
  • Simmering (3:10)
  • Hang Out (3:03)
  • Spaces (3:06)
  • Heating's On (3:38)
  • Our History (4:00)
  • Seite B (22:33):
  • Million Times Over (3:30)
  • Illuminated (3:48)
  • Sister (4:14)
  • Takes Me Over (3:47)
  • Underwater (7:14)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Vervollständige: Wer anderen eine ___ gräbt, fällt selbst hinein.

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!